Wer regelmäßig verschiedene Medikamente einnehmen muss, kennt das Dilemma: Schnell ist eine Pille vergessen oder die Dosierung war falsch. Auch Ärzte haben nicht immer mögliche Wechselwirkungen im Blick. Der neue E-Medikationsplan soll mehr Sicherheit bieten und bald per App abrufbar sein.
Inhalt des Ratgebers
Was ist ein Medikationsplan und warum ist er so wichtig?
Der Weltgesundheitsorganisation zufolge halten sich weltweit nur die Hälfte der Patienten an die Therapie-Empfehlungen ihrer Ärzte. Sie nehmen verschriebene Medikamente nicht oder nicht richtig ein, zum Beispiel weil sie nicht daran denken oder zu bequem sind. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Behandlung schlägt möglicherweise gar nicht oder nicht im gewünschten Maß an. Im schlimmsten Fall müssen die Patienten sogar ins Krankenhaus.
Tatsächlich gehen rund fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen auf das Konto von Medikamenten und ihren Nebenwirkungen. Ein Viertel könnte vermieden werden, wenn die Patienten die richtigen Arzneimittel in der korrekten Dosierung einnehmen würden. Ärzte und Patienten sind also gleichermaßen gefragt: Behandler müssen Wechselwirkungen vermeiden und Patienten müssen sich an die Vorgaben zur Einnahme halten. Das ist oft leichter gesagt als getan - vor allem bei chronisch Kranken, die viele Präparate brauchen.
Abhilfe schaffen bundeseinheitliche Medikationspläne (BMP), die bislang nur in Papierform verfügbar waren. Sie helfen den Patienten, den Überblick zu behalten. Da entsprechende Ausdrucke allerdings schnell verloren gehen und lediglich für Patienten, nicht für Behandler gedacht sind, werden sie bald in digitaler Form zur Verfügung stehen.
Der E-Medikamentenplan soll noch im zweiten Quartal dieses Jahres kommen. Dann haben alle Patienten Anspruch darauf, die mindestens drei von der Kasse bezahlte Medikamente für mindestens 28 Tage einnehmen.
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Welche Informationen enthält der E-Medikationsplan?
Der E-Medikationsplan wird alle Daten aufführen, die für deine Arzneimitteltherapie wichtig sind, wie etwa:
Persönliche Daten: Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Adresse
Medikamente: vom Arzt verschriebene und in der Apotheke auf eigene Faust erworbene Arzneimittel, Hinweise zur Einnahme (Dosis, Zeitpunkt, Häufigkeit), eventuell in der Vergangenheit eingenommene Medikamente
Behandlungsrelevante Daten: Gewicht, bestimmte Blutwerte, Allergien oder Unverträglichkeiten
Kommentare: zum Beispiel Begründung für bestimmte Verordnungen
Natürlich ist die Nutzung des E-Medikationsplans freiwillig. Nur wenn du es möchtest, werden all die Daten zentral gespeichert. Du kannst auch weiterhin den bundeseinheitlichen Medikationsplan in Papierform erhalten, ohne der Datenspeicherung zuzustimmen.
Als ottonova Kunde hast du schon heute mit der App den vollen digitalen Durchblick und alle wichtigen Informationen zu deiner Gesundheit und Krankenversicherung an einem Ort nur einen Tap entfernt.
Wo werden die Daten gespeichert?
Der E-Medikationsplan soll auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. So können alle Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker auf die Daten zugreifen. Später soll der Medikationsplan auch in der elektronischen Patientenakte (ePA) abgelegt werden.
So bekommst du deinen E-Medikationsplan:
Sammle vorab alle Informationen, die für deinen E-Medikationsplan wichtig sind (bestehende Einnahmepläne in Papierform, Arzneimittelnamen, Unverträglichkeiten etc.).
Geh zum Arzt, Zahnarzt oder Apotheker deines Vertrauens. In der Regel ist der Hausarzt der beste Ansprechpartner, da er meist für die Koordination anderer Behandler verantwortlich ist.
Lege deine Gesundheitskarte vor und gebe die PIN-Nummer ein, die du von deiner Krankenkasse erhalten hast.
Jetzt ist der E-Medikationsplan freigeschalten und du kannst deine Daten angeben.
Good to know:
Du kannst einen Angehörigen autorisieren, die Daten freizuschalten, wenn du beispielsweise einen Unfall hattest und nicht ansprechbar bist. Und wenn es Medikamente gibt, die du nicht in deinem Plan listen lassen möchtest, kannst du die Eingabe verhindern. Das könnte zum Beispiel bei Arzneimitteln gegen Geschlechtskrankheiten oder zur Potenzsteigerung der Fall sein. Um mögliche Wechselwirkungen einschätzen zu können, wünschen sich Ärzte allerdings einen möglichst vollständigen Medikationsplan.
Gesundheitspflege: Was du mit deinem elektronischen Medikationsplan machen kannst
Dein Medikationsplan hilft Ärzten und Apothekern, dir die richtigen Wirkstoffe zu verschreiben und Fehl- oder Doppelverordnungen zu vermeiden.
Das spielt vor allem eine Rolle, wenn du
akut krank bist und ein neues Medikament brauchst.
chronisch krank bist und sich die Dosis oder die Einnahmezeitpunkte deines Medikaments ändern.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vermeiden willst.
Wenn du beim nächsten Arzt-Besuch möchtest, dass dein Arzt auf die Daten zugreifen kann, legst du einfach deine Gesundheitskarte vor gibst deine PIN ein. Sobald die elektronische Patientenakte als App verfügbar ist, wirst du auch zu Hause jederzeit auf den elektronischen Medikationsplan zugreifen können. Ab dem 01. Januar 2021 kannst du dir also bequem auf dem Smartphone anzeigen lassen, wann du welche Medikamente zu nehmen hast.
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Vor allem Ältere und chronisch Kranke, die häufig viele Medikamente nehmen müssen, werden vom neuen E-Medikationsplan profitieren. Dass Medikationspläne an sich eine gute Idee sind, zeigt ein Modellprojekt mit analogen Dokumenten. Dabei gaben 92 Prozent der teilnehmenden Patienten an, dass sie nach 12 Monaten Anwendungszeit sehr zufrieden mit ihrem Medikationsplan sind. Sie finden sie übersichtlich und verständlich.
84 Prozent fühlen sich sicherer im Umgang mit ihren Arzneimitteln. Auch die Ärzte waren zufrieden, bemängelten jedoch, dass viele Patienten ihre Papier-Dokumente zu Hause vergessen. Man kann also vermuten, dass der E-Medikationsplan zu einer echten Verbesserung führen wird. So sieht es auch Prof. Dr. Schulz von der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker (ABDA):
Werden die Daten sicher sein?
Der elektronische Medikationsplan wird in der E-Patientenakte gespeichert sein, sobald sie verfügbar ist. Die Frage ist also, ob die digitale Patientenakte vor dem Zugriff Unbefugter geschützt sein wird. Das Gesundheitsministerium, das den Ausbau der digitalen Krankenakte vorantreibt, weiß natürlich um die sensiblen Daten. Deshalb nimmt sie den Datenschutz sehr ernst. Für die technische Implementierung ist die gematik zuständig, die medizinische Software entwickelt und die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens operativ umsetzt.
Regelmäßige Kontrollen und ein ausgefeiltes Sicherheitsmanagement sollen dafür sorgen, dass kein Unbefugter an die Daten kommt, die in der ePA gespeichert sind. Nur Heilberufler haben darauf Zugriff – Banken und Arbeitgeber übrigens nicht. Alle Richtlinien sind im Patienten-Datenschutz-Gesetz festgelegt, das der Bundestag im April 2020 beschlossen hat.
Der E-Medikationsplan ist Teil einer umfassenden Neugestaltung des Gesundheitssystems, das immer digitaler werden soll. Die Telematikinfrastruktur, die Vernetzung verschiedener Leistungserbringer, ist bereits am Entstehen. Das E-Health-Gesetz, das die Umsetzung regelt, ist bereits beschlossen. Bald wirst du mit einem elektronischen Rezept zur Apotheke gehen und auf all deine Befunde jederzeit zugreifen können.
HIER SCHREIBTJeannette Stowasser
Jeannette ist Online-Redakteurin für Gesundheit und schreibt seit 2011 Artikel, E-Books und Whitepaper zu den verschiedensten medizinischen Themen.