Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind ein wiederkehrendes Thema, das viele Versicherte jedes Jahr beschäftigt. Die Ursachen dafür sind vor allem gestiegene Ausgaben für Leistungen wie etwa Medikamente oder Behandlungen im Krankenhaus: Die allgemeinen Gesundheitskosten steigen aufgrund des medizinischen Fortschritts und der Inflation kontinuierlich an. Einige Versicherer und Tarife sind dabei aber stärker betroffen als andere, abhängig von den spezifischen Leistungen, die abgedeckt werden. Es ist daher ratsam, sich über Optionen wie einen Tarifwechsel oder eine Anpassung des Selbstbehalts in Betracht zu ziehen, um die Kosten im Rahmen zu halten.
ARTIKEL FACHLICH GEPRÜFTvon unseren PKV-Experten
Inhaltsverzeichnis
Alles Wichtige zur PKV-Beitragserhöhung
Jede private Krankenversicherung (PKV) muss jährlich prüfen, ob eine Beitragsanpassung notwendig wird. Diese Prüfung kann zu Beitragssteigerungen oder sogar Beitragssenkungen führen.
Private Krankenversicherungen dürfen ihre Beiträge allerdings nur dann anpassen, wenn die tatsächlichen Leistungsausgaben die kalkulierten Kosten um mindestens 5 oder 10 Prozent (je nach Tariffestlegung) übersteigen oder die Sterblichkeitsrate um mindestens 5 Prozent abweicht.
Steigende Beiträge in der PKV resultieren hauptsächlich aus Kostensteigerungen im Gesundheitswesen, zum Beispiel im Krankenhausbereich, bei Medikamenten oder durch neue Behandlungsmethoden.
Prämienerhöhungen garantieren Privatversicherten langfristig den vertraglich zugesicherten Versicherungsschutz.
Wie kommt es zu einer PKV-Beitragserhöhung?
Ein Grund für die Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung sind die steigenden Leistungsausgaben für medizinische Behandlungen, Arzneimittel und Krankenhausaufenthalte. Um diese steigenden Kosten aufzufangen, werden die Beiträge angehoben.
Dennoch gibt es Strategien für Privatversicherte, um die Belastung abzufedern. Ein Tarifwechsel innerhalb der bestehenden Versicherung oder zu einem anderen Versicherungsunternehmen, die finanzielle Last zu reduzieren.
Es lohnt sich für Privatversicherte, die von einer PKV-Beitragserhöhung betroffen sind, mögliche Alternativen zu prüfen, um langfristig Kosten zu optimieren.
Denn ein frühzeitig Wechsel in günstigere Tarife führt nicht zwangsläufig zu optimaleren Kosten. Möglicherweise kommt es im neuen Tarif kurze Zeit später zu einer Beitragsanpassung oder es werden darin geringere Alterungsrückstellungen gebildet, die dann im Alter zu Beitragserhöhungen führen, da Rückstellungen gebildet wurden.
Wann steigen die PKV-Beiträge?
Krankenversicherer dürfen die Beiträge nicht willkürlich erhöhen. Die Anpassungen unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben und müssen von unabhängigen Treuhändern geprüft werden. Erst wenn die Gesundheitskosten einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, wird eine Überprüfung der Kalkulation eingeleitet.
Übersteigen die tatsächlichen Kosten die kalkulierten Leistungsausgaben um einen bestimmten Schwellenwert (je nach Tarif 5-10 %), sind private Krankenversicherungen gesetzlich dazu verpflichtet ihre Beiträge Beiträge zu überprüfen. Angepasst werden die Beiträge erst dann, wenn die Abweichung nicht nur vorübergehend ist. Auch wenn die Sterblichkeit um mehr als 5 Prozent abweicht, müssen PKV-Beiträge angepasst werden.
Die finale Prüfung der Beitragsanpassung erfolgt durch einen unabhängigen Treuhänder, der sicherstellt, dass die Beitragserhöhungen auf einer nachvollziehbaren und rechtmäßigen Grundlage beruhen.
Im letzten Schritt wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) informiert. Wird kein Einspruch eingelegt wird, kann die BAP durchgeführt werden. Sind die Begründungen nicht ausreichend oder fehlerhaft, kann eine Erhöhung sogar unwirksam sein.
Handlungsoptionen bei einer PKV-Beitragserhöhung
Steigen die Beiträge, gibt es Wege für Privatversicherte, die finanzielle Belastung zu reduzieren. Nicht in allen Tarifen oder bei allen privaten Krankenversicherungen werden die Beiträge gleichermaßen erhöht. Daher lohnt es sich, deine Optionen genau zu prüfen und individuelle Lösungen auszuloten.
Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt von verschiedenen Faktoren wie Tarifstruktur, Gesundheitszustand und Alter ab.
Während einige Versicherte von einem internen Tarifwechsel profitieren können, kommt für andere eine Erhöhung der Selbstbeteiligung infrage. Auch der Wechsel in eine andere private Krankenversicherung kann eine sinnvolle Strategie sein.
Interner PKV-Tarifwechsel
Ein interner Tarifwechsel innerhalb der privaten Krankenversicherung kann eine effektive Möglichkeit sein, die Beiträge zu senken, ohne auf wichtige Leistungen verzichten zu müssen. Denn jeder und jede privat Versicherte hat laut Versicherungsvertragsgesetz (VVG) das Recht, innerhalb seiner Versicherungsgesellschaft in einen anderen Tarif zu wechseln.
Bietet der Tarif gleichwertige oder etwas weniger Leistungen, ist der Tarifwechsel sogar ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich. Selbst wer bereits älter ist oder Vorerkrankungen hat, kann so durch einen Tarifwechsel oft spürbare Einsparungen erzielen. Je nach Ausgangslage sind Ersparnisse von im Schnitt mehreren Hundert Euro im Jahr möglich, ohne dass dabei wesentliche Leistungen verloren gehen.
Nur wenn in einen höherwertigen PKV-Tarif gewechselt wird, spielt der Gesundheitszustand eine Rolle, da eine erneute Gesundheitsprüfung vor Abschluss gemacht werden muss.
Ein weiterer Vorteil: Der Wechsel ist jederzeit möglich und nicht an feste Fristen gebunden. Zudem können bei einem internen Tarifwechsel alle Altersrückstellungen in den neuen Tarif mitgenommen werden.
Wechsel zu einer anderen PKV
Deine private Krankenversicherung hat die Beiträge erneut erhöht? Dann spielst du vielleicht mit dem Gedanken, den Versicherer zu wechseln. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Wechsel sinnvoll sein – vor allem, wenn du noch recht jung bist und noch nicht all zu viele Altersrückstellungen bei deiner jetzigen Versicherung angespart hast. Doch bevor du dich für diesen Schritt entscheidest, solltest du alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.
Ein Wechsel bringt einige Herausforderungen mit sich. Zum einen erfolgt eine erneute Gesundheitsprüfung, bei der Vorerkrankungen zu Risikozuschlägen oder sogar zur Ablehnung führen können. Zum anderen können bereits angesparte Altersrückstellungen nicht vollständig mitgenommen werden. Wurde der Tarif vor 2009 abgeschlossen, ist eine Mitnahme gar nicht möglich.
Deshalb ist es wichtig, den Wechsel nicht vorschnell zu entscheiden. Eine ausführliche Beratung hilft dir dabei, die beste Option für deine individuelle Situation zu finden und langfristig von einem stabilen und fairen Beitrag zu profitieren und gleichzeitig keine Abstriche beim Leistungsumfang machen zu müssen.
Beratung zu einer Beitragserhöhung in der PKV
Berechnung der Beitragserhöhung in der PKV
Für viele Versicherte ist kaum nachvollziehbar, warum die Beiträge steigen. Doch hinter den Anpassungen stecken verschiedene Faktoren, die von den Versicherungsunternehmen genau analysiert werden.
Die Berechnung der Beiträge in der privaten Krankenversicherung – und damit auch die Beitragserhöhungen – folgt anders als in der gesetzlichen Krankenkasse (einkommensabhängig) komplexen versicherungsmathematischen Regeln.
Faktoren zur Berechnung einer PKV-Beitragserhöhung
Leistungsausgaben:
Ein zentraler Aspekt ist die Entwicklung der Gesundheitskosten. Steigen die Preise für medizinische Behandlungen, Medikamente oder Krankenhausaufenthalte, hat das Auswirkungen auf die Kalkulation der Beiträge.
Lebenserwartung:
Auch die allgemeine Lebenserwartung spielt eine Rolle, da Versicherer langfristig Rücklagen bilden müssen, um Kostensteigerungen auch langfristig bis ins hohe Alter abzufedern.
Rechnungszins:
Zusätzlich fließt der Rechnungszins in die Berechnungen ein – er beschreibt, wie hoch die Zinserwartung der privaten Krankenversicherung ist und beeinflusst somit, ob die Beiträge stabil gehalten werden können. Denn private Krankenversicherungen legen die Beiträge, um so am Finanzmarkt Gewinne zu erwirtschaften. Wenn weniger Gewinne erzielt werden als durch den Rechnungszins angenommen wurde, muss bei der nächsten Beitragsanpassung der Rechnungszins nach unten korrigiert werden und dies mit höheren Beiträgen ausgeglichen werden.
Medizinische Inflation:
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die medizinische Inflation. Neue Behandlungsmethoden und fortschrittliche Technologien verbessern zwar die Versorgung, treiben aber oft gleichzeitig die Behandlungskosten in die Höhe.
All diese Faktoren führen dazu, dass Versicherungen regelmäßig ihre Tarife anpassen, um die zugesicherten Leistungen auch in Zukunft erbringen zu können.
Letztendlich hängt die langfristige Beitragsentwicklung von vielen Faktoren ab – für Versicherte ist es daher wichtig, regelmäßig die eigenen Kosten zu überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen.
Beitragsentwicklung der PKV im Vergleich zur GKV
In der Praxis zeigt sich, dass die GKV-Beiträge in den letzten 20 Jahren stärker gestiegen sind als die der privaten Krankenversicherungen, durch steigende Ausgaben für Gesundheitsleistungen und um demografische Veränderungen auszugleichen.
Die gesetzlichen Krankenkassen nahmen in den letzten Jahren fast jährlich Beitragserhöhungen vor. In der PKV hingegen erfolgen Beitragserhöhungen meist in größeren Abständen, fallen dann aber oft spürbarer aus.
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Statistik: Beitragssteigerungen in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung im Zeitverlauf
FAQs zur Beitragserhöhung in der PKV
Eine private Krankenversicherung kann ihre Beiträge grundsätzlich einmal im Jahr anpassen, allerdings nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Eine Erhöhung wird notwendig, wenn die tatsächlichen Kosten für medizinische Behandlungen deutlich über den ursprünglich kalkulierten Ausgaben liegen. Erst wenn dieser Schwellenwert überschritten wird, darf der Versicherer eine Anpassung vornehmen, um die langfristige finanzielle Stabilität des Tarifs zu gewährleisten.
Einer Beitragserhöhung kannst du nicht direkt widersprechen, da sie auf vertraglichen und gesetzlichen Grundlagen basiert. Die Anpassungen erfolgen aufgrund gestiegener Gesundheitskosten und werden von den Versicherern nach bestimmten Kriterien berechnet. Solange die Erhöhung korrekt begründet und durch einen Treuhänder geprüft wurde, ist sie rechtlich wirksam.
Steigen die Beiträge, hat die PKV mehr Einnahmen. Diese zusätzlichen Einnahmen aus den Beitragserhöhungen werden von der privaten Krankenversicherung vor allem für die langfristige finanzielle Absicherung der Versicherten genutzt.
Ein wesentlicher Teil fließt in die Alterungsrückstellungen. Diese Rücklagen dienen dazu, die steigenden Gesundheitskosten im höheren Lebensalter auszugleichen und die Beiträge möglichst stabil zu halten.
Darüber hinaus werden die Mehreinnahmen benötigt, um steigende Ausgaben für medizinische Behandlungen, neue Therapien und höhere Honorare im Gesundheitssystem zu decken. Die Versicherer passen ihre Kalkulationen regelmäßig an, um sicherzustellen, dass die zugesicherten Leistungen dauerhaft finanziert werden können. So soll langfristig gewährleistet werden, dass die private Krankenversicherung ihren Versicherten eine verlässliche und hochwertige medizinische Versorgung bieten kann.
HIER SCHREIBTMarie-Theres Rüttiger
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie recherchiert und schreibt vor allem über Krankenversicherung, (E-)Health und digitale Innovation, die das Leben besser machen.
Unser ottonova Expertenteam hat über 40 Jahre Erfahrung rund um das Thema private Krankenversicherung und beantwortet jeden Tag Fragen dazu. Was sind Altersrückstellungen und für wen ist die PKV sinnvoll? Was ist der Rechnungszins und welcher Tarif passt zu dir? Sie wissen es!