Die private und gesetzliche Pflegepflichtversicherung: Welche Besonderheiten gibt es?

In Deutschland sichert die Pflegepflichtversicherung alle Versicherten ab, sollten sie im Laufe ihres Lebens pflegebedürftig werden. Dabei gibt es jedoch einige Besonderheiten der Systeme zu beachten. Wie sich die Versicherungen unterscheiden und wie teuer sie sind, erklärt dieser Artikel.

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Inhalt des Ratgebers

Pflegepflichtversicherung Sowohl privat als auch gesetzlich Versicherte müssen eine Pflegepflichtversicherung haben

Solltest du später einmal pflegebedürftig sein, sichert dich die Pflegepflichtversicherung ab. Abhängig vom Pflegegrad, der zwischen 1 und 5 eingestuft wird, bietet sie unterschiedliche ambulante und stationäre Leistungen. Wie bei der Krankenversicherung kannst du deine Leistungen mit einer privaten Pflegezusatzversicherung erweitern.

Was ist eine Pflegepflichtversicherung?

Die 4 wichtigsten Fakten:

  1. Die Pflegepflichtversicherung wurde 1995 eingeführt.
  2. Sie ist ein eigenständiger Zweig der Sozialversicherung.
  3. Sie soll das finanzielle Risiko bei Pflegebedürftigkeit minimieren – nicht nur im Alter.
  4. Sowohl privat als auch gesetzlich Versicherte müssen eine Pflegepflichtversicherung haben.
  5. Die Leistungen unterscheiden sich nicht, allerdings die Beiträge und Finanzierung der beiden Systeme.
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Unterschiede zur Krankenversicherung

Die Pflegepflichtversicherung ist eng mit der Krankenversicherung verbunden. Trotzdem gibt es Unterschiede:

  • deckt die Kosten der Versicherten
  • Leistungen bei GKV und PKV unterscheiden sich
  • leistet Zuschüsse zu den Kosten für die Pflege
  • gleiche Leistungen bei GKV und PKV

Woran du neben der Pflege in Zukunft noch denken solltest

Stabile Beiträge zur Krankenversicherung bis ins Alter


Wann wird eine Pflegepflichtversicherung gebraucht?


Du brauchst eine Pflegepflichtversicherung wenn du:


Eine Pflegepflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben.


Gibt es eine Pflegepflicht für Beamte?

Ja, es gibt eine Pflegepflicht für Beamte. Allerdings zahlen Beamte einen ermäßigten Tarif. Selbstständige erhalten keinen Arbeitgeberzuschuss.

Leistungen der Pflegeversicherung

Egal ob gesetzlich oder privat Pflegepflichtversichert, sowohl die Leistungen als auch die Wartezeiten sind identisch.

Wie hoch die Pflegeleistungen ausfallen, hängt von dem Grand der Pflegebedürftigkeit ab. Das heißt, desto höher der Pflegegrad, desto höher fallen auch die Leistungen aus.

Beide Versicherungssysteme unterscheiden zwischen ambulanten und stationären Leistungen, auch hier kommt es auf die Pflegebedürftigkeit an, ob die Unterbringung in einem Heim sinnvoller ist, als zu Hause.

Außerdem hat der Pflegebedürftige die Wahl, ob lieber Pflegesachleistungen oder ein Pflegegeld bezogen wird.


Unterschiede der privaten und gesetzlichen Pflegeversicherung

Die Pflegepflichtversicherung „folgt“ der Krankenversicherung. Deine Krankenversicherung bietet dir also auch eine Pflegepflichtversicherung.

Gesetzlich

Du bist automatisch pflegepflichtversichert. Für diesen gesetzlichen Schutz ist es unerheblich, ob du Student / Studentin oder Rentner / Rentnerin, familien-, pflicht- oder freiwillig versichert bist.

Wissenswertes

Selbstständige, die freiwillig gesetzlich versichert sind, können wie privatversicherte Personen eine private Pflegepflichtversicherung abschließen.

Voraussetzung: Um in die private Pflegeversicherung zu wechseln, musst du innerhalb von drei Monaten nach Beginn der Versicherungsfreiheit einen Antrag stellen.

Kosten der Beiträge der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung:

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Beitragsanpassungen für das Jahr 2023:

Zum 1. Juli 2023 wird der Beitragssatz für die gesetzliche Pflegeversicherung angehoben: Der gesetzliche Beitragssatz steigt zum 1. Juli 2023 von derzeit 3,05 Prozent auf 3,4 Prozent. Der Beitragszuschlag zur Pflegeversicherung für Kinderlose steigt zum 1. Juli 2023 von derzeit 0,35 Prozent auf 0,60 Prozent. Nur Eltern werden ab drei Kindern werden etwas entlastet.

Damit ergeben sich folgenden Beitragssätze für die Pflegeversicherung in der GKV:

  • 4,0 % für Kinderlose
  • 3,40 % mit einem Kind
  • 3,15 % mit 2 Kindern
  • 2,90 % mit 3 Kindern
  • 2,65 % mit 4 Kindern
  • 2,40 % mit 5 und mehr Kindern

Die allermeisten Privatversicherten zahlen also weniger für die Pflegeversicherung als wenn sie gesetzlich versichert wären:

  • Privatversicherte Angestellte und Selbstständige zahlen 2023 durchschnittlich 104 Euro.*
  • In der Gesetzlichen zahlen diese ab 1. Juli 2023 bis zu 199,50 Euro, wenn sie über der Beitragsbemessungsgrenze (2023: 4.987,50 Euro pro Monat) verdienen.**

*Der individuelle Beitrag kann davon abweichen.
**Kinderlos, über 23 Jahre

Privat

Du musst selbst eine private Pflegepflichtversicherung abschließen. Der Anbieter kann deine private Krankenversicherung sein. Du kannst deine Pflegeversicherung innerhalb der ersten sechs Monate aber auch bei einer anderen privaten Krankenversicherung abschließen.

Wie hoch sind die Beiträge zur privaten Pflegepflichtversicherung?

Bei der Berechnung der Beiträge zur privaten Pflegeversicherung zählt das individuelle Versicherungsrisiko. Zudem werden Alterungsrückstellungen gebildet. Auch Privatversicherte erhalten einen Zuschuss vom Arbeitgeber – dieser ist so hoch wie in der gesetzlichen Pflegeversicherung, maximal übernimmt der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags.


Wann kommt es zu Beitragssteigerungen in der privaten Pflegeversicherung?

Überschreiten die tatsächlichen Leistungsausgaben in der privaten Pflegepflichtversicherung die kalkulierten Beitragsausgaben um 5 % Prozent, müssen die Beiträge angepasst werden. Dafür kann es verschiedene Gründe geben:

1. Ausweitung der Pflegeleistungen:

Werden Leistungen für eine bessere Pflegeversorgung ausgeweitet oder Zuschüsse erhöht, kann es ebenso wie in der Sozialen Pflegeversicherung auch in der privaten Pflegepflichtversicherung zu Beitragserhöhungen kommen, da es im Pflegefall höhere Leistungen gibt.

Zuletzt kam es durch die beiden gesetzlichen Pflegereformen - das „Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz“ sowie das „Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz“ - zu einem größeren Leistungsumfang in der Pflegeversorgung.

Pflegebedürftige werden seit 2022 von steigenden Zuzahlungen für die Pflege im Heim entlastet und Pflegekräfte sollen künftig flächendeckend nach Tarif bezahlt werden. Reformen, die so positiv sie auch sind, Geld kosten. Zusätzliche 150 Millionen Euro pro Jahr.

Allerdings werden in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) diese Kosten durch Steuermittel zum Teil aufgefangen, während die private Pflegepflichtversicherung (PPV) die Mehrkosten durch Beiträge ihrer Versicherten decken muss.

2. Anstieg der Pflegebedürftigen

Des Weiteren steigt auch die Zahl der Empfangsberechtigten von Jahr zu Jahr an, es gibt also immer mehr Pflegebedürftige, die Leistungen aus den Pflegeversicherungen erhalten, was zu Beitragserhöhungen führen kann.

Die Zahl der Leistungsempfänger ist in der gesamten Privaten Pflegepflichtversicherung (PPV) auch aufgrund von Pflegereformen von rund 169.000 Personen (2014) auf rund 311.000 (2022) gestiegen, also um mehr als 84 Prozent. Die Leistungen der PPV stiegen im selben Zeitraum von rund 880 Millionen Euro auf über 2,1 Milliarden Euro, haben sich also weit mehr als verdoppelt.

3. Höhe der Zinseinnahmen

Auch die Höhe der Zinseinnahmen hat einen Einfluss auf die Höhe der Beiträge. Denn die Private Pflegepflichtversicherung bildet für die im höheren Alter absehbar steigenden Pflegeleistungen eine kapitalgedeckte Vorsorge, die sogenannten Alterungsrückstellungen. Diese werden bei jeder Beitragsanpassung überprüft und die Beiträge gegebenenfalls an ein neues Zinsniveau angepasst.

2023 kam es zum ersten Mal seit drei Jahren in der PPV für Angestellte und Selbstständige zu einer Beitragserhöhung. Anfang 2024 werden die Beiträge aufgrund der Leistungsausweitungen für Beihilfeberechtigte und ihre Angehörigen steigen.

Steigen die Beiträge der Pflegepflichtversicherung im Alter?

Damit die Kosten später nicht unermesslich steigen, werden in der privaten Pflegepflichtversicherung mit den Beiträgen auch Altersrückstellungen gebildet. Diese sind ein finanzielles Polster für später, um das steigende Pflegerisiko auszugleichen und Beitragssteigerungen abzufedern. Denn je älter du wirst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du Leistungen der Pflegepflichtversicherung in Anspruch nehmen musst.

Durch die oben genannten Gründe wie Leistungsausweitungen, Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen oder das Zinsniveau, kann trotzdem nicht ausgeschlossen werden, dass die Beiträge später steigen.

Kontrahierungszwang

Eine Besonderheit in der privaten Pflegepflichtversicherung ist der Kontrahierungszwang: Jeder Antragsteller hat ein Recht auf Aufnahme, Vorerkrankungen sind kein Ausschlusskriterium und die Krankenversicherung darf keine Kündigung aussprechen. Außerdem sind Kinder wie in der GKV beitragsfrei mitversichert.

FAQs

Die Pflegepflichtversicherung sichert dich ab, solltest du pflegebedürftig werden. Sie leistet dann Zuzahlungen zu deinen Pflegekosten.

Wie bei der Krankenversicherung besteht auch bei der Pflegepflichtversicherung eine Versicherungspflicht in Deutschland. Jeder muss deshalb eine Pflegepflichtversicherung haben.

Versicherte, die bereits stationäre Pflegeleistungen erhalten, und Kinder bis maximal 25. Bist du in Deutschland privat krankenversichert und lebst im Ausland, werden ebenfalls keine Beiträge fällig.

Es gibt die Pflegekostenversicherung, die Pflegerentenversicherung und die Pflegetagegeldversicherung. Sie unterscheiden sich in den Auszahlungsbedingungen und in den Kosten. Eine besonders flexible und dabei günstige Variante ist die Pflegetagegeldversicherung.

Beim Pflegetagegeld handelt es sich um eine private Versicherung, die dem Versicherten/der Versicherten einen bei Vertragsschluss fest vereinbarten Tagessatz zahlt, falls eine Pflegebedürftigkeit entsteht. Die Höhe des Pflegetagegeldes wird anhand des Grades der Pflegebedürftigkeit berechnet.

Das vereinbarte Pflegetagegeld wird unabhängig von tatsächlichen Ausgaben gezahlt. Du kannst es also frei verwenden, zum Beispiel für eine Haushaltshilfe. Die Beiträge richten sich wie in der privaten Krankenversicherung nach deinem Risiko, deshalb ist eine Gesundheitsprüfung erforderlich.

Pflegebedürftigen, die sich zu Hause versorgen lassen und einen Pflegegrad haben, stehen sogenannte zusätzliche Entlastungs- und Betreuungsleistungen zu. Darunter versteht man Angebote, die die Pflegebedürftigen auf unterschiedliche Art und Weise entlasten oder ihnen Unterhaltung bieten.

Typische Betreuungsleistungen sind:

  • Vorlesen
  • Beschäftigung für Demenzkranke
  • Entlastung von Angehörigen

Damit die Pflegeversicherung die Betreuungsleistungen zu Hause übernehmen kann, müssen Rechnungen und Belege zunächst selbst gezahlt, gesammelt und dann eingereicht werden. Auf Antrag können auch Pflegebedürftige im Pflegeheim Betreuungsleistungen nutzen; diese werden dann direkt durch die Einrichtung mit der Pflegekasse abgerechnet.

Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen. 

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