Krankenkassen mit Defizit in 2023: Gründe & Bedeutung für dich
Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben bei Krankenkassen wird größer. Die Krankenkassen geben mehr Geld aus als sie einnehmen und ihre Reserven schrumpfen. Was heißt das für gesetzlich Versicherte?
ARTIKEL FACHLICH GEPRÜFTvon unseren PKV-Experten
Inhalt des Ratgebers
Zusammenfassung zum Defizit der Krankenkassen im Jahr 2023
Im 3. Quartal 2024 ist das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen auf 3,66 Milliarden Euro gestiegen.
Im 1. Halbjahr 2024 lag das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen bei 2,2 Milliarden Euro
Ein Defizit der Krankenkassen resultiert in Beitragserhöhungen in der gesetzlichen Krankenversicherungen
Obwohl der durchschnittlicheZusatzbeitrag angehoben Anfang 2024 wurde, verzeichnen die 96 gesetzlichen Krankenkassen schon im 1. Halbjahr 2024 dennoch ein Defizit in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Das Defizit im 3. Quartal belastet jeden Versicherten im Durchschnitt mit etwa 49 Euro zusätzlich.
Defizit der Krankenkassen bedeutet steigende Beiträge
Der Zusatzbeitrag wird 2025 das dritte Jahr in Folge angehoben. Nachdem der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2023 auf von 1,3 Prozent auf 1,6 Prozent und 2024 erneut um 0,1 Prozent auf 1,7 Prozent gestiegen ist, muss er nun 2025 aufgrund des hohen Defizits erneut nach oben korrigiert werden. Er stieg sogar um 0,8 Punkte und liegt nun bei 2,5 Prozent.
Die Sozialbeiträge, die von Angestellten gezahlt werden müssen, überschreiten schon 2024 die 40-Prozent-Marke und steigen in diesem Jahr erneut an. 2025 liegt der Gesamtbeitrag für gesetzliche Versicherte somit bei durchschnittlich 17,1 Prozent.
AUßerdem gab es eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze auf 66.150Euro brutto jährlich, wodurch auch der Höchstbeitrag zur GKV deutlich gestiegen auf ist und mit 942,64 Euro deutlich die 900-Euro-Marke pro Monat knackt. Hinzu kommt noch der Beitrag für Pflegeversicherung, wodurch der Gesamthöchstbeitrag über 1.100 Euro liegt.
Finanzielle Unterschiede nach Krankenkassenarten im 1. bis 3. Quartal 2024
Die Ersatzkassen verzeichneten ein Defizit von 1,3 Milliarden Euro, gefolgt von den Ortskrankenkassen mit 1,0 Milliarde Euro, den Betriebskrankenkassen mit 859 Millionen Euro, den Innungskrankenkassen mit 409 Millionen Euro und der Knappschaft mit 52 Millionen Euro. Die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die nicht am Risikostrukturausgleich teilnimmt, wies ein Defizit von 8 Millionen Euro auf.
Warum schwanken die Einnahmen der Krankenkassen?
Im August 2020 meldeten die Krankenkassen für das erste Halbjahr noch einen Einnahmenüberschuss von rund 1,3 Milliarden Euro. Grund für die positive Entwicklung bei den Krankenkassen war ausgerechnet die Corona-Pandemie. Besuche beim Arzt waren zwar erlaubt, allerdings fürchteten viele sich vor Ansteckung – auch im Wartezimmer. Deshalb sind viel weniger Patienten und Patientinnen in die Arztpraxis und ins Krankenhaus gegangen als in den Jahren davor. Die Ausgaben der Krankenkassen haben sich somit in vielen Bereichen 2020 drastisch reduziert.
Der Rückgang vieler Kosten während der bundesweit geltenden Ausgangsbeschränkungen sei nämlich ein Sondereffekt gewesen, der sich so nicht wiederholen werde, so der GKV-Spitzenverband. Das änderte sich in den darauffolgenden Jahren wieder.
Während die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2022 noch einen Überschuss von rund 385 Millionen Euro verzeichnen konnte, befinden sich die Zahlen seit 2023 durchgehend im negativen Bereich – mit einer zunehmenden Verschlechterung von Quartal zu Quartal.
Auf lange Sicht ist von einem weiteren Anstieg der Kosten für die medizinische Versorgung auszugehen.
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Wie wird das GKV-Defizit und der Zusatzbeitrags ermittelt?
Der GKV-Schätzerkreis hat die Aufgabe eine Prognose zur Entwicklung der Versichertenzahlen, der Ausgaben und der Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung für das laufende und das kommende Jahr vorzulegen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gibt daraufhin unter Berücksichtigung der Schätzerkreis-Ergebnisse den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz bekannt geben, der die Ausgaben für das kommende Jahr deckt.
Was passiert, wenn Krankenkassen ins Minus rutschen?
Es gibt Mechanismen, die greifen, wenn die Krankenkassen ins Minus rutschen und mehr Ausgaben als Einnahmen haben.
Krankenkassen müssen gesetzlich vorgeschrieben eine Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben bilden, um so selbst bei fehlenden Einnahmen und steigenden Gesundheitskosten ein Defizit über ihre Finanzreserven abfedern zu können. Das bedeutet, dass die Krankenkassen ausreichend finanzielle Mittel vorhalten müssen, um ihre laufenden Ausgaben für etwa zwei Wochen decken zu können. In den vergangenen Jahren haben die Krankenkassen in der Regel über der gesetzlichen Mindestreserve gelegen.
Allerdings hat sich die Lage in jüngster Zeit aufgrund steigender Kosten im Gesundheitswesen und anderer Faktoren verändert. Einige Krankenkassen haben ihre Rücklagen bereits unter die gesetzliche Mindestreserve abgebaut. Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen zum Ende des 3. Quartals rund 4,7 Milliarden Euro. Dies entspricht nur 0,17 Monatsausgaben.
Im Jahr 2023 erhielt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zusätzlich zum regulären Bundeszuschuss von 14,5 Milliarden Euro einen ergänzenden Zuschuss in Höhe von 2 Milliarden Euro, da Experten und Expertinnen davon ausgingen, dass die Finanzreserven nicht ausreichen, um das Defizit auszugleichen. Ab dem Jahr 2024 wurde der Bundeszuschuss wieder auf den regulären Betrag von 14,5 Milliarden Euro reduziert.
Doch die Ausgaben steigen weiterhin. Um diese Situation zu bewältigen, bleibt den Krankenkassen mittlerweile nur die Erhöhung der Zusatzbeiträge.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag stieg 2023 um 0,3 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent. Musste allerdings im letzten Jahr um weitere 0,1 Prozent und dieses Jahr sogar um 0,8 Prozent erneut angehoben werden.
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Die GKV-Beiträge von Versicherten und Arbeitnehmern fließen in den Gesundheitsfonds, der dann auf die Kassen verteilt wird. Mit diesem Geld und den Zusatzbeiträgen müssen die Kassen haushalten. Allerdings steigen die Ausgaben der Kassen.
Die Ursache für diese Entwicklung liegt in der seit Jahren wachsenden finanziellen Belastung der GKV durch den demografischen Wandel, ausgabensteigernde Gesetze wie das Terminservice- und Versorgungsgesetz oder die Krankenhausreform und den staatlich vorgegebenen Abbau von Rücklagen. Selbst übliche Schwankungen bei Einnahmen und Ausgaben werden aufgrund fehlender finanzieller Polster zunehmend schwieriger auszugleichen.
Gründe für das GKV-Defizit:
Steigende Gesundheitskosten: Die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Behandlungen nimmt zu. Außerdem steigen die Preise für Medikamente und die Ausgaben für Pflege. Es werden zudem immer mehr Menschen pflegebedürftig.
Medizinischer Fortschritt: Neue Behandlungsmethoden und Medikamente führen zu Kostensteigerungen.
Alterung der Bevölkerung: Ältere Menschen benötigen in der Regel mehr medizinische Versorgung. Und die Zahl der Rentner steigt im Verhältnis zur Zahl der Erwerbstätigen, die Beiträge zahlen.
Chronische Krankheiten: Die Zahl der Menschen mit chronischen Erkrankungen steigt, was langfristige Behandlungen erfordert.
Verwaltungsaufwand: Der bürokratische Aufwand im Gesundheitswesen ist hoch und bindet finanzielle Mittel.
Digitalisierung: Die Einführung digitaler Systeme ist zwar notwendig, aber auch mit hohen Kosten verbunden.
Gesetzliche Änderungen: Politische Entscheidungen und Gesetze können zu zusätzlichen Kosten führen.
Inflation: Die allgemeine Inflation führt zu steigenden Preisen für medizinische Güter und Dienstleistungen.
Höhere Personalkosten: Die Löhne im Gesundheitswesen steigen.
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Die Ausgaben der Krankenkassen steigen, wodurch sich ein Milliardendefizit ergibt
Was bedeutet ein Defizit für Versicherte?
Wie sich die Einnahmen und Ausgaben genau entwickeln werden, lässt sich nicht genau voraussagen. Es zeichnet sich tendenziell ab, dass ein neues Defizit für die GKV in den nächsten Jahren nicht ausgeschlossen ist. Im Gegenteil: Die Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass sich das Defizit bis zum Jahr 2040 auf fast 50 Milliarden Euro erhöhen könnte, was zu deutlichen Beitragssteigerungen für gesetzlich Versicherte führen würde.
Das sind die Ergebnisse einer Studie zum Defizit in der GKV:
Um hohe Ausgabensteigerungen aufzufangen, müsste in Zukunft der GKV-Beitragssatz deutlich steigen.
Bis 2040 müsste er von heute 14,6 Prozent schrittweise auf 16,9 Prozent angehoben werden.
Sollten die Preise im Gesundheitswesen überdurchschnittlich ansteigen, müsste der Beitragssatz 2040 sogar bei 18,7 Prozent liegen.
Damit es nicht zu weiteren immensen Beitragssteigerungen kommt, empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung den Krankenkenkassen, Kostendämpfungspolitik zu betreiben und beispielsweise ineffiziente Strukturen abzubauen. Auch ein höherer Bundeszuschuss könne helfen, die Kosten zu dämpfen.
So schützt du dich vor steigenden Beiträgen
Wenn du Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung bist, solltest du die Beiträge und Leistungen der einzelnen Krankenkassen genau vergleichen. Durch einen Wechsel lassen sich unter Umstände mehrere hundert Euro pro Jahr sparen.
Erfüllst du Voraussetzungen, um dich privat zu versichern, kannst du dich aber ganz unabhängig vom Milliardendefizit der gesetzlichen Krankenkassen machen. Denn in der privaten Krankenversicherung (PKV) zahlst du einen individuellen Beitrag, der dich vor den Auswirkungen des demografischen Wandels schützt.
Zwar steigen die Beiträge auch in der privaten Krankenversicherung, allerdings sind die PKV-Beiträge in den letzten 10 Jahren moderater gestiegen als in der gesetzlichen Krankenversicherung.
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In der PKV erfolgt die Beitragsentwicklung moderater als in der GKV
Wenn du noch besser verstehen willst, weshalb die Beiträge in PKV und GKV unterschiedlich kalkuliert werden, findest du die Antworten auf alle deine Fragen in unserem großen Vergleich der Systeme. Du willst auf den Euro genau wissen, wie sich dein PKV-Beitrag im Vergleich zur GKV entwickelt? Mit unserem Beitragsrechner findest du es heraus und kannst das Ergebnis an deine persönliche Lebensplanung anpassen.
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Das Defizit in der GKV wird 2023 auf mehrere Faktoren zurückgeführt, darunter die demografische Alterung der Gesellschaft, eine verringerte Anzahl von Beitragszahlenden, aufkommende neue Technologien und die finanziellen Auswirkungen der Pandemie.
HIER SCHREIBTMarie-Theres Rüttiger
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.
Unser ottonova Expertenteam hat über 40 Jahre Erfahrung rund um das Thema private Krankenversicherung und beantwortet jeden Tag Fragen dazu. Was sind Altersrückstellungen und für wen ist die PKV sinnvoll? Was ist der Rechnungszins und welcher Tarif passt zu dir? Sie wissen es!