Krankenkassen mit Defizit in 2023: Gründe & Bedeutung für dich
Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben bei Krankenkassen wird größer. Die Krankenkassen geben mehr Geld aus als sie einnehmen und ihre Reserven schrumpfen. Was heißt das für gesetzlich Versicherte?
ARTIKEL FACHLICH GEPRÜFTvon unseren PKV-Experten
Inhalt des Ratgebers
Zusammenfassung zum Defizit der Krankenkassen im Jahr 2023
Im 1. Quartal 2023 erzielte die gesetzliche Krankenversicherung ein Defizit in Höhe von 162 Millionen Euro
Im 1. Halbjahr liegt das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen bereits bei 600 Millionen Euro
Ein Defizit der Krankenkassen resultiert in Beitragserhöhungen in der GKV
Obwohl der durchschnittlicheZusatzbeitrag angehoben wurde, verzeichnen die 96 gesetzlichen Krankenkassen schon im 1. Halbjahr 2023 dennoch ein Defizit in Höhe von 600 Millionen Euro.
Defizit der Krankenkassen bedeutet steigende Beiträge
Nachdem der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2022 nicht angehoben wurde und wie 2021 weiterhin bei 1,3 Prozent lag, musste er 2023 aufgrund des hohen Defizits nachkorrigiert werden. Etwa fünf Milliarden Euro des GKV-Defizits sollten die höheren Kassenbeiträge ausgleichen. Er stieg um 0,3 Punkte auf 1,6 Prozent. Auch 2024 stieg er abermals um weitere 0,1 Prozent auf aktuell insgesamt 1,7 Prozent.
Der Gesamtbeitrag für gesetzliche Versicherte hat sich somit 2024 auf durchschnittlich 16,3 Prozent erhöht. Die Sozialbeiträge, die von Angestellten gezahlt werden müssen, überschreiten damit die 40-Prozent-Marke.
Hinzu kommt eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze auf 62.100Euro brutto jährlich, wodurch auch der Höchstbeitrag zur GKV deutlich gestiegen auf ist und mit 843,53 Euro deutlich die 800-Euro-Marke pro Monat knackt.
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Milliardendefizit der GKV resultiert in steigende Beiträge
Warum schwanken die Einnahmen der GKV?
Im August 2020 meldeten die Krankenkassen für das erste Halbjahr noch einen Einnahmenüberschuss von rund 1,3 Milliarden Euro. Grund für die positive Entwicklung bei den Krankenkassen war ausgerechnet die Corona-Pandemie.
War nicht von großer finanzieller Belastung des Gesundheitssystems durch die Corona-Krise die Rede? Tatsächlich kostet das Virus viel Geld, das aber vor allem den Gesundheitsfonds belastet. Zudem konnten die Kassen an anderer Stelle sparen: Aufgrund der rasanten Verbreitung des Corona-Virus sind die Menschen weltweit zu Hause geblieben. Besuche beim Arzt waren zwar erlaubt, allerdings fürchteten viele sich vor Ansteckung – auch im Wartezimmer. Deshalb sind viel weniger Patienten und Patientinnen in die Arztpraxis und ins Krankenhaus gegangen als in den Jahren davor. Die Ausgaben der Krankenkassen haben sich somit in vielen Bereichen 2020 drastisch reduziert. Das änderte sich aber in den darauffolgenden Jahren wieder.
Der Rückgang vieler Kosten während der bundesweit geltenden Ausgangsbeschränkungen sei nämlich ein Sondereffekt gewesen, der sich so nicht wiederholen werde, so der GKV-Spitzenverband. Vielmehr sei auf lange Sicht von einem weiteren Anstieg der Kosten für die medizinische Versorgung auszugehen.
Verschiedene finanzielle Entwicklungen je nach Art der Krankenkassen
Die Innungskrankenkassen verzeichneten im ersten Halbjahr 2023 einen positiven Saldo von 64 Millionen Euro, während die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die nicht am Risikostrukturausgleich teilnimmt, einen Überschuss von 5 Millionen Euro erwirtschaftete. Hingegen wiesen die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AO-Kassen) ein Defizit von 271 Millionen Euro auf, gefolgt von den Ersatzkassen mit einem Minusbetrag von 244 Millionen Euro, den Betriebskrankenkassen (BKK) mit 111 Millionen Euro und der Knappschaft mit einem Defizit von 69 Millionen Euro.
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Was passiert, wenn Krankenkassen ins Minus rutschen?
Selbst bei fehlenden Einnahmen können die gesetzlichen Krankenversicherungen ein Defizit über ihre Finanzreserven abfedern. Gesetzlich vorgeschrieben für jede einzelne Krankenkasse ist eine Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben. Die Krankenkassen sollen zum Ausgleich des Defizits bis zu 4 Milliarden Euro aus ihren Finanzreserven verwenden.
Allerdings gingen Experten davon aus, dass die Schere 2023 zwischen Einnahmen und Ausgaben zu groß ist und die Finanzreserven nicht ausreichen, um das Defizit auszugleichen. Die Regierung diskutierte deshalb über einen erneuten finanziellen Bundeszuschuss in Höhe von 2 Milliarden Euro für die Krankenkassen, um damit unter anderem positive Signale an die Versicherten und die Arbeitgeber zu senden.
Auch der durchschnittliche Zusatzbeitrag stieg 2023 um 0,3 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent. 2024 stieg der durchschnittliche Zusatzbeitrag um weitere 0,1 Prozent auf insgesamt 1,7 Prozent.
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Die GKV-Beiträge von Versicherten und Arbeitnehmern fließen in den Gesundheitsfonds, der dann auf die Kassen verteilt wird. Mit diesem Geld und den Zusatzbeiträgen müssen die Kassen haushalten. Allerdings steigen die Ausgaben der Kassen.
Schuld daran ist zum einen der demografische Wandel, zum anderen steigen die Preise für medizinische Leistungen. Ein Grund dafür sind laut GKV-Spitzenverband Reformen wie das Terminservice- und Versorgungsgesetz. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wegen der Coronapandemie spielen laut Experten und Expertinnen ebenso eine Rolle.
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Die Ausgaben der Krankenkassen steigen, wodurch sich ein Milliardendefizit ergibt
Was bedeutet ein Defizit für Versicherte?
Mit dem Bundeszuschuss für 2023 sollte zunächst die Liquiditätssituation des Gesundheitsfonds sichergestellt werden. Wie sich die Einnahmen entwickeln werden, lässt sich aber nicht genau voraussagen.
Defizit treibt den Beitrag in die Höhe
Es zeichnet sich tendenziell ab, dass ein neues Defizit für die GKV in den nächsten Jahren nicht ausgeschlossen ist. Im Gegenteil: Die Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass sich das Defizit bis zum Jahr 2040 auf fast 50 Milliarden Euro erhöhen könnte.
Das sind die Ergebnisse einer Studie zum Defizit in der GKV:
Um hohe Ausgabensteigerungen aufzufangen, müsste in Zukunft der GKV-Beitragssatz deutlich steigen.
Bis 2040 müsste er von heute 14,6 Prozent schrittweise auf 16,9 Prozent angehoben werden.
Sollten die Preise im Gesundheitswesen überdurchschnittlich ansteigen, müsste der Beitragssatz 2040 sogar bei 18,7 Prozent liegen.
Ermittlung des GKV-Defizits und des Zusatzbeitrags
Der GKV-Schätzerkreis hat die Aufgabe eine Prognose zur Entwicklung der Versichertenzahlen, der Ausgaben und der Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung für das laufende und das kommende Jahr vorzulegen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gibt daraufhin unter Berücksichtigung der Schätzerkreis-Ergebnisse den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz bekannt geben, der die Ausgaben für das kommende Jahr deckt.
So schützt du dich vor steigenden Beiträgen
Damit es nicht so weit kommt, empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung, Kostendämpfungspolitik zu betreiben und beispielsweise ineffiziente Strukturen abzubauen, die vor allem im stationären Bereich zu finden sind. Auch ein höherer Bundeszuschuss kann helfen, die Kosten zu dämpfen.
Wenn du Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung bist und die Voraussetzungen erfüllst, um dich privat zu versichern, kannst du dich unabhängig vom Milliardendefizit der GKV machen. Denn in der PKV zahlst du einen individuellen Beitrag, der dich vor den Auswirkungen des demografischen Wandels schützt. Zwar steigen die Beiträge auch in der PKV, allerdings entwickeln sie sich weitaus moderater als in der GKV.
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In der PKV erfolgt die Beitragsentwicklung moderater als in der GKV
Wenn du noch besser verstehen willst, weshalb die Beiträge in PKV und GKV unterschiedlich kalkuliert werden, findest du die Antworten auf alle deine Fragen in unserem großen Vergleich der Systeme. Du willst auf den Euro genau wissen, wie sich dein PKV-Beitrag im Vergleich zur GKV entwickelt? Mit unserem Spar-Rechner findest du es heraus und kannst das Ergebnis an deine persönliche Lebensplanung anpassen.
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Das Defizit in der GKV wird 2023 auf mehrere Faktoren zurückgeführt, darunter die demografische Alterung der Gesellschaft, eine verringerte Anzahl von Beitragszahlenden, aufkommende neue Technologien und die finanziellen Auswirkungen der Pandemie.
HIER SCHREIBTHeribert
Sales Coach & PKV-Experte Heribert blickt auf über 30 Jahre Versicherungserfahrung zurück. Seit über 20 Jahren arbeitet er als Spezialist im PKV-Bereich und berät Kunden und Kundinnen, um die optimale Krankenversicherung zu finden.
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.
Unser ottonova Expertenteam hat über 40 Jahre Erfahrung rund um das Thema private Krankenversicherung und beantwortet jeden Tag Fragen dazu. Was sind Altersrückstellungen und für wen ist die PKV sinnvoll? Was ist der Rechnungszins und welcher Tarif passt zu dir? Sie wissen es!