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Gesundheitssystem USA vs. Deutschland: Der Preis der Freiheit
Teuer und selbstbestimmt oder sicher und sozial – wie schneidet das Gesundheitssystem USA vs. Deutschland ab und warum steigen die Kosten für Gesundheit in Amerika unaufhörlich?
In Deutschland bekommst du immer dann medizinische Versorgung, wenn du sie benötigst und bist vor zu hohen Kosten geschützt. Du musst dich nur entscheiden, ob du gesetzlich oder privat versichert sein willst.
Ganz so einfach haben es US-Amerikaner nicht: Ihr Gesundheitssystem gleicht einem Flickenteppich und Gesundheit ist ein Luxusgut, wie unser Vergleich der Gesundheitssysteme USA vs. Deutschland zeigt.
Wie funktioniert das Gesundheitssystem der USA?
Die Amerikaner leben den „American Dream“ und sind überzeugt: Harte Arbeit und Ehrgeiz führen zu Wohlstand und Freiheit. Jeder ist seines Glückes Schmied. Diese Mentalität macht auch den entscheidenden Unterschied in den Sozialsystemen der USA und Deutschlands aus: Im Gesundheitssystem der USA gibt es kaum staatliche Einmischung, der Markt wird eher von wirtschaftlichen Interessen und Wettbewerb bestimmt.
Die Aufgabe, die Gesundheit der Bürger zu erhalten liegt nicht in staatlicher Hand, sondern ist Privatsache. Lediglich ältere US-Amerikaner und besonders bedürftige Menschen sind durch eine bundesstaatliche Krankenversicherung (Medicare) beziehungsweise eine Krankenfürsorge (Medicaid) geschützt.
Wie ist das Gesundheitssystem der USA entstanden?
- 1930er Jahre: Anfang des 20. Jahrhunderts traf eine Wirtschaftskrise die USA mit voller Wucht, die Armutsrate im Land schoss in die Höhe. Aus dieser Zeit stammt der „Social Security Act“ – die Sozialversicherung sollte unter anderem Sicherheit im Alter bringen und wurde im Laufe der Zeit immer wieder reformiert.
- Erste Krankenversicherungen: Zur gleichen Zeit entstanden auch erste Versicherungsunternehmen – denn viele Menschen konnten sich keine medizinische Versorgung mehr leisten, weshalb Ärzte und Krankenhäuser um ihre Existenz fürchteten.
- 1960er Jahre bis heute: Erst 1965 wurde der Social Security Act auch auf die Gesundheitsversorgung ausgedehnt, um Rentner und Bedürftige im Krankheitsfall zu unterstützen. 1997 wurde diese staatliche Fürsorge auch auf Kinder und schwangere Frauen aus einkommensschwachen Familien ausgedehnt.
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Gibt es gesetzliche Vorsorge in den USA oder nur private?
2010 stieß der damals amtierende US-Präsident Barack Obama die Gesundheitsreform „Obamacare“ an – bis dahin hatte es für US-Amerikaner nie eine Versicherungspflicht gegeben. Deshalb hat sich in den USA auch keine gesetzliche Krankenversicherung entwickelt, wie wir sie in Deutschland kennen.
Um sich vor hohen Kosten zu schützen, schließen viele US-Bürger stattdessen private Versicherungen ab, die sie über einen „Marketplace“ finden. Mehr als die Hälfte der US-Bürger sind über ihren Arbeitgeber versichert – allerdings nur so lange, wie sie dort angestellt sind. Wer nicht versichert ist, kommt selbst für seine Kosten auf oder vermeidet Arztbesuche, die nicht dringend nötig sind.
Was änderte sich durch Obamacare?
Mit Obamacare traten 2014 gleich mehrere Neuerungen für das Gesundheitssystem in Kraft, zum Beispiel:
- eine allgemeine Versicherungspflicht,
- staatliche Zuschüsse zu Krankenversicherungsbeiträgen für Einkommensschwache,
- die Vorgabe, dass Krankenversicherungsgesellschaften niemanden mit Vorerkrankungen mehr benachteiligen dürfen, und
- Strafgebühren für Einwohner, die sich weder gesetzlich noch privat versichern wollen.
Die Reform stieß jedoch auf Gegenwind von Seiten der Republikaner. Obamas Nachfolger Donald Trump schaffte schließlich während seiner Amtszeit die allgemeine Versicherungspflicht und die Strafgebühren wieder ab. Joe Biden, der aktuelle Staatschef der USA und einer der „Erfinder“ von Obamacare, will sich nun dafür einsetzen, die Reform wieder zu stärken.
Wie läuft die medizinische Versorgung in den USA ab?
Für die US-Politik ist Gesundheit ein Schauplatz politischer Machtkämpfe. Für US-Bürger ist sie dagegen Luxus: Die medizinische Versorgung ist auf hohem Niveau und in vielen Kliniken, die in privater Hand sind, genießen Patienten in modern eingerichteten Patientenzimmern viel Privatsphäre.
Doch Qualität hat ihren Preis: Die USA haben das mit Abstand teuerste Gesundheitssystem der Welt. Viele Menschen können sich den Arztbesuch deshalb kaum leisten. Zuzahlungen aus der eigenen Tasche sind die Regel, staatliche Unterstützung gibt es nur in medizinischen Notfällen.
Um die Kosten unter Kontrolle zu halten, gibt es unter anderem sogenannte Managed-care-Modelle – eine Art Netz von Hausärzten, denen sich Patienten anschließen können, um Kosten zu sparen. Wer krank ist, muss dann aber einen Arzt aus dem Netzwerk aufsuchen.
Notfälle werden in den aus Filmen und Serien bekannten Emergency Rooms behandelt. Allerdings nimmt ihre Zahl ab und oft müssen Patienten lange warten, bis sie behandelt werden. In vielen Krankenhäusern gibt es inzwischen private Urgent-Care-Center. Versicherte können dort gegenüber dem Emergency Room Geld sparen.
Gesundheitssystem USA: Wie finanziert sich das teure System?
Die USA geben so viel Geld für Gesundheit aus wie kein anderes Land der Welt. Verschiedene Faktoren treiben die Kosten immer weiter in die Höhe:
- Amerika ist das Land ungesunder Versuchungen – vom fettigen Burger bis zum XXL-Softdrink im Kino. In den USA leiden deshalb mehr Menschen an Fettleibigkeit als in anderen Ländern, wodurch entsprechend höhere Kosten entstehen.
- Aus Kostengründen vermeiden viele Amerikaner Arztbesuche, etwa zur Vorsorge. Viele unerkannte oder nicht behandelte Krankheiten führen wiederum zu hohen Kosten.
- Die US-Amerikaner haben eine regelrechte „Klagekultur“ – bei Erfolg winken oft hohe Entschädigungen. Viele Ärzte kalkulieren ihre Preise deshalb höher, um solche Zahlungen gegebenenfalls zu puffern.
Die hohen Kosten tragen zum einen private Krankenversicherungen und die Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine Krankenversicherung anbieten. Zum anderen sind es die unversicherten US-Bürger, die Gesundheitsausgaben aus der eigenen Tasche zahlen müssen. Der Staat beteiligt sich beispielsweise über die Programme Medicare und Medicaid an den Kosten.
Gesundheitssystem USA vs. Deutschland – wer schneidet besser ab?
Das US-Gesundheitssystem ist komplex. Die wichtigsten Fakten kennst du jetzt – und damit auch die Unterschiede zum deutschen Gesundheitssystem: Hierzulande beteiligt sich jeder Einzelne an den Gesundheitskosten der Gesellschaft. Du weißt, welche Leistungen du erwarten kannst und musst nach einem Arztbesuch nicht die Privatinsolvenz fürchten.
In den USA hängt die medizinische Versorgung hingegen davon ab, ob und wie jemand versichert ist und was er für die eigene Gesundheit ausgeben kann. Zwar hat das Gesundheitssystem der USA Vorteile – es bringt Spitzenmedizin hervor und Patienten sind im Krankenhaus komfortabel untergebracht –, doch das gilt nur für diejenigen, die es sich leisten können. Mit dem zweiten Anlauf für Obamacare und der neuen Präsidentschaft können die USA jetzt den Grundstein für ein günstigeres und gerechteres Gesundheitssystem legen.
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Krankenversicherung USA: Vergleich mit Deutschland im Überblick
Was das deutsche und das amerikanische Gesundheitssystem im Kern unterscheidet, haben wir in der folgenden Tabelle noch einmal für dich zusammengefasst:
Grundidee:
- unser System basiert auf dem Sozialstaat, den Otto von Bismarck einführte
Organisation:
- du kannst dich privat oder gesetzlich versichern
Finanzierung:
- Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen Sozialversicherungsbeiträge
Abrechnung:
- die GKV erstattet Leistungen direkt an die Erbringer
- Privatpatienten zahlen ihre Rechnung selbst, die PKV erstattet anschließend die Kosten – ausschlaggebend ist der Tarif
Besonderheiten:
- Kosten steigen durch den demografischen Wandel
- Leistungen der GKV sind begrenzt
- GKV-Versicherte müssen teilweise hohe Zuzahlungen bei Zahnbehandlungen erbringen
Grundidee:
- das US-Gesundheitssystem ist marktwirtschaftlich gesteuert, der Staat mischt sich kaum ein
Organisation:
- überwiegend privat, staatliche Versorgung nur für Ältere, Behinderte und Einkommensschwache
Finanzierung:
- staatliche Zuschüsse zu Gesundheitsprogrammen
- Zuzahlungen von Arbeitgebern
- Beiträge aus privaten Krankenversicherungen
- Selbstzahler
Abrechnung:
- in der Regel zahlen Patienten ihre Rechnung und bekommen die Kosten von ihrer Versicherung erstattet
- viele Zuzahlungen zu medizinischen Leistungen
- oft wird ein Selbstbehalt (copay) beim Arztbesuch fällig
Besonderheiten:
- viele Nichtversicherte
- Zugang zu erstklassiger Versorgung, aber teures System
- eingeschränkte Arztwahl
- bei Jobverlust kann auch die Krankenversicherung wegfallen