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Gesundheitssystem UK vs. Deutschland: Wer ist besser?
Wir lassen das Gesundheitssystem UK vs. Deutschland antreten: Beveridge oder Bismarck, NHS oder GKV – was sind die größten Unterschiede und welches System schneidet besser ab?
Wenn du in den Wissens-Seiten von ottonova abtauchst, bekommst du einen guten Überblick über das deutsche Gesundheitssystem. Um Zusammenhänge besser zu verstehen, hilft manchmal auch der Blick über den Tellerrand: Wie ist es beispielsweise, in Großbritannien versichert zu sein? Und wie schneidet das Gesundheitssystem UK vs. Deutschland ab?
Wie funktioniert das Gesundheitssystem in Großbritannien?
Die Unterschiede zwischen dem deutschen Gesundheitssystem und dem britischen könnten größer nicht sein. Während du in Deutschland die Wahl zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung hast, setzt Großbritannien auf ein Einheitssystem.
Das bedeutet, es gibt keine klassische Krankenversicherung in England – stattdessen kümmert sich der Staat darum, dass jeder Bürger Zugang zu medizinischer Versorgung hat und übernimmt einen großen Teil der Kosten dafür. Für einige Leistungen, wie Arzneimittel, Sehhilfen oder Zahnersatz, müssen die Briten allerdings selbst zuzahlen.
Eine große Gemeinsamkeit gibt es deshalb trotzdem: Briten haben die Möglichkeit, private Zusatzversicherungen oder eine private Vollversicherung abzuschließen, um sich vor hohen Kosten zu schützen.
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Wie läuft die medizinische Versorgung in Großbritannien ab?
Erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen ist der lokale Hausarzt. Allerdings ist die Wahl des Hausarztes oft eingeschränkt und wird vom Wohnort und von der Eintragung in ein spezielles Register beeinflusst. Nur Zusatzversicherte können wirklich frei wählen.
Wer von seinem Hausarzt zum Facharzt überwiesen wird, geht nicht wie in Deutschland in eine Praxis, sondern in die Klinik. Da es lange dauern kann, einen Termin bei einem Krankenhausarzt zu bekommen, bringen Privatversicherungen auch hier Vorteile für die Patienten.
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Kurz-Exkurs: Entstehung des Gesundheitssystems UK vs. Deutschland
Otto von Bismarck war der Vater der sozialen Krankenversicherung – und ist Namensgeber von ottonova. Er begründete das deutsche Krankenversicherungssystem, das aus Sozialabgaben der Versicherten finanziert wird und allen Bürgern eine Grundversorgung ermöglicht.
Das britische Gesundheitssystem geht auf einen Bericht des britischen Parlamentariers William Beveridge von 1940 zurück. Darin schlug er basierend auf der Idee eines Wohlfahrtsstaats vor, jedem Bürger völlig unabhängig von den persönlichen Verhältnissen Zugang zu medizinischer Versorgung zu geben.
Finanziert werden sollte dieses System durch Steuern. Auf seine Empfehlung hin wurde einige Jahre später der National Health Service England gegründet. Im Grundsatz ähnelt das System der in Deutschland viel diskutierten Bürgerversicherung.
Was ist der National Health Service?
Der National Health Service England (NHS, deutsch: nationales Gesundheitssystem) verkörpert bis heute das britische Gesundheitssystem und ist Arbeitgeber für einen großen Teil des medizinischen Personals. Er ist der Regierung unterstellt und in vier eigenständige Institutionen für England, Schottland, Wales und Nordirland unterteilt.
Der NHS organisiert die gesamte medizinische Versorgung und deren Finanzierung. Die regionalen Organisationen entscheiden unter anderem, wie die Leistungen in ihrer Region am besten unterstützt und sichergestellt werden können. Seit der Gründung 1948 gab es immer wieder Reformen und Umstrukturierungen.
Gibt es gesetzliche Altersvorsorge oder nur private in UK?
Neben dem NHS gibt es im Sozialsystem Englands auch die National Insurance (NI), die unter anderem die Versorgung im Alter absichert. In Großbritannien hat jeder Bürger eine Sozialversicherungsnummer, über die Sozialversicherungsbeiträge registriert werden, um Leistungen bei Arbeitslosigkeit oder im Alter entsprechend zu verteilen. Auch der Arbeitgeber beteiligt sich an dieser staatlichen Vorsorge fürs Alter.
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Kosten im Gesundheitssystem Großbritannien: Finanzierung über Steuern
Das deutsches Gesundheitssystem finanziert sich nach dem Solidaritätsprinzip. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen in einen großen Topf ein, der die GKV finanziert. Basis für die Beiträge ist die Höhe des Einkommens. Medizinischer Fortschritt wird vor allem durch die PKV finanziert, bei der die Beiträge sich nach dem persönlichen Risiko der Versicherten richten.
Das Sozialsystem Englands ist etwas anders organisiert. Wie oben erwähnt, wird das Gesundheitssystem nicht durch Sozialversicherungsbeiträge, sondern durch Steuern finanziert. Die Briten zahlen also keinen direkten Beitrag an eine Krankenversicherung. Stattdessen finanziert der Staat das Gesundheitssystem, das deshalb eng an den Staatshaushalt und die Finanzpolitik der Regierung geknüpft ist. Aus diesem Grund gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Einbußen in der Behandlungsqualität.
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Gesundheitssystem UK vs. Deutschland – wer schneidet besser ab?
Das britische Gesundheitssystem bietet den Bürgern eine quasi beitragsfreie medizinische Versorgung, unabhängig von den persönlichen Lebensumständen. Die Ausgaben Großbritanniens für Gesundheit sind staatlich reguliert und niedriger als beispielsweise in Deutschland.
Der Sparkurs rächt sich jedoch regelmäßig, beispielsweise wenn die Grippe ausbricht. Vor allem in der Corona-Pandemie hat sich deutlich gezeigt, wie verschieden die Gesundheitssysteme in England und Deutschland sind. Während das deutsche System viel Lob aus dem Ausland bekommen hat, warnten Experten schon zu Beginn der Pandemie vor einem möglichen Kollaps des britischen Gesundheitssystems.
Grenzen des Gesundheitssystem Englands
Grundsätzlich klingt eine staatlich finanzierte Versorgung vorteilhaft und tatsächlich ist man in UK stolz auf das eigene Gesundheitssystem. Doch die nahezu kostenfreie Gesundheitsversorgung stößt immer wieder an ihre Grenzen:
- Je mehr Ärzte es in einem Land gibt, desto besser funktioniert die Versorgung. Während die Arztdichte in Deutschland bei 4,3 Ärzten pro 1.000 Einwohner liegt, stemmen in Großbritannien im Schnitt nur 2,9 Ärzte die Versorgung von 1.000 Einwohnern.
- In britischen Krankenhäusern gibt es je 100.000 Einwohnern nur 6,6 Betten – in Deutschland sind es dagegen 29,2 Betten.
- Dem britischen Gesundheitssystem fehlt Geld, was sich auf die Behandlungsqualität auswirkt. Es mangelt an Intensivbetten und Personal, deshalb warten viele Briten länger auf Operationen als andere Europäer. Besonders bei nicht lebensnotwendigen Operationen bildet Großbritannien das Schlusslicht bei den Wartezeiten.
Weitere Aspekte, die das Gesundheitssystem Englands im Vergleich zu Deutschland ausmachen, sind in der folgenden Tabelle für dich zusammengefasst:
Grundidee:
- Sozialstaat nach Otto von Bismarck
Organisation:
- unterteilt in private und gesetzliche Krankenversicherungen
Finanzierung:
- aus Sozialversicherungsbeiträgen (GKV)
- aus individuell vereinbarten Beiträgen (PKV)
Abrechnung:
- Erstattung von versicherten Leistungen direkt durch die GKV
- Privatpatienten zahlen zunächst selbst und bekommen das Geld anschließend von der Versicherung zurück
Besonderheiten:
- GKV-Beiträge steigen durch den demografischen Wandel
- begrenzte Leistungen in der GKV und teilweise hohe Zuzahlungen bei Zahnbehandlungen
Grundidee
- Wohlfahrtsstaat nach William Beveridge
Organisation:
- staatliches Gesundheitssystem, organisiert durch den NHS
Finanzierung:
- aus Steuergeldern
Abrechnung:
- Abrechnung erfolgt über den NHS
- was der NHS nicht erstattet, zahlen Patienten selbst
- private Ergänzung des Versicherungsschutzes ist möglich
Besonderheiten:
- Hausarztmodell – außer in Notfällen
- ambulante fachärztliche Versorgung nur in Kliniken
- geringe Arztdichte führt oft zu langen Wartezeiten
- kein Leistungskatalog und dadurch teils hohe Zuzahlungen für Patienten