Vorstellungsgespräch per Video: So punktest du online
Worauf kommt es an, wenn du dein Vorstellungsgespräch per Video absolvierst? Hier sind unsere besten Tipps: Wir verraten dir unter anderem, welche Kleidung für die Videokonferenz angemessen ist und warum Wackelaugen aus dem Bastelladen nützliche Helferlein sein können.
Inhalt des Ratgebers
Derzeit finden viele Vorstellungsgespräche per Video statt. Um online einen guten Eindruck zu hinterlassen, solltest du dich vorab mit der Technik vertraut machen. Ein wichtiger Unterschied zum persönlichen Gespräch: Schau nicht dein Gegenüber auf dem Bildschirm an, sondern richte deinen Blick auf die Kamera. Ansonsten entsteht bei deinem Gesprächspartner der Eindruck, du würdest ihm nicht in die Augen sehen.
Im Online-Bewerbungsgespräch überzeugen
Erinnerst du dich an „BBC Dad“? Gemeint ist der amerikanische Politikwissenschaftler Robert E. Kelly, der im März 2017 der BBC ein Interview via Skype gab. Während der Korea-Experte über südkoreanische Politik referierte, platzten nacheinander Kellys kleine Kinder ins Home-Office, die dann von seiner Frau hektisch eingefangen wurden. Schnell ging der 44-sekündige Clip viral und wurde von Millionen Menschen weltweit angeklickt und geliket – schließlich gewährte der Interview-Schnipsel einen ungewohnt privaten Einblick in das Leben des seriösen Professors. Damals lachten wir über die niedliche TV-Panne. Vielleicht hast auch du beim Gucken des Videos schmunzelnd gedacht: „So etwas könnte mir niemals passieren!“
Heute, vier Jahre später, gehören Videokonferenzen pandemiebedingt zu unserem Alltag. Das Coronavirus zwingt uns dazu, unsere Kontakte zu reduzieren, weshalb viele Veranstaltungen ins Netz verlegt werden. Auch Vorstellungsgespräche finden derzeit häufig per Video statt. Was kannst du tun, um im Bewerbungsgespräch zu überzeugen? Welche Fehler solltest du vermeiden, um nicht zu „BBC Dad Nr. 2“ zu werden? Wir haben jede Menge Tipps fürs Vorstellungsgespräch gesammelt, die dich sicher durch den digitalen Bewerbungsprozess bringen sollen.
Vorstellungsgespräch online: Gute Vorbereitung ist unabdingbar
Klar, ein Videocall verläuft immer etwas distanzierter als eine persönliche Begegnung. Dennoch unterscheidet sich ein Video-Vorstellungsgespräch nicht grundlegend von einem Recruiting-Termin im Konferenzraum. Denn auch bei Video-Interviews gilt der altbekannte Grundsatz: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Deshalb solltest du dich auf ein Vorstellungsgespräch per Video genauso sorgfältig vorbereiten wie auf einen Face-to-Face-Termin vor Ort. Informiere dich vorab ausführlich über die Firma, bei der du dich bewirbst und überlege dir schlagkräftige Argumente, warum du der Richtige für diesen Job bist. Wer unsicher ist, kann sich Notizen neben den Laptop legen. Solange du während des Gesprächs nicht auffällig auf deinen Spickzettel schielst oder stur die notierten Sätze abliest, spricht nichts gegen diese kleine Gedächtnisstütze.
Zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch per Videokonferenz gehört auch, sich mit der Technik vertraut zu machen. Gefühlt nutzt jedes Unternehmen eine andere Plattform: Skype, Microsoft Teams, Zoom, Google Hangout, Jitsi ... Installiere die benötigte Software vorab und checke die Features: Funktionieren Kamera und Mikrofon? Wie lässt sich der Bildschirm teilen? Ist die Internet-Verbindung stabil? Um sicherzugehen, dass dich die Technik im Ernstfall nicht im Stich lässt, vereinbare einen Probe-Videocall mit einem Freund oder einem Familienmitglied und teste dabei die verschiedenen Funktionen wie Chat, Datei-Austausch oder Handheben.
Das richtige Setting fürs Video-Vorstellungsgespräch
Achte beim Probe-Videocall auf die Tonqualität und die Lichtverhältnisse. Falls du unnatürlich blechern klingst, könnte sich die Investition in ein hochwertiges Headset lohnen. Das Licht spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Die Lichtquelle sollte dich von vorne bzw. leicht von unten anstrahlen, damit du während des Vorstellungsgesprächs per Video nicht als dunkler Schatten auf den Bildschirmen deiner Gesprächspartner auftauchst. Spätestens seit der Corona-Pandemie erfreuen sich Ringlichter großer Beliebtheit. Diese wurden früher hauptsächlich von Fotografen und Influencern eingesetzt und sind nun aufgrund der zunehmenden Anzahl von Videokonferenzen in immer mehr Arbeitszimmern zu finden. Denn Ringlichter ermöglichen eine flache Ausleuchtung, die keinerlei Schlagschatten im Gesicht erzeugt.
Anders als beim Kennenlernen vor Ort bekommt dein potenzieller Chef während des Vorstellungsgesprächs per Video einen kleinen Einblick in dein Privatleben – Stichwort „BBC Dad“. Such dir deshalb einen ruhigen Ort mit möglichst neutralem Hintergrund für deinen Videocall, beispielsweise eine weiße Wand in deinem Büro. Ist hinter dir ein Gemälde oder ein Bücherregal zu sehen, sollte dir bewusst sein, dass deine Gesprächspartner dieses neugierig mustern werden. Ungeeignete Bilder oder Bücher solltest du daher lieber entfernen.
Extra-Tipp:
Einige Videokonferenz-Anbieter ermöglichen es, den Hintergrund unscharf zu machen oder eine Art „künstliche Kulisse“ zu verwenden. Auch diese Funktion kannst du im Probe-Videocall testen.
Bleibt die Frage, welche Kleidung du für die Videokonferenz wählen solltest. Am besten trägst du, was du auch sonst zu einem Bewerbungsgespräch anziehen würdest – also beispielsweise ein seriöses Business-Outfit wie eine Anzughose mit Hemd oder Bluse und eventuell einen Blazer. Beim „Leger-Grad“ deines Outfits kommt es ganz auf die Stelle und Firma an, bei der du dich bewirbst. Lediglich kleinteilige Muster sind beim Vorstellungsgespräch per Video tabu, da diese das Bild ungünstig flimmern lassen können.
Vorstellungsgespräche per Video souverän meistern
Es ist soweit, das Online-Bewerbungsgespräch startet! Was ist jetzt wichtig? Der Business-Coach Dr. Bernd Slaghuis rät: Fass dich kurz. „Für den Einstieg als Ihre Antwort auf ,Erzählen Sie doch mal was über sich‘ sollten Sie im entspannten Sprechtempo nicht länger als zwei bis drei Minuten verwenden. Denn die Aufmerksamkeitsspanne Ihrer Gesprächspartner ist im Videocall noch geringer als im persönlichen Gespräch,“ erklärt der Experte.
Dein Blick sollte währenddessen auf die Webcam gerichtet sein und nicht auf das Bewegtbild darunter – ansonsten hat dein Gesprächspartner womöglich den Eindruck, du würdest ihm nicht direkt in die Augen schauen. Um die Augen an die Kamera zu heften, hat Dr. Bernd Slaghuis einen Trick: „Ich positioniere das Bild meines Gegenübers immer direkt unterhalb der Kamera, sodass mein Blick in die Richtung der Kamera geht. Ich ziehe das Fenster so klein, dass ich das Gesicht gut sehen kann, jedoch mit meinem Blick gleichzeitig so nah wie möglich am Kameraobjektiv bin.“ Alternativ kannst du lustige Wackelaugen aus dem Bastelladen rechts und links von der Videokamera deines Laptops aufkleben. Auch sie lenken deinen Blick immer wieder nach oben in Richtung Kamera.
Warum Vorstellungsgespräche per Video auch nach Corona wichtig bleiben
Ansonsten gelten im Vorstellungsgespräch per Video dieselben Regeln wie für persönliche Unterhaltungen: Lass dein Gegenüber aussprechen und zeige durch Rückfragen Interesse an der Firma und der Position, um die es geht. Sollte es während des Video-Vorstellungsgesprächs zu technischen Problemen wie Zeitverzögerungen oder Bildausfällen kommen, darfst du das durchaus kommentieren. Sag ehrlich, wenn dich die Panne aus dem Konzept gebracht hat und du deinen letzten Satz gerne noch einmal von vorne beginnen würdest. Dadurch wirkst du souverän, aber auch menschlich – eine Kombination, die bei vielen HR-Mitarbeitern gut ankommt.
Übrigens:
Experten sind sich sicher, dass Vorstellungsgespräche per Video auch nach der Corona-Pandemie üblich bleiben werden. Schließlich lassen sich dadurch Kosten und Zeit auf beiden Seiten einsparen – insbesondere, wenn der Bewerber weit von seinem potenziellen neuen Arbeitgeber entfernt wohnt.
Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.
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