Neue Arbeitsstrukturen: Wie arbeitet man mit New Work?

Auch wenn New Work durch neue technologische Möglichkeiten wie die Digitalisierung angestoßen wird, ist es eher eine kulturelle Revolution: Die Generationen Y und Z sehnen sich nach Freiheit und Selbstbestimmung. Das New-Work-Modell rückt so vor allem den Mitarbeiter in den Fokus. Dabei werden nicht nur Angestellte, sondern auch Unternehmen mit neuen Arbeitsformen konfrontiert. Arbeitsprozesse werden flexibilisiert und das Arbeitsleben bedürfniszentrierter, aber auch effizienter gestaltet. Was das neue Konzept für deine Arbeitsbedingungen bedeutet und wie du erfolgreich damit umgehst, verraten wir hier.

Inhalt des Ratgebers

New Work bedeutet Flexibilisierung in allen Bereichen

Um sich den neuen Bedürfnissen von Mitarbeitern, aber auch dem Wandel der Gesellschaft und Entwicklungen, wie der Digitalisierung anzupassen, wird in der Arbeitswelt eine agilere Form des Arbeitens umgesetzt. Dabei können zwei Arten unterschieden werden:

Arbeitsmodelle wie Teilzeit, Gleitzeit, Schichtarbeit oder Sabbaticals werden immer beliebter. So können Mitarbeiter ihr Leben flexibler gestalten, gleichzeitig können Unternehmen die Personalauslastung optimieren. Für eine zufriedenstellende Work-Life-Integration wird der starre 9-to-5-Job durch Vertrauensarbeitszeit ersetzt, bei der der Mitarbeiter selbst entscheidet, wann er arbeitet. Und statt einem klassischen 40-Stunden-Anstellungsverhältnis nachzugehen, kombinieren immer mehr Leute Teilzeitstellen mit Freelance-Jobs.

Mobiles Arbeiten, auch außerhalb des Büros, wird immer mehr zum Standard: Homeoffice, Work abroad, Arbeiten in Co-Working-Spaces oder Cafés. Dank Laptops, Wifi und Cloud-Lösungen ist das Arbeiten mittlerweile von fast überall möglich.

Auch die Arten der Anstellungsverhältnisse wandeln sich in Zeiten von Arbeit 4.0. Immer mehr Leute arbeiten als Freelancer – und es gibt immer mehr Plattformen, die solche flexible Arbeitsformen unterstützten. Auf der Schweizer Plattform Coopel beispielsweise können sich Auftraggeber und Auftragnehmer vernetzen, um projektweise miteinander zu arbeiten.

Auch 6-Stunden-Tage oder 4-Tage-Wochen werden immer beliebter. Für Unternehmen bietet das den Vorteil der numerischen Flexibilität: Sie können die Anzahl der Mitarbeiter je nach Auftragsvolumen anpassen. Das bedeutet aber auch, dass immer mehr kurzfristige Arbeits- oder Projektverträge abgeschlossen werden.

Wie können Unternehmen New Work fördern?

Der Wandel des Arbeitsverständnisses ist längst vollzogen: Arbeitnehmer gehen selbstbewusst damit um und fordern die Selbstbestimmung ein. Aber was bedeutet Arbeit 4.0 eigentlich für Unternehmen? Denn auch sie müssen umdenken, wenn Karriere und Geld für Arbeitnehmer nicht mehr der ausschließliche Faktor bei der Jobsuche sind.

Laut Luis Hanemann ist der Schlüssel dafür Sinnhaftigkeit: „Wer es schafft, Purpose in sein Unternehmen zu integrieren, hat extrem viele Vorteile und kann die besten Mitarbeiter bekommen“, sagt der Start-up-Investor und Partner bei e.ventures, der die Start-up-Szene seit knapp 20 Jahren kennt und New Work in vielen Facetten kennengelernt hat.

„Unternehmen, die Sinnhaftigkeit integrieren, haben extrem viele Vorteile und können die besten Mitarbeiter bekommen.“

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Agil statt hierarchisch organisiert – das sind die neuen Arbeitsformen von New Work. Dafür wird das Büro vom reinen Arbeitsort zu einer Arbeitsumgebung, die sich an die verschiedenen Bedürfnisse des Arbeitnehmers anpasst. Das Arbeiten soll Spaß machen und eine inspirierende Office-Kultur gelebt werden. So kümmern sich die sogenannten Feel-Good-Manager um die Zufriedenheit der Kollegen, um die Fluktuation gering zu halten und die Motivation der Mitarbeiter zu steigern.

Es werden Open-Space-Büros eingerichtet, die sich an verschiedene Arbeitsmodi anpassen: Das Desk-Sharing-Modell bietet dabei Bereiche fürs ruhige Arbeiten, Community-Bereiche für den Austausch oder Stehtische, um lange Sitzzeiten zu unterbrechen. Und fluide oder virtuelle Teams müssen sich meist gar nicht mehr treffen, sondern arbeiten rein computerbasiert über Kommunikations-Tools wie Slack miteinander.

Openspace

Aber auch außerhalb des Büros eröffnen sich viele Möglichkeiten – der Arbeitsplatz kann jetzt überall sein. Gerade bei digitalen Jobs werden Homeoffice, Workations (eine Mischform aus Work und Vacations) oder das Arbeiten in öffentlichen Co-Working-Spaces immer beliebter. Auch die Arbeitszeit wird flexibler: Die auch als Vertrauensarbeit bekannte Form ermöglicht es, die Arbeitszeit weitgehend eigenständig und selbstverantwortlich gestalten zu können. Das Volumen der Arbeitszeit wird vom Arbeitgeber festgelegt, Beginn und Ende bestimmt aber der Mitarbeiter – angepasst an den eigenen Bio-Rhythmus, die Lebensgestaltung und die aktuelle Lebenslage. Damit verändert sich aber nicht nur das Unternehmensklima, sondern auch das Verhältnis von Management und Mitarbeiter.

Flache Hierarchien: Wie verändern sich bei New Work Führung und Management?

Im New-Work-Modell findet auch eine funktionale Flexibilisierung statt. Vom hierarchischen Unternehmen geht es hin zu dezentral gelenkten Organisationen. Rollen werden flexibler gestaltet, Aufgaben agiler verteilt und Funktionen von Mitarbeitern wandeln sich.

Das bedeutet auch, dass das Verhältnis von Führung und Mitarbeitern sich wandeln muss: Arbeitgeber müssen lernen ihren Mitarbeiten Vertrauen zu schenken und nicht mehr jeden Arbeitsschritt zu delegieren und zu kontrollieren. Das ist für viele Führungskräfte anfangs ungewohnt. Gleichzeitig wird der Mitarbeiter weniger geleitet und begleitet, sondern muss deutlich selbstorganisierter arbeiten.

Fluch oder Segen: Ist New Work wirklich die bessere Form der Arbeit?

Beruf und Familie lassen sich durch zeitliche und örtliche Flexibilität besser vereinbaren. Man spart Zeit, weil man zum Beispiel im Homeoffice arbeitet und nicht zur Arbeit pendeln musst. Die neuen Arbeitsformen führen außerdem dazu, dass man selbstständiger und auch produktiver arbeitet. Gleichzeitig wird die Arbeit so aber auch immer mehr individualisiert und der direkte soziale Kontakt nimmt ab.

Agilität bedeutet also Freiheit – aber gleichzeitig auch viel Selbstdisziplin. Das erfordert ein sehr gutes eigenes Zeit- und Selbstmanagement. Die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmt. Wir sind ständig erreichbar und müssen selber darauf achten, dass wir unsere persönlichen Grenzen nicht überschreiten. Gerade sogenannte digitale Nomaden haben dabei häufig mehrere Jobs parallel, die sie koordinieren und priorisieren müssen.

So schön die flexiblen Veränderungen sind, sie bringen so auch neue Herausforderungen mit sich: Durch das Verschwimmen der Grenze zwischen Arbeit und Freizeit drohen gesundheitliche Schäden, wie beispielsweise Burn-Out. Eine 24-Stunden-Erreichbarkeit erschwert es mal wirklich (digital) abzuschalten.

NewWork Arbeitsteilung

Die Realität zeigt: Manche Branchen sind bei der Umsetzung von New Work schon erfolgreicher, andere haben noch einen langen Weg vor sich. Eine Umfrage von Kununu zeigt die Unterschiede: Vergleicht man die Anzahl der Unternehmen pro Branche, die bereits eine flexible Arbeitsteilung umsetzen, sind Versicherungen mit 17 % Spitzenreiter, gefolgt von Banken mit rund 11 %. Auf den drei hinteren Plätzen liegen Unternehmen aus den Bereichen Automobil (7 %), Telekommunikation (5 %) und Handel (4 %). Die Digitalisierung bietet die technische Voraussetzung für die Arbeit 4.0 – Unternehmen müssen jetzt lernen, diese angemessen für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzusetzen.

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