Flache Hierarchien, agile Arbeitsmethoden, Sinnhaftigkeit – vieles, was New Work ausmacht, klingt verlockend, lässt sich aber nur schwer in die Praxis umsetzen. Deshalb ist es gut, dass es Persönlichkeiten wie Dr. Simon Werther gibt. Simon ist Professor für Innovationsmanagement an der Hochschule der Medien in Stuttgart.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten seiner Arbeit gehören die digitale Transformation, Arbeit 4.0 und New Work. Er ist nicht nur Sprecher von Initiativen, wie der Plattform HR Startups im Bundesverband Deutsche Startups, sondern hat auch Erfahrung als Unternehmer: Er hat das Startup HRinstruments gegründet, das seit 2015 agile Tools für Feedback entwickelt.
Wissenschaft braucht Unternehmertum und umgekehrt
Er betont, wie wichtig die Verbindung aus Theorie und Praxis für New Work ist. Die Treiber für Innovationen sind seiner Meinung nach zum einen die Hochschulen und Universitäten, zum anderen aber auch praktische Erfahrungen. „Es gibt nach wie vor den Elfenbeinturm der Wissenschaft auf der einen und den Pragmatismus der Unternehmerwelt auf der anderen Seite“, sagt er und sagt, dass beide Welten so nah wie möglich zusammenrücken müssen, um aktuellen Fragestellungen zu begegnen.
Dazu gehört die Frage, wie es gelingt, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass bei Unternehmen ein guter Output in Bezug auf Innovationskraft und Produktivität entsteht und auf der Mitarbeiterebene die Themen Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit adressiert werden. Und das ist gar nicht so einfach, wie es zunächst scheint, sagt Simon.
Freiraum statt Käfig schafft kulturellen Wandel
Als Voraussetzungen für diese Entwicklung sieht Simon ganz klar das Thema Partizipation. Und zwar in Verbindung mit Autonomie und Freiräumen. Zuhören und ein gemeinsames Gestalten sind unerlässlich. Zusammenfassen lässt sich diese Vision als Co-Creation. Das Ziel ist es, einen kulturellen Wandel anzustoßen. Stell dir vor, das Unternehmen, in dem du arbeitest, schafft es gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, aber auch mit Kunden und anderen Unternehmen, etwas zu gestalten, das es so vorher nicht gegeben hat. Nur wenn das gelingt, kann die Rede von einem echten Kulturwandel sein.
Dazu gehört auch, alte Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren. Eine Hürde gibt es dabei, weiß Simon: „Deutsche Unternehmen sind nicht unbedingt die Vorreiter, wenn es darum geht, die Ärmel hochzukrempeln und Dinge auszuprobieren. Wir sind sehr gut darin, Unsicherheiten zu vermeiden, aber weniger darin, kontinuierlichen Austausch zu fördern und damit zu wachsen.“
Er sieht aber auch, dass Deutschland auf einem guten Weg sind und nimmt eine Aufbruchsstimmung bei vielen Unternehmen wahr, die ihr bisheriges Handeln aufrichtig hinterfragen. Ob das reicht, um einen wirklichen kulturellen Wandel anzustoßen? „Das wird sich erst in einigen Jahren zeigen.“
New Work als Zeichen für Fortschritt
Immerhin müssen wir uns keine Sorgen darüber machen, beim Thema Innovation zurückzufallen. „New Work ist ein Phänomen, das aus einer Wohlstandsgesellschaft heraus resultiert“, erklärt Simon zu der Frage, wie sich New Work zu Innovationen verhält. „Innovation hat zu Fortschritt und Wohlstand geführt und weil wir aktuell in einer Wohlstandsgesellschaft leben, kommen New-Work-Themen wie Selbstverwirklichung und Sinnhaftigkeit überhaupt erst in diesem Umfang auf.“
Für Simon ist New Work deshalb ein Zeichen für ein gewisses Level an Innovation und die Erfüllung existenzieller Bedürfnisse. Wie sieht sein Beitrag zu New Work in Deutschland aus? Er möchte mit seiner Arbeit einen Unterschied machen, indem er Dinge anders als in der Vergangenheit angeht. Diese Herangehensweise möchte er auch in Unternehmen sehen und die nötigen Impulse dafür liefern.
Sein Appell an Arbeitgeber lautet deshalb: „Raus aus der Komfortzone und neue Wege gehen, das gilt für jeden einzelnen und für jedes Unternehmen. Hinterfragt euch und überlegt, wo ihr es schafft, Dinge neu anzugehen.“ Sein Lieblingszitat in diesem Zusammenhang stammt von Antoine de Saint-Exupery: