Wie sieht deine Komfortzone aus? Wo fühlst du dich am wohlsten? Vielleicht gehörst auch du zu den Menschen, für die ein Video-Set und der prominente Platz vor der Kamera nicht unbedingt der erste Platz ist, der mit Wohlfühlatmosphäre verbunden wird. Auch für Sabine Delorme gibt es schönere Orte. Trotzdem – oder gerade deswegen – hat sie genau dort Platz genommen, um mit uns über New Work zu sprechen.
Sabine ist Director of Human Resources bei tyntec in München. Der internationale Telekommunikationsanbieter ermöglicht es Unternehmen, über Cloud-Lösungen und APIs direkt mobil mit ihren Kunden und Mitarbeitern zu kommunizieren. In ihrer Rolle bei tyntec ist Sabine unter anderem verantwortlich für den Aufbau einer „growth mindset culture“ – und genau aus diesem Grund hat sie ihre persönliche Komfortzone verlassen.
Der Begriff geht auf die Motivationsforscherin Carol Dweck zurück. Sie hat sich intensiv mit dem Thema Mindset und der Frage beschäftigt, wie sich das menschliche Denken auf das Handeln auswirkt. Menschen mit einem statischen (fixed) Mindset glauben, dass sie sich nur schwer entwickeln und verändern können. Menschen mit einem dynamischen (growth) Mindset macht es dagegen Spaß, Herausforderungen anzunehmen, aus Fehlern zu lernen und sich so weiter zu entwickeln.
New Work heißt neu denken
Was dieses Mindset mit der neuen Arbeitswelt zu tun hat? „New Work ist für mich, wenn Unternehmen es schaffen, sowohl Freiheit als auch Verantwortungsbewusstsein zu leben und bei ihren Mitarbeitern nicht nur ein Growth Mindset zu entwickeln, sondern auch zu fordern“, erklärt Sabine. Das kann nur funktionieren, wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern von Anfang an vertrauen, auf Augenhöhe agieren und eine gute Fehlerkultur leben.
Das fordert Sabine – nur so könne ein Growth Mindset überhaupt entstehen. Bereitschaft und Lust dazu müssen also auch auf Seite der Arbeitnehmer bestehen. Ein Growth Mindset zu fördern heißt aber nicht nur, die Mitarbeiter zu ermuntern, Herausforderungen anzunehmen. „Ein Unternehmen muss auch dafür sorgen, dass die Aufgaben einen Wachstumsbereich haben, der erreichbar ist und nicht realitätsfern.“
Entwicklung? Ja, bitte – aber die Richtung muss stimmen
Selbst wenn du und alle deine Kollegen ein Growth Mindset haben, ihr unglaublich motiviert seid und mit Freude eure Komfortzone verlasst – das alles nützt nichts, wenn das gemeinsame Ziel fehlt. „Man muss viel öfter darüber reden, was man eigentlich erreichen will“, weiß Sabine. Denn selbst wenn das Ziel feststeht, ist es oft gar nicht so einfach, die gemeinsame Vision auf die Aufgaben jedes einzelnen Mitarbeiters zu übertragen.
Auch für Sabine ist es deshalb so wichtig, mit Trends und Labeln vorsichtig umzugehen. Dinge wie flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien oder agiles Arbeiten sind heute in fast jeder Stellenanzeige zu sehen – bergen häufig aber die Gefahr, dass Arbeitnehmer im Arbeitsalltag enttäuscht werden. „Man kann ein solches False Advertising umgehen, indem man als Unternehmen wirklich darüber nachdenkt, was man denn will. New Work heißt, wirklich alles neu zu denken und nicht von anderen zu übernehmen“, erklärt Sabine.
New Work heißt auch, sich treu zu bleiben
New Work bedeutet also auch, nicht einfach alles zu übernehmen, was gerade als der neueste Arbeitstrend propagiert wird. Große Trends, wie die Digitalisierung, sind ein Anhaltspunkt für Veränderung. Für viele Unternehmen kann es aber bereits ein großer Schritt in Richtung New Work sein, nur einen Teilaspekt davon für die eigene Arbeit neu zu denken.
New Work sollte nicht gelebt werden, weil alle es tun, sondern weil es eine Möglichkeit für Unternehmen sein kann, die eigenen Werte zu stützen und ein noch besserer Arbeitgeber zu werden.
Bleibt die Frage, ob Sabine ihr Growth Mindset auch im Gespräch erfolgreich weiterentwickeln konnte. Im Video-Interview gibt es die Antwort darauf – und auf die folgenden Fragen:
- Was bedeutet eine Growth-Mindset-Culture für die Zusammenarbeit in Teams eigentlich?
- Welche Aufgabe haben Manager heute noch in einem Unternehmen, das ein Growth Mindset lebt?
- Wie kann ein junges Technologieunternehmen in Zeiten von Vollbeschäftigung und dem „War for Talents“ es schaffen, gute und engagierte Mitarbeiter zu finden?
- Welche Rolle wird der Mensch in Zukunft in einer Arbeitswelt spielen, die von Automatisierung und Technologien wie künstlicher Intelligenz geprägt ist?