Arbeit 4.0: So transformiert die Digitalisierung den Joballtag

Längst durchdringt die Digitalisierung jeden Bereich des Arbeitslebens. Mit der Arbeit 4.0 ändern sich Technologien und Arbeitsstrukturen ebenso wie die Haltung hinter der Arbeit. Wir erklären, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitswelt hat – und warum mit ihr (fast) alles besser wird.

Inhalt des Ratgebers

Roboter, mit deren Hilfe Chirurgen präzise Schnitte setzen oder die kleinste Produktionsteilchen mit geradezu menschlichem Fingerspitzengefühl platzieren. Ausgeklügelte Softwareprogramme, die Juristen bei Sachbearbeitungsprozessen zur Hand gehen. Und digitale Projektmanagement-Tools, die Mitarbeitern im Online-Business erlauben, von überall auf der Welt zu arbeiten. Das Zeitalter der Arbeit 4.0 hat unsere Arbeitsweise in nur wenigen Jahrzehnten umgekrempelt.

Arbeit + Digitalisierung = Arbeit 4.0

Kaum 20 Jahre nach der Jahrtausendwende haben der technologische Wandel und das veränderte Wertesystem der Arbeitnehmer Raum für tiefgreifende Veränderungen in der modernen (Arbeits-)welt geschaffen. Das Resultat sind veränderte Arbeitsumstände, eine veränderte Arbeitsweise, kurz: Arbeit 4.0

Die Arbeit 4.0 ist im digitalen Zeitalter verortet und beschreibt alle durch die Digitalisierung entstehenden Veränderungen in der Businesswelt. Wer sich nun fragt, was 4.0 bedeutet: Das etwas kryptische Zahlenkürzel ist angelehnt an Industrie 4.0 und basiert auf drei vorangegangenen Systemen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.


Beschreibt die Anfänge der Industriegeselltschaft

Bezieht sich auf die beginnende Massenproduktion und den dadruch entstehenden Wohlfahrtsstaat.

Kennzeichnet ihre soziale Marktwirtschaft unter anderem durch das Aufblühlen zahlreicher Arbeitnehmerrechte.


Im Rahmen der Arbeit 4.0 arbeiten Menschen mit neuen Technologien und intelligenten Systemen Hand in Hand. So setzen Kieferorthopäden nicht einfach nur Zahnspangen ein – sie fertigen smarte 3-D-Scans von Gebissen an. Drechsler bedienen High-Tech-CNC-Fräsen und statt Lebensläufe zu sortieren, tummeln sich Personalmanager zum „digitalen Recruiting“ auf Online-Kanälen wie Facebook, Twitter und LinkedIn. Die Technik ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Arbeitsalltags geworden, aufgrund derer das Konzept der Arbeit völlig neu gedacht werden muss.

Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt: Wie arbeiten wir zukünftig? 

Beim Diskurs zur Digitalisierung schwingt oft eine gewisse Skepsis mit. Kein Wunder, immerhin werden Medienkonsumenten bei diesem Thema mit Statistiken zu Jobschwund, Cyberattacken und Co. überschwemmt. Richtig ist, dass die Digitalisierung Stellen verändert, manche nur ein bisschen, manche so, dass sie überflüssig werden. Die Risiken der Digitalisierung liegen außerdem in einer zunehmenden Abhängigkeit von Unternehmen und Mitarbeitern von der IT-Infrastruktur. Hinzu kommt die Sorge, die Trennlinie zwischen Arbeits- und Privatleben könnte durch digitale Technologien zusehends verwischen. Auch die Angst vor Stress und einem „Nicht-Abschalten-Können“ ist angesichts neuer, flexibler Arbeitsmodelle durchaus berechtigt.

Workhard

Richtig ist aber auch, dass die Digitalisierung Arbeitsprozesse optimiert, Arbeitnehmern weniger komplexe Tätigkeiten abnimmt und ihnen so die Möglichkeit gibt, kognitiv anspruchsvollere und wichtigere Aufgaben zu übernehmen. Schon heute verlässt sich die Medizintechnik, besonders die Chirurgie, auf die Unterstützung von Robotern – etwa, wenn winzig kleine, aber präzise Schnitte gesetzt werden müssen.

Auch in Krankenhäusern, bei der Rehabilitation und in Pflegeeinrichtungen entlasten humanoide Roboter das medizinische Fachpersonal. So werden Besucher in zwei belgischen Krankenhäusern inzwischen von Roboter „Pepper“ begrüßt. Mithilfe von Kameras, Mikrofon und Abstandssensoren kann der  digitale Rezeptionsassistent die Mimik und Gestik seines Gegenübers interpretieren und darauf reagieren. Digitale Therapiesysteme wie Simulatoren zum Gehenlernen unterstützen dagegen Patienten in der Reha. Damit erhalten Ärzte und Physiotherapeuten nicht nur wertvolle Daten über Bewegungsabläufe und Kraftaufwand – es bleibt ihnen auch mehr Zeit für die menschliche Seite ihrer Arbeit.

Doch mit welchen konkreten Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung müssen wir rechnen? Welche Trends und Prinzipien sind es, die unsere Arbeitsweise jetzt und in Zukunft beeinflussen? Eine Studie an der Technischen Universität München hat dazu 49 Digitalisierungs-Experten aus Wirtschaft und Politik befragt.

Diese 5 Prinzipien transformieren unsere Art zu arbeiten:

  1. Berufliche Unabhängigkeit: Ziel der Arbeit 4.0 ist es, Mitarbeitern jederzeit den Zugriff auf technische Applikationen zu ermöglichen. Durch Tools wie Messaging-Dienste oder den Fernzugriff auf den Arbeitsdesktop können sie flexibel arbeiten – genau da, wo sie sich gerade befinden, genau dann, wenn sie am produktivsten sind.
  2. Automatisierte Tätigkeiten: Pfleger, Designer, Juristen – keiner von ihnen arbeitet am Fließband, dennoch profitieren alle von der Automatisierung bestimmter Aufgaben. So nutzen Ärzte und medizinisches Fachpersonal etwa elektronische Dokumentationssysteme, mit deren Hilfe Pflegeleistungen besser geplant und erfasst werden können. Juristen lassen sich durch Software bei Sachbearbeitungsprozessen unterstützen.
  3. Komplexere Aufgaben: Indem einfachere Arbeitsschritte automatisiert werden, entsteht mehr Raum für komplexe, kognitive Tätigkeiten. Schnelles, vernetztes Denken und Arbeiten ist im Zuge der Digitalisierung unvermeidlich. So müssen Mitarbeiter mit vielen unterschiedlichen Tools arbeiten, auf Informationen aus unterschiedlichsten Kanälen reagieren und sich rasch an veränderte Situationen anpassen.
  4. Ständige Weiterbildung: Neue Technologien entwickeln sich weiter – insofern muss auch Wissen kontinuierlich erneuert werden. In der Arbeit 4.0 lernen Mitarbeiter nie aus. Sie müssen stets bereit sein, sich weiterzubilden, Wissen aufzufrischen und mögliche Wissenslücken zu schließen.
  5. Neue Teamstrukturen: Um bessere Lösungen für Probleme zu finden, wird eine heterogene und interdisziplinäre Zusammenstellung von Teams immer wichtiger. Darüber hinaus werden Teams im Zeitalter der Digitalisierung dynamischer – sie werden je nach Aufgabenstellung mit Spezialisten aus dem ganzen Unternehmen besetzt.

Digitalisierung von Arbeitsplätzen: Willkommen im Büro 4.0

Neue Berufe, Verantwortungsbereiche, Arbeitsweisen: Für Arbeitnehmer ändert sich mit dem Megatrend Digitalisierung so einiges. Klar, dass sich auch der Arbeitsplatz der Zukunft an die neuen Parameter anpassen muss. Wer mit komplexen Aufgaben jongliert, sitzt dafür ungern in einem von Neonlicht erhellten Bürokomplex, in dem das wichtigste technische Gerät ein knatterndes Faxgerät ist. 

Damit Mitarbeiter die durch die Digitalisierung entstehenden Aufgaben effizient erledigen können, müssen Unternehmen ein produktives Arbeitsumfeld schaffen, das auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichtet ist. Dazu gehören ...

  • Rückzugsorte zum ungestörten Arbeiten
  • Helle, einladende Gemeinschaftsflächen, die den formellen wie informellen und abteilungsübergreifenden Austausch fördern
  • Kreativbereiche und -tools, mit deren Hilfe Gedanken gesponnen und visualisiert werden können
  • Sonnendurchflutete Büroräume mit Grünpflanzen
Arbeitsplatz

Daneben müssen Unternehmen für die passende technische Ausstattung in Form von Hardware sorgen. Keine Faxgeräte, sondern leistungsfähige Laptops, vernetzte Tablets und High-Tech-Beamer müssen her. Intelligente Applikationen und Systeme unterstützen Mitarbeiter bei Routinetätigkeiten, bei der Kommunikation und Planung – willkommen im Büro 4.0.

4 Tools, die im Büro 4.0 nicht fehlen dürfen

  • Slack: Im Zentrum des Kollaborations-Tools steht die Kommunikation. In verschiedenen Kanälen können Teams sich beruflich austauschen und Informationen teilen.
  • WeTransfer: Der File-Hosting-Dienst unterstützt beim schnellen Versenden großer Dateien über das Internet – und das ohne, dass zuvor ein Profil erstellt werden muss. Design-Teams lieben es!
  • Asana: Mithilfe der Task-Management-Software können Teams ihre Arbeit organisieren, Aufgaben zuweisen, den Status von Projekten überprüfen und Kommentare hinterlassen.
  • TeamViewer: Per geteiltem Code ermöglicht die IT-Fernsupport-Lösung den „Remote“-Zugriff von IT-Spezialisten auf den Arbeitsdesktop. So lassen sich auch die IT-Probleme von Mitarbeitern im Home-Office fix beheben.

Die Chancen und Risiken der Digitalisierung sind vielfältig. Schon jetzt verwischt die Technologisierung der Arbeitswelt die Schwelle zwischen Privatleben und Beruf. Allerdings wird sie auch dafür sorgen, dass Arbeitnehmer flexibler und effizienter arbeiten, abwechslungsreichere und anspruchsvollere Aufgaben übernehmen und in diversen, interkulturellen Teams neue Lösungsansätze erarbeiten können. Es lohnt sich also ein positiver Blick in die Zukunft.

Der digitale Wandel in der Arbeitswelt bringt zahlreiche Chancen für die tägliche Arbeit, kann allerdings auch zu digitalem Stress am Arbeitsplatz führen. Wie gut, dass wir ein Patentrezept dafür haben!

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