Sie gelten als Königsdisziplin der Zahntechnik: Zahnimplantate sind eine stabile und haltbare Lösung, um fehlende Zähne zu ersetzen. Ästhetisch und funktional stehen sie ihren natürlichen Vorbildern in nichts nach. Da eine Zahnimplantation aufwendig und mit einem chirurgischen Eingriff verbunden ist, müssen Patient:innen allerdings etwas Zeit investieren und mit hohen Kosten rechnen – oder gut versichert sein.
Medizinisch geprüft.von Zahnarzt Dr. Jens Gottschalk.
Inhalt des Ratgebers
Was sind Zahnimplantate?
Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln, auf denen täuschend echt aussehende Zahnkronen verankert sind und als Zahnersatz den Platz verlorengegangener Zähne einnehmen. Die Aufbauteile werden in Präzisionsarbeit gefertigt und genau auf das Gebiss von Patient:innen angepasst.
Die Implantatversorgung ist eine besonders zuverlässige Methode, um Lücken zwischen zwei Zähnen zu schließen. Die künstliche Zahnwurzel wird direkt in den Kieferknochen eingesetzt, mit dem sie sich nach einer Einheilphase verbindet. Die Gefahr einer Rückbildung des Knochens durch zu wenig Belastung wird damit deutlich reduziert.
Aufbau eines Implantats
Implantate bestehen in der Regel aus drei Komponenten:
Implantatkörper: Der zylindrische oder schraubenförmige Implantatkörper bildet den Wurzelersatz. Er ist die Basis für das Zahnimplantat und verankert es sicher im Kieferknochen. Der Implantatkörper wird im Knochen des Ober- oder Unterkiefers verschraubt. An der Oberseite befindet sich ein Gewinde für den Implantataufbau.
Implantataufbau: Der Aufbau wird auch Abutment genannt. Dieses Zwischenstück des Zahnimplantats wird auf den Implantatkörper geschraubt, damit die Krone Halt darauf findet.
Implantatkrone: Die Krone sitzt auf Aufbau und bildet die sogenannte Suprakonstruktion. Sie wird natürlichen Zähnen nachempfunden und mittels Zahntechnik an die Zahnsituation im Mund angepasst. Befestigt wird sie durch Verschraubung oder Verklebung mit speziellem Zement.
Ziel der Implantat-Behandlung
Der Verlust von Zähnen hat nicht nur ästhetische Auswirkungen, sondern kann das gesamte Gebiss und den Kiefer beeinträchtigen. Die Folgen können Instabilität der Nachbarzähne, fehlender Widerstand für gegenüberliegende Zähne, Zahnfehlstellungen sowie Fehlbelastungen der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur sein. (1)
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Ziel der Zahnimplantologie ist es, durch festsitzenden Zahnersatz negative Folgeerscheinungen des Zahnverlusts zu mildern. Mit einem Implantat gelingt das besonders nachhaltig, da hochwertige Materialien zum Einsatz kommen und das Implantat fest im Kiefer verankert wird.
Unterschiede von Zahnimplantaten
Jedes Gebiss ist anders und keine Zahnlücke gleicht in ihrer Form und Position der anderen. Entsprechend groß ist die Auswahl bei Zahnimplantaten.
Seit die Behandlung mit Zahnimplantaten 1982 von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) wissenschaftlich anerkannt wurde, haben sich über 100 relevante Anbieter auf dem Markt etabliert. 2020 waren es rund 140 Anbieter, davon bieten etwa 70 Implantatsysteme an. (2)
Zudem unterscheiden Zahnimplantate sich in ihrer Art, Form und im verwendeten Material.
Vorteil für Patientinnen und Patienten: Sie erhalten ein Implantatsystem, das auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Art
Bei der Art von Zahnimplantaten lassen sich ein- und zweiteilige Implantate unterscheiden.
Einteiliges Implantat: Der Implantataufbau ist bereits in die künstliche Zahnwurzel integriert. Oft wird diese Form bei Mini-Implantaten verwendet.
Zweiteiliges Implantat: Das Abutment ist nicht integriert und wird erst nach dem Einheilen des Implantats daran befestigt.
Mini-Implantate als Alternative?
Auch wenn der Name vermuten lässt, dass sie eine kleinere und damit günstigere Form von Implantaten sind, stellen Mini-Implantate keine Alternative zu herkömmlichen Implantaten dar. Sie werden stattdessen für Prothesen eingesetzt und seltener für Implantatkronen im Frontzahnbereich.
Form
In der Praxis kommen heute vor allem schraubenförmige Implantate zum Einsatz. Sie werden in ein vorgefrästes Loch im Kiefer eingesetzt oder verfügen über ein selbstschneidendes Gewinde und können direkt eingeschraubt werden.
Seltener sind zylinderförmige Implantate, die mit einem kleinen Hammer und sanftem Klopfen in den Kieferknochen eingebracht werden. Nachteil: Der Teil des Knochens, der vom Zylinder umschlossen ist, wird kaum durchblutet.
Material
Da Implantatkörper über viele Jahre im Kieferknochen verbleiben, sind die Anforderungen an die verwendeten Materialien besonders streng. Hochwertiges Material zeichnet sich durch eine hohe Biokompatibilität aus – das bedeutet, es hat keinen negativen Einfluss auf natürliches Gewebe – und verbindet sich problemlos mit dem Kieferknochen. Außerdem muss es Belastungen durch Kaudruck oder Zähneknirschen widerstehen.
Typische Materialien für die Herstellung des Implantatkörpers:
Titan: Das Metall ist korrosionsbeständig, gut verträglich und sehr biokompatibel. Allerdings können beim Einbringen in den Kieferknochen winzige Partikel in die Umgebung gelangen. (3) Diese können bei rund 15 Prozent der Patientinnen und Patienten eine Immunreaktion auslösen. (4) Je reiner das Titan, desto geringer das Risiko.
Zirkonoxid: Zirkoniumdioxid oder Zirkonoxid ist eine Hochleistungskeramik, die immer häufiger für Zahnersatz verwendet wird. Das Material weist eine gute Verträglichkeit und Biokompatibilität auf, ist langlebig und optisch kaum von natürlichen Zähnen zu unterscheiden. Noch vor einigen Jahren war seine Stabilität der von Titan unterlegen. Neue Generationen des Werkstoffs zeigen allerdings eine ausreichend hohe Materialstabilität. (3)
Behandlung & Ablauf
Soll eine Zahnlücke mit einem Implantat geschlossen werden, erfolgt die Behandlung in mehreren Schritten. Wie zeitaufwendig der Prozess ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem davon, ob ein Knochenaufbau notwendig ist.
Aus diesem Grund sind ausführliche Vorgespräche mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin sowie eine ausführliche Planung aller Schritte erfolgsentscheidend. Die Behandlung zum Ersatz eines einzelnen Zahns erfolgt in fünf Schritten:
1. Schritt: Vorbereitung
Als erstes untersucht die Zahnärztin die Zähne und die Mundhöhle, um sich ein Bild über die nötigen Schritte zu machen. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, ob genügend Knochen vorhanden ist oder aufgebaut werden muss.
Sie und der Patient besprechen die Ergebnisse und Behandlungsoptionen. In einem ausführlichen Beratungsgespräch erhält der Patient Antworten auf alle Fragen, bespricht Vorerkrankungen und daraus resultierende Risiken und nennt individuelle Wünsche für die Implantattherapie.
Bestehen gesundheitliche Risiken oder ist der Patient Raucher, kommt unter Umständen eine Implantatversorgung nicht in Frage. Als Alternative bietet sich dann die Versorgung mit einer Zahnbrücke als Zahnersatz an.
Aufschluss über die voraussichtlichen Kosten für die Versorgung und das Zahnarzthonorar gibt der Heil- und Kostenplan.
Der richtige Zeitpunkt für die Implantation
Zahnimplantat-Versorgungen können sofort nach dem Ziehen eines Zahns erfolgen oder verzögert nach einigen Wochen. Von Spätimplantologie spricht man, wenn das Zahnfach eines gezogenen Zahns zunächst vollständig verheilt. (5)
Der richtige Zeitpunkt für den Zahnersatz hängt vom Einzelfall ab: Sofortimplantationen sind im Frontzahnbereich sinnvoll, zur Reduzierung von Entzündungsrisiken bietet sich dagegen eine Spätimplantation an.
2. Schritt: Knochenaufbau (optional)
Implantate benötigen ein festes Fundament, das ihnen Stabilität gibt. Dazu muss ausreichend Knochensubstanz im Kiefer vorhanden sein. Zahnlücken und eine fehlende Belastung, aber auch fortschreitendes Alter können allerdings zu Knochenschwund führen.
Ist der Kieferknochen dort, wo später das Implantat sitzen soll, weniger als acht Millimeter tief und fünf Millimeter breit, kann die Zahnärztin den Knochen mit verschiedenen Methoden stärken:
Knochenaufbau (Augmentation): Ist der Knochen nicht tief genug, wird er idealerweise mit patienteneigenem Knochenmaterial aufgebaut. Es kann beispielsweise aus einem anderen Teil des Kiefers entnommen werden. Der Knochenaufbau kann auch während der Implantat-Versorgung erfolgen. Dabei wird Knochenmehl beim Bohrvorgang gewonnen und angelagert.
Bone Spreading und Bone Splitting: Bei einem zu schmalen Oberkieferknochen wird dieser an einer Stelle mittig geteilt und auseinandergedehnt (Bone Spreading), Unterkieferknochen können längs geteilt und auseinandergespreizt werden (Bone Splitting).
Sinuslift: Ist über den Oberkieferbackenzähnen nicht genug Platz nach oben vorhanden, weil die Kieferhöhle (Sinus) abgesenkt ist, muss diese angehoben werden. Dadurch kann die Wand der Kieferhöhle verdickt und damit das Zahnimplantat sicher verankert werden.
Im Oberkiefer werden andere Verfahren angewandt als im Unterkiefer, ebenso unterscheiden sich die Methoden für den Front- oder Backenzahnbereich.
Ist nicht genug eigenes Knochenmaterial im Kiefer vorhanden, kann die Zahnärztin synthetisches Knochenersatzmaterial verwenden oder Gewebe aus dem Beckenknochen entnehmen.
3. Schritt: Einsetzen des Zahnimplantats
Ist eine ausreichende Knochensubstanz vorhanden oder wurde sie erfolgreich aufgebaut, folgt als nächstes die Implantation. Mit modernen Geräten und Diagnostikverfahren kann die Zahnärztin die Zahnsituation präzise beurteilen und den ambulanten Eingriff genaustens planen. Das erhöht die Sicherheit für den Patienten und ermöglicht eine schonende Behandlung.
Ablauf der Implantatversorgung (6):
Der Patient wird örtlich betäubt. In den meisten Fällen genügt das, nur bei größeren Eingriffen empfiehlt sich eine Vollnarkose.
Die Zahnärztin öffnet mit einem kleinen Schnitt das Zahnfleisch an der späteren Position des Zahnersatzes, um den Kieferknochen freizulegen.
Mit speziellen Bohrern wird der Knochen angebohrt, um das Implantatbett vorzubereiten. Eine Bohrschablone hilft, die exakte Position zu bestimmen. Die Zahnärztin achtet darauf, den Nerv nicht zu treffen.
Die künstliche Zahnwurzel wird gesetzt. Entweder verschließt die Zahnärztin das Implantat mit einer Kappe und vernäht das Zahnfleisch darüber oder sie versieht es mit einem sogenannten Zahnfleischformer, damit es offen heilen kann. In beiden Fällen verschließt ein Provisorium die Lücke in der Zahnreihe.
4. Schritt: Einheilphase
Nach einer Implantation müssen die Implantate mit dem Kieferknochen verwachsen. Nur so erreichen sie eine ähnliche Belastbarkeit und Stabilität wie die Wurzeln natürlicher Zähne. Gründliche Hygiene und der Verzicht auf Tabak und Alkohol fördern eine schnelle Einheilung.
5. Schritt: Einpassung der Implantatkrone
Ist die Einheilungsphase abgeschlossen, wird das Implantat wieder freigelegt, um nach einer weiteren Wartezeit von etwa ein bis zwei Wochen einen Abdruck zu nehmen. Anschließend erfolgt die Einpassung und Eingliederung der Krone. Bei einer offenen Heilung kann die Abdrucknahme und Einpassung ohne Wartezeit erfolgen.
Ab jetzt tragen eine systematische Reinigung von Zahnersatz und Zähnen sowie regelmäßige Kontrollen des Implantats etwa alle sechs Monate dazu bei, dass der neue Zahnersatz lange erhalten bleibt.
Dauer der Behandlung
Für die gesamte Implantattherapie sind gründliche Voruntersuchungen, Beratungsgespräche, mehrere Sitzungen und längere Einheilphasen einzuplanen. Eine Spätimplantation inklusive Knochenaufbau kann bis zu neun Monate dauern.
Die reine Behandlung zum Einsetzen des Implantats dauert je nach Position und Aufwand etwa 30 bis 60 Minuten.
Dauer des Heilungsprozesses
Die Wundheilung des Zahnfleischs dauert in der Regel nur knapp zwei Wochen. Danach können die Fäden gezogen werden. Die Einheilphase des Implantats dauert dagegen mehrere Monate.
Die genaue Dauer hängt unter anderem von der Knochenqualität im Kiefer und von der Position des Implantats ab: Im Oberkiefer dauert das Einheilen von Implantaten bis zu sechs Monate, im Unterkiefer etwa drei Monate. Nach dieser Zeit ist das Implantat fest mit dem Kieferknochen verbunden und von Knochenzellen umschlossen.
Schmerzen bei Zahnimplantation
Ein Thema, das viele Patientinnen und Patienten beschäftigt, sind die Schmerzen. Vor einer Implantation fragen sich viele Menschen, wie viel sie beim Einsatz des Implantats spüren werden. Dank computergestützter Verfahren zur Vorbereitung und Durchführung der Behandlung kann der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Implantatversorgung sicher und schonend durchführen.
Schmerzen während und nach dem Knochenaufbau
Während der Behandlung für den Knochenaufbau spüren die meisten Patient:innen kaum etwas und haben auch danach keine nennenswerte Schmerzen. Falls doch Schmerzen auftreten, lassen diese sich mit Schmerzmitteln lindern und dauern in der Regel nur wenige Tage an.
Schmerzen während und nach der Implantation
Das Einsetzen von Implantaten erfordert nur einen kleinen operativen Eingriff. Die örtliche Betäubung sorgt dafür, dass die Behandlung schmerzfrei abläuft. Wer dennoch Angst vor dem Eingriff und Schmerzen hat, kann auf Wunsch die Möglichkeiten einer Vollnarkose mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt klären.
Sollten im Anschluss an die Implantation Wundschmerzen am Zahnersatz auftreten, klingen auch diese in den meisten Fällen nach wenigen Tagen ab und lassen sich mildern.
Haltbarkeit von Implantaten
Implantate sind eine verhältnismäßig junge Form von Zahnersatz. Dennoch gibt es bereits Langzeitstudien, die belegen, dass Zahnimplantate mindestens fünf Jahre problemlos halten, viele sogar jahrzehntelang. (7)
Allerdings berücksichtigen viele Hersteller bei ihren Erfolgsraten nicht die Implantatverluste in den ersten Monaten nach der Behandlung. Diese können durch Entzündungen oder Fehlbelastungen verursacht werden. Besonders das Rauchen, aber auch Diabetes kann die Gefahr erhöhen, dass Implantate nicht richtig einheilen und verlorengehen. (8)
Mit der richtigen Pflege und einer gesunden Lebensweise lassen sich Implantate lange erhalten und das Risiko eines Implantatverlusts senken.
Risiken und Komplikationen bei Zahnimplantaten
In Deutschland werden Zahnimplantate heute millionenfach eingesetzt. Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte sind deshalb routiniert in der Versorgung mit dem implantatbasierten Zahnersatz. Obwohl ein chirurgischer Eingriff nötig ist, lassen sich die meisten Risiken mit Voruntersuchungen, ausführlichen Beratungsgesprächen und modernen Behandlungsmethoden minimieren.
Dennoch kann es wie bei jedem Eingriff zu Komplikationen kommen. Entzündungen am Zahnfleisch rund um das Implantat (Periimplantitis) bilden das größte Risiko für den Langzeiterfolg der Zahnimplantate.
Diese Risikofaktoren begünstigen Entzündungen:
Rauchen
Parodontitis
Fehlbelastungen des Implantats, etwa durch Bruxismus
falsch dimensionierte oder eingesetzte Implantate
mangelnde Mundhygiene
Vorerkrankungen wie nicht behandelter oder schlecht eingestellter Diabetes
Kosten für Zahnimplantate
Bei den Preisen von Implantaten spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
Wo muss das Implantat positioniert werden?
Welches Material ist gewünscht?
Wie kompliziert ist die Behandlung?
Muss Knochen aufgebaut werden?
Auch die Art und Anzahl der Implantate beeinflussen die Höhe der Rechnung. Wie viel Zahnimplantate kosten, hängt also stark vom Einzelfall ab.
Die folgende Übersicht dient deshalb nur der groben Orientierung:
Kosten für das Implantat (künstliche Zahnwurzel) und Einsatz in den Knochen: ab 1.000 €
Kosten für Aufbauteile und Krone: 750 €
Laborkosten und Material: 800 €
Kosten für den Knochenaufbau: ab 200 €, Sinuslift zwischen 300 und 1.200 €
Kosten für computergestützte Diagnostik: 300 €
Die Kosten für ein Implantat belaufen sich dabei zwischen 3.500 und 4.000 Euro. Darin enthalten sind das Zahnarzthonorar sowie die Kosten für das Material, die Krone, die Diagnostik und den operativen Eingriff.
Bei mehreren Implantaten steigen zwar die Materialkosten, allerdings sinkt der Aufwand pro Implantat.
Wird ein Zahnimplantat von der Krankenkasse bezahlt?
Die Versorgung mit Zahnimplantaten gehört nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Patienten und Patientinnen müssen die Kosten dafür selbst tragen. Allerdings beteiligt sich die Krankenkasse bei implantatgetragenem Zahnersatz mit einem Zuschuss an der Suprakonstruktion auf dem Implantat.
Dieser Festzuschuss orientiert sich an der Regelversorgung für Zahnersatz und wird in Höhe von 60 Prozent gewährt. Durch das lückenlose Führen eines Bonushefts erhöht sich der Zuschuss auf bis zu 75 Prozent. Allerdings beläuft sich der Festzuschuss selbst dann nur auf etwa 440 Euro. Da die Preise für Implantate in der Regel bei etwa 3.500 Euro liegen, müssen Patient:innen also über 3.000 Euro selbst zahlen.
Entzündete Implantate ziehen oft weitere Behandlungen nach sich. Die Kosten dafür sind vollständig privat zu tragen.
Zusammenfassung: Vor- und Nachteile von Implantaten
Zahnimplantate sehen aus wie natürliche Zähne und bieten hohen Tragekomfort. Bei sorgfältiger Pflege und professioneller zahnärztlicher Behandlung halten sie viele Jahre lang. Da der Prozess von der ersten Untersuchung bis zur Nachkontrolle langwierig ist, sollte der Patient oder die Patientin sich vor einer Implantatversorgung genau über das Thema informieren.
Wichtig ist, sich mit Ablauf und Kosten auseinanderzusetzen sowie Vor- und Nachteile abzuwägen. Es lohnt sich in jedem Fall, eine Zweitmeinung einzuholen und Preise zu vergleichen.
Sind Zahnimplantate zu empfehlen?
Wer Wert auf natürlich aussehenden Zahnersatz legt und nur einzelne Zahnlücken schließen muss, ist mit einem Zahnimplantat gut beraten. Anders als bei Brücken müssen gesunde Nachbarzähne nicht bearbeitet werden. Implantate sitzen felsenfest und sorgen dafür, dass die Substanz des Kieferknochens durch regelmäßige Beanspruchung erhalten bleibt.
Was spricht gegen ein Zahnimplantat?
Implantate erfordern eine besonders gründliche Mundhygiene.
Zahnimplantate kosten viel Geld, gesetzlich Versicherte erhalten allerdings nur einen geringen Zuschuss zu den Kosten.
Gesundheitliche Faktoren wie ein schlecht eingestellter Diabetes können gegen Implantate sprechen.
Es muss eine gute Knochensubstanz vorhanden sein.
Bei Rauchern besteht die Gefahr eines Implantatverlusts.
Gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten?
Wer den hohen Aufwand und die Kosten für Zahnimplantate scheut, kann in den meisten Fällen auf alternativen Zahnersatz wie eine Brücke ausweichen. Sie bietet in Sachen Haltbarkeit und Ästhetik ein ähnliches Niveau wie Zahnimplantate. Die Preise sind etwas günstiger als für ein Zahnimplantat und es ist kein chirurgischer Eingriff erforderlich. Allerdings müssen benachbarte Zähne beschliffen werden, damit die Brücke darauf Halt findet.
Herausnehmbare oder festsitzende Zahnprothesen können ebenfalls eine Alternative sein, vor allem, wenn mehrere Zähne fehlen. Für einzelne Lücken verwenden Zahnärztinnen und Zahnärzte häufig herausnehmbare Teilprothesen. Tragekomfort und Halt sind bei diesem Zahnersatz oft weniger gut als bei Brücken oder Implantaten. Dafür ist die Behandlung unkompliziert und die Kosten sind im Vergleich moderater.
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Prophylaxe und Zahnreinigung tragen zu einer langen Haltbarkeit von Implantaten bei. Die Reinigung sollte regelmäßig und systematisch erfolgen. Zahnseide, Interdentalbürsten, eine elektrische Zahnbürste und die professionelle Zahnreinigung sind die besten Mittel, um Entzündungen des umliegenden Gewebes zu verhindern.
Besonders in der Phase direkt nach Eingliederung des neuen Zahnersatzes sollte die Pflege oberste Priorität haben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Bakterien sich am Übergang zwischen natürlichem Zahnfleisch und künstlichem Zahn anlagern. Die Nachsorge in der Praxis hilft ebenfalls, Infektionen vorzubeugen.
Es gibt viele verschiedene Arten von Zahnimplantaten, sodass Patienten und Patientinnen problemlos einen passenden Zahnersatz für ihre individuellen Ansprüche finden. Welches Implantatsystem und welche Materialien für wen geeignet sind, hängt von der Position der zu schließenden Lücke im Kiefer, von Unverträglichkeiten und der Knochensubstanz ab. Wichtig ist, dass das gewählte Implantat erprobt ist und bei anderen Patient:innen bereits eine lange Haltbarkeit bewiesen hat.
Pro Implantat dauert das Einsetzen in den Kieferknochen nur etwa 30 bis 60 Minuten. Da Implantate so individuell wie die Zähne der Patientinnen und Patienten sind, lassen sich über die gesamte Dauer der Implantat-Versorgung und der Einheilungsphase nur grobe Schätzungen treffen:
Inklusive aller Vorbereitungen und Beratungen sowie Behandlungen zum Knochenaufbau und Einsatz der Zahnimplantate können bis zu neun Monate vergehen.
Ohne Knochenaufbau dauert die gesamte Behandlung etwa drei bis sechs Monate.
Besteht die Möglichkeit, einen gezogenen Zahn sofort mit einem Implantat zu ersetzen, verkürzt sich die Dauer auf wenige Wochen bis etwa drei Monate.
Genau wie das Einsetzen der Zahnimplantate ist auch die Dauer der Einheilung individuell. Die Einheilung ist abgeschlossen, wenn das Implantat fest mit dem Kieferknochen verwachsen und von Knochenzellen umschlossen ist.
Bei Patienten oder Patientinnen mit hoher Knochenqualität, die ein Implantat im Unterkiefer benötigen, kann die Einheilungsphase nach etwa drei Monaten abgeschlossen sein. Implantate, die als Zahnersatz im Oberkiefer eingesetzt werden, können die Dauer auf sechs Monate verlängern.
Sofern kein Sofortimplantat in Frage kommt, müssen Implantate in mehreren Sitzungen verteilt über einige Monate eingesetzt werden. Folgende Sitzungen können auf Patient:innen zukommen:
Zahn ziehen
Untersuchung/Beratung
Knochenaufbau
Implantation und Provisorium
Fäden ziehen
Abdruck
Zahnersatz einpassen
Kontrolltermine
Die Preise von Implantaten hängen von Faktoren wie Material, Implantatsystem und Aufwand der Behandlung ab. Die Kosten für ein vollständiges Zahnimplantat inklusive der Krone und Behandlung ohne Knochenaufbau liegen in der Regel zwischen 1.300 und 2.000 Euro. Höherwertige Materialien, modernste Diagnostik, ein umfangreicher Knochenaufbau und etwaige Kosten im Anschluss an die Implantation können die Preise nach oben treiben.
Während Privatversicherte in der Regel einen großen Teil der Zahnimplantat-Kosten erstattet bekommen, müssen gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten die Kosten für die Rechnung meist aus der eigenen Tasche zahlen. Der Zuschuss der Krankenkassen liegt für Implantate bei rund 440 Euro. Voraussetzung für die Übernahme von Kosten ist ein Heil- und Kostenplan. Mehr leistet eine private Zahnzusatzversicherung.
Quellen:
(1) Zahnverlust: Die häufigsten Ursachen für Zahnverlust, in: Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik, 2019, gzfa.de/aktuelles-wissen/news/parodontologie/detail/article/zahnverlust-die-haeufigsten-ursachen-fuer-zahnverlust (abgerufen am 27.10.2021).
(2) Isbaner, Jürgen: Der Implantologiemarkt 2020, in: Implantologie Journal, Nr. 1&2, epaper.zwp-online.info/epaper/sim/ij/2020/ij0120/MU_Implamarkt_E_26.pdf (abgerufen am 27.10.2021), S. 27.
(3) Dr. Jacobi-Gresser, Elisabeth: Titan- und Zirkonoxidimplantate im Vergleich, in: Dentale Implantologie & Parodontologie, 2020, www.dimagazin-aktuell.de/implantologie/implantatprothetik/story/titan--und-zirkonoxidimplantate-im-vergleich__9050.html (abgerufen am 27.10.2021).
(4) Titanunverträglichkeit, in: IMD Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam GbR, www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/zahnmedizin/allergien-und-unvertraeglichkeiten/titanunvertraeglichkeit.html (abgerufen am 27.10.2021).
(5) Prof. Dr. Dipl.-Ing. Richter, E.-J.: Wann ist der richtige Zeitpunkt für Implantate?, Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e.V., in: Empfehlung der DGI, März 2004, www.dginet.de/web/dgi/richtiger-zeitpunkt (abgerufen am 27.10.2021).
(6) Für Ihr schönstes Lächeln – Zahnimplantate, in: Musterbroschüre der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, www.dginet.de/web/dgi/patienteninfo (abgerufen am 27.10.2021).
(7) Haltbarkeit und Pflege von Implantaten und Zahnersatz, in: Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik, www.gzfa.de/diagnostik-therapie/implantologie/zahnimplantate-behandlung/haltbarkeit-und-pflege/ (abgerufen am 27.10.2021).
(8) Implantate, in: Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis (AGZ-RNK), 2012, www.agz-rnk.de/agz/content/3/3_4/3_4_6/3_4_6_1/ (abgerufen am 27.10.2021).
Dr. Jens Gottschalk ist seit 1997 Zahnarzt und praktiziert seit 2003 in seiner eigenen Praxis im Herzen Münchens. Er betreut seine Patienten in allen Belangen der Zahnheilkunde und ist spezialisiert auf die ästhetische und funktionelle Versorgung komplexer Zahnsituationen.