Was versteht man unter einer Parodontitis?
Die Parodontitis ist eine chronische, entzündliche Erkrankung, welche vor allem das Zahnbett betrifft. Wird die Parodontitis nicht rechtzeitig erkannt, kann die Entzündung im fortgeschrittenen Stadium schwerwiegende Folgen haben. So können Patientinnen oder Patienten unter Schmerzen leiden oder gar ihre Zähne verlieren.
Dies hat seine Ursache in der Entstehung von Zahnfleischtaschen, also der Vergrößerung des Abstands zwischen dem Zahn und dem Zahnfleisch. Wächst die Tiefe der Zahnfleischtaschen, sammeln sich darin schädliche Bakterien und das Gewebe um den Zahn sowie die Kieferknochen bilden sich infolgedessen zurück. Auf diese Weise entstehen freiliegende Zahnhälse, die Zähne lockern sich und können schließlich ausfallen.
Parodontitis & Parodontose: Das ist der Unterschied
Sowohl der Begriff Parodontose als auch Parodontitis bezeichnen eine Erkrankung des Zahnhalteapparates.
Während Parodontitis der fachliche Begriff für die Diagnose ist, wird umgangssprachlich auch oft von einer Parodontose gesprochen, obwohl dies nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht mehr korrekt ist. Der Begriff "Parodontose" ist in der Medizin deshalb nicht gebräuchlich. Man spricht ausschließlich von Parodontitis.
Die Endung "-itis" weist auf eine Entzündung hin, während "-ose" eine Zustandsveränderung beschreibt, welche nicht auf eine Entzündung zurückzuführen ist (2).
Der Begriff Parodontose wurde in der Vergangenheit verwendet, bevor die Parodontitis als entzündliche Erkrankung erkannt wurde, und hat sich bis heute im Sprachgebrauch gehalten.
Die Entstehung einer Parodontitis
Obwohl die Parodontose eine chronische Erkrankung ist, geht sie auf ein akut entzündetes Zahnfleisch zurück. So beginnt die Entstehung einer Parodontitis mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), welche oftmals ihre Ursachen in einem schwächeren Immunsystem in Kombination mit einer mangelhaften Mundhygiene hat und nur Zähne und Zahnfleisch betrifft.
Diese entwickelt sich, wenn sie nicht entsprechend behandelt wird, zu einer Parodontitis weiter, welche auch den Zahnhalteapparat angreift und aufgrund der dauerhaften Schäden nicht mehr heilbar ist.
Die Diagnose: Parodontaler Screening Index (PSI)
Da eine Parodontitis zu Beginn meist keine Schmerzen verursacht, während sie das Zahnfleisch angreift, wird die Diagnose oft zu spät gestellt. Der Parodontale Screening Index (PSI) soll deshalb einerseits dabei helfen, die Erkrankung überhaupt erst zu identifizieren und andererseits bestimmen, wie weit sie bereits fortgeschritten ist.
Ablauf der Untersuchung
Bei der Untersuchung kommt eine Sonde zum Einsatz, mit deren Hilfe der Zahnarzt oder die Zahnärztin Auffälligkeiten am Zahn finden und anschließend dokumentieren kann.
Hauptsächlich wird dabei die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen, sowie die Zähne auf ihren Halt überprüft, doch auch die Rauigkeit der Zähne innerhalb der Zahntaschen wird berücksichtigt, da sich auf glatten Oberflächen Bakterien schlechter festsetzen können. Zuletzt wird die Blutungsneigung des Zahnfleisches überprüft.
Diese Früherkennung hilft dabei, eine Zahnfleischentzündung frühzeitig zu diagnostizieren, eine entsprechende Behandlung zu veranlassen und letztendlich im besten Fall eine Parodontose zu verhindern.
Wichtig ist dabei eine Untersuchung von Zähnen und Zahnfleisch in regelmäßigen Abständen. Für Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenkassen wird das Screening alle zwei Jahre erstattet.
Was bedeutet PSI?
Der PSI (Parodontale Screening Index) basiert auf einem Code, welcher anhand von Zahlen von 0 bis 4 die Schwere der Zahnfleischentzündung oder der bereits eingesetzten Parodontitis einordnet.
Diese Bedeutung wird den einzelnen Zahlen zu geschrieben:
- 0 = gesundes Gebiss und Zahnfleisch, keine Behandlung notwendig
- 1 = Zahnfleischentzündung, eine verbesserte Mundhygiene wird empfohlen
- 2 = Zahnfleischentzündung oder Zahnstein sowie überstehende Füllungen, eine verbesserte Mundhygiene wird empfohlen und Zahnstein entfernt sowie Füllungen geglättet
- 3 oder 4 = Mögliche leichte bis schwere Parodontitis, eine verbesserte Mundhygiene wird empfohlen, es folgen weitere Untersuchungen zur Festigung der Diagnose wie Röntgenaufnahmen
Das sind die Symptome einer Parodontitis
Die Anzeichen einer Parodontitis zeigen sich erst recht spät, lange Zeit haben Patientinnen oder Patienten überhaupt keine Symptome. Diese Tatsache macht die Krankheit besonders gefährlich, denn hat sie sich einmal von einer akuten in eine chronische Entzündung mit Zahnfleischtaschen verfestigt, ist zwar noch eine Behandlung, aber keine Heilung mehr möglich (3).
Symptome für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Meist erkennen die Betroffenen eine Zahnfleischentzündung zum ersten Mal, wenn beim Zähneputzen Zahnfleischbluten auftritt. Doch auch ein gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch gehört zu den häufigsten Symptomen, mit welchen die Patientinnen und Patienten schließlich den Zahnarzt oder die Zahnärztin aufsuchen.
Auch ein entzündetes Zahnfleisch mit Schmerzen sowie Mundgeruch können hin und wieder auftreten. In diesen Fällen muss es sich noch nicht zwingend um eine Parodontitis handeln, sondern es kann auch noch eine behandelbare Zahnfleischentzündung vorliegen.
Symptome für eine Parodontitis
Bei einer gefestigten Parodontitis lässt sich teilweise die Verlängerung der Zahnhälse durch den Rückgang des Zahnfleisches beobachten. Der Zahn erscheint dann länger, weil der Zahnhals langsam freigelegt wird.
Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich Zahnfleischtaschen gebildet haben und die Parodontitis sich im fortgeschrittenen Stadium befindet, sind lockere Zähne. Diese weisen auf eine deutliche Rückbildung der Kieferknochen hin. In diesem Fall besteht dringender Handlungsbedarf.
Parodontitis: Ursachen für die Entzündung
Die Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung, wird also durch Bakterien verursacht. Zwar finden sich allerlei hilfreiche und harmlose Bakterien im Mund. Diejenigen, welche die Parodontose auslösen, befinden sich jedoch in der sogenannten Plaque (bakterielle Zahnbeläge), welche sich bei Vernachlässigung der Zahnpflege auf den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen bildet.
Der Belag verhärtet sich mit der Zeit zu Zahnstein und wird dadurch zu einer Brutstätte für Bakterien. Diese setzen Stoffwechselprodukte frei, welche dann schließlich eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und, wenn diese nicht behandelt wird, eine Entzündung des Zahnhalteapparates, also eine gefestigte Parodontitis verursachen.
Risikofaktoren für eine Parodontitis
Eine Parodontitis entsteht nicht aus dem Nichts - es gibt zahlreiche Maßnahmen, welche Erkrankungen der Zähne und des Zahnfleisches vorbeugen können. Allerdings sind manche Patientinnen und Patienten anfälliger für diese Art von Entzündungen. Das lässt sich auf bestimmte Risikofaktoren zurückführen, welche eine Entstehung der Erkrankung wahrscheinlicher machen.
Das Risiko für eine Parodontose erhöht sich in der Regel bei einem geschwächten Immunsystem.
Diese Ursachen können die Wahrscheinlichkeit einer Entzündung noch erhöhen:
Erbliche Veranlagung
Wenn in der Familie vermehrt Entzündungen des Zahnfleisches vorkommen, dann steigt auch für den Patienten oder die Patientin das Risiko, an einer Parodontose zu erkranken. Die erbliche Veranlagung kommt vor allem bei jüngeren Betroffenen zum Tragen.
Rauchen
Ein erhöhtes Risiko zeigt sich auch bei Rauchern. Bis zu 15 Mal so wahrscheinlich erkrankt diese Gruppe an Parodontitis (4), da das Nikotin sowohl die Abwehrkräfte schwächt als auch zu einer geringeren Durchblutung im Mund führt. Daher können sich die bakteriellen Beläge schneller bilden und die Bakterien selbst sich schneller im ganzen Mund ausbreiten.
Auch können so wichtige Symptome wie Zahnfleischbluten ausbleiben und die Erkrankung später erkannt werden. Nicht nur erhöht Rauchen das Risiko, dass sich eine Parodontitis entwickelt, es sorgt auch dafür, dass die Entzündung sich schneller entwickelt und schlechter behandelt werden kann.
Stress
Chronischer Stress macht den Körper anfälliger für Entzündungen und kann deshalb ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für eine Parodontose führen.
Schwangerschaft
Aufgrund von hormonellen Veränderungen sind Schwangere anfälliger für Entzündungen im Mundraum.
Diabetes Mellitus
Patientinnen und Patienten, die unter zu hohen Blutzuckerwerten leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Entzündungen des Zahnhalteapparates. Die Erkrankung an Parodontitis fördert im Umkehrschluss ebenfalls den Diabetes Mellitus, da die Entzündungen im Mund die Zellen weniger resistent gegen Insulin macht. Infolge dessen verschlechtern sich die Blutzuckerwerte.
Immunschwäche
Ist der Körper aufgrund einer Krankheit geschwächt, leidet darunter meist auch das Immunsystem und das Zahnfleisch wird anfälliger für Entzündungen wie eine Parodontose. Dazu gehören Erkrankungen wie AIDS, aber zum Beispiel auch Autoimmunerkrankungen, welche mit Immunsuppressiva behandelt werden.
Die richtige Vorbeugung: Zahn und Zahnfleisch schützen
Um einer Parodontitis vorzubeugen, sollten zunächst einmal alle vermeidbaren Risikofaktoren eliminiert werden.
Eine besonders wichtige Maßnahme ist es, Zigaretten aufzugeben. Ein allgemein gesunder Lebensstil, welcher eine ausgewogene Ernährung sowie ein gutes Stressmanagement voraussetzt, hilft ebenfalls bei der Reduktion des Risikos.
Im Vordergrund steht jedoch eine gute Mundhygiene und eine gründliche Pflege der Zähne, welche gleichzeitig auch das Zahnfleisch schützt.
Dies gilt es dabei zu beachten:
- Die Zähne sollten zweimal täglich geputzt werden. Wichtig ist vor allem abends oder besser direkt nach dem Essen der Einsatz von Zahnseide oder Interdentalbürsten, um Essensreste aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen.
- Säuren im Essen greifen die Zähne an, weshalb diese wenn möglich vermieden werden sollte. Besonders nach dem Essen sind Zähne deshalb empfindlich, weshalb nach einer Mahlzeit mindestens eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen gewartet werden sollte.
- Eine sorgfältige Mundhygiene umfasst nicht nur das Putzen der Zähne zu Hause, sondern auch die regelmäßige Vorsorge beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. So sollte mindestens ein bis zweimal pro Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden. Ebenso wichtig ist die Inanspruchnahme der halbjährlichen Vorsorgeuntersuchung.
Parodontosebehandlung
Kann der Zahnarzt oder die Zahnärztin Paradontose heilen?
Eine Parodontose kann nicht mehr geheilt werden. Stattdessen versucht der Zahnarzt oder die Zahnärztin, ein weiteres Fortschreiten zu verhindern und die Symptome zu lindern.
Die Parodontitis-Behandlung besteht dabei je nach Schwere der Entzündung aus mehreren Schritten, welche abgesehen von der professionellen Zahnreinigung bei nachgewiesenem Handlungsbedarf von der Krankenkasse übernommen werden:
Der Zahnarzt oder die Zahnärztin überprüft den Zustand des Zahnhalteapparats und der Zähne
Der Patient oder die Patientin wird über eine gute Mundhygiene aufgeklärt, damit er oder sie die Behandlung zu Hause durch die Pflege der Zähne und des Zahnfleischs unterstützen kann. Auch über Faktoren wie Rauchen und Diabetes, die ein Risiko im Verlauf der Parodontitis darstellen, muss der Patient oder die Patientin aufgeklärt werden. Umso mehr Kompetenz diese in Bezug auf die eigene Erkrankung erlangen, desto besser kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin erfolgen.
Die Parodontitis entsteht aus den Belägen beziehungsweise dem Zahnstein auf den Zähnen. Deshalb ist es ein wichtiger Bestandteil der Parodontosebehandlung, dass die Beläge von der Zahnärztin oder dem Zahnarzt entfernt werden.
Auch sonstige Störfaktoren wie Karies oder schlecht sitzender Zahnersatz werden entfernt oder ausgewechselt. Sollte ein Zahn schon zu locker sitzen, wird dieser entfernt.
Teil der Parodontitis-Behandlung ist auch die Entfernung von Belägen in den Zahnfleischtaschen, welche nur schwer erreichbar sind, mithilfe einer speziellen Sonde.
Bei einer Tiefe der Taschen von etwa vier bis fünf Millimeter können auch Laser eingesetzt werden. Tiefere Zahnfleischtaschen sind jedoch mit dem Laser nur noch schwer zu erreichen. Daher muss in diesen Fällen im Rahmen der Behandlung unter örtlicher Betäubung das Zahnfleisch aufgeschnitten und nach der gründlichen Reinigung mit der Sonde das Gewebe wieder vernäht werden. So können bakterielle Zahnbeläge auch an den Stellen entfernt werden, die für die Patientinnen und Patienten unmöglich erreichbar sind. Dabei werden gegebenenfalls auch die Zahnwurzeln geglättet, sodass sich dort Beläge in Zukunft nur noch schwer bilden können.
In manchen Fällen kann bei der Behandlung einer Parodontitis auch Antibiotika zum Einsatz kommen.
Die Parodontosebehandlung umfasst nicht nur einen einmaligen Eingriff, sondern muss von der Zahnärztin oder dem Zahnarzt über längere Zeit begleitet werden. Um die Parodontitis im Griff zu halten, müssen Zahn und Zahnfleisch regelmäßig kontrolliert und bakterielle Beläge sowie Zahnstein durch eine professionelle Zahnreinigung entfernt werden.
Ebenfalls wird im Rahmen der langfristigen Parodontosebehandlung die Entwicklung der Krankheit beobachtet und genau dokumentiert. Der Anspruch auf eine Nachversorgung wird innerhalb von zwei Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen gewährt und umfasst je nach Fall einen bis zu drei Besuche beim Zahnarzt oder der Zahnärztin.
Behandlung mit Knochenaufbau
Ist der Kieferknochen bereits weiter zurückgegangen und besteht ein Risiko zum Zahnverlust, besteht die Möglichkeit, die Knochen wieder aufzubauen und so das Gebiss zu stärken. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin füllt dafür ein Ersatzmaterial an der betreffenden Stelle ein, welches das Wachstum anregt und das der Knochen anschließend als Gerüst nutzen kann, um sich wiederaufzubauen.
In manchen Fällen können auch körpereigene Knochenersatzmaterialien genutzt werden. Dabei werden vom Zahnarzt oder der Zahnärztin Knochen aus Teilen des Kiefers transplantiert und an anderer Stelle wieder eingesetzt.
Unterstützung der Behandlung durch Patientinnen und Patienten
Die Parodontosebehandlung hängt maßgeblich von der Mitarbeit der Betroffenen ab. Eine Entzündung des Zahnhalteapparats kann nicht in nur einer Sitzung vom Zahnarzt oder der Zahnärztin beseitigt werden, sondern verläuft chronisch und benötigt deshalb tägliche Aufmerksamkeit. Im Prinzip gelten hier dieselben Vorkehrungen wie bei der Vorbeugung. So sollten die Betroffenen ein besonderes Augenmerk auf ihre Mundhygiene legen, indem sie ihre Zähne zweimal täglich putzen und Zahnzwischenräume gründlich mit Zahnseide oder Interdentalbürsten säubern.
Um die Parodontosebehandlung zu unterstützen, sollte zudem dringend auf das Rauchen verzichtet werden, um das Immunsystem gegen Bakterien zu stärken. Zudem sind regelmäßige Besuche bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt notwendig. Zusätzlich können Patientinnen und Patienten während ihrer Behandlung und darüber hinaus auf ihre Ernährung achten. Auch diese hat einen Einfluss auf den Verlauf der Parodontitis und kann die Symptome mindern.
Durch die Ernährung der Parodontitis vorbeugen
Das Gewebe im Mund sowie die Zähne und die Kieferknochen sind auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr angewiesen, um eine hohe Abwehrkraft gegenüber schädlichen Bakterien zu entwickeln. Aus diesem Grund ist eine ausgewogene Ernährung sowohl bezüglich der Vorbeugung als auch der Parodontitis-Behandlung von Bedeutung. Experten empfehlen bei chronisch entzündlichen Krankheiten wie der Parodontitis eine hohe Zufuhr an Antioxidantien, entzündungshemmenden Fettsäuren und Mineralien (5). Besonders achten sollten Patientinnen und Patienten mit Parodontitis bei ihrer Ernährung auf folgende Bestandteile: