In welchen Fällen ist eine feste Zahnspange sinnvoll?
Eine feste Zahnspange eignet sich grundlegend für Zahnkorrekturen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Durch das System aus Brackets, Drahtbögen und Befestigungsgummis kann der gesamte Zahn inklusive Wurzel bewegt und auch aufwendige Anpassungen vorgenommen werden (1). Eine wichtige Voraussetzung für die Behandlung mit einer festsitzenden Zahnspange ist der abgeschlossene Zahnwechsel.
Wichtig zu wissen: Das Korrigieren von Zahn- und Kieferfehlstellungen hat nicht nur eine ästhetische Wirkung, sondern ist eine „langfristige Investition in die Gesundheit und kann helfen Zahnprobleme und Zahnersatz zu vermeiden.“ (2)
Mögliche Gründe für die Therapie mit einer festen Zahnspange können sein:
- verschachtelte Zähne
- schiefe Zähne/Zahndrehungen
- Zahnlücken
- zu kurze Zähne zum Herauswachsen anregen
- Gaumennahterweiterung: Ist der Oberkiefer im Verhältnis zum Unterkiefer zu schmal, besteht die Notwendigkeit die Knochennaht im Gaumen zu erweitern. Dazu wird im Oberkiefer für drei bis sechs Monate eine Apparatur zur Gaumennahterweiterung befestigt.
- Fehlbisse wie ein Überbiss oder Unterbiss
Wie viel kostet eine feste Zahnspange?
Die Kosten fester Zahnspangen liege zwischen 2.500 Euro und 8.000 Euro und hängen unter anderem vom Schweregrad und der Art der Fehlstellung, dem gewählten Material sowie dem Bedarf an Zusatzleistungen und Nachbehandlungen ab.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Regelversorgung mit einer festen Zahnspange in folgenden Fällen:
- Behandlung für Kinder: der Patient ist noch unter 18 Jahre alt
- es liegt laut KIG-Einstufung im Gebiss ein Grad der Fehlstellung von mindestens 3 vor
Die Kosten für höherpreisiges Material, Bracketvarianten außerhalb des Leistungskatalogs oder eine Zahnspangenbehandlung im Erwachsenenalter werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Sie müssen in den meisten Fällen vom Patienten selbst getragen werden. Eine Zahnzusatzversicherung kann hier äußerst sinnvoll sein. Je nach Tarif werden Kosten für kieferorthopädische Leistungen teilweise übernommen. Informieren Sie sich jetzt über die Tarife der ottonova Zahnzusatzversicherung.
Feste Zahnspange: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Bei einigen Zahn- und Kieferfehlstellungen ist bereits eine Behandlung im Kindesalter sinnvoll. Grundsätzlich gilt: Ein Kontrolltermin in der Praxis des Zahnarztes kann kaum „zu früh“ stattfinden. Bei einigen Fehlstellungen kann es schon im Alter von sechs bis neun Jahren sinnvoll sein, dass Eltern ihre Kinder erstmalig beim Kieferorthopäden vorstellen, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
Das hat folgende Gründe:
- Platzreserven (Leeway-Space) können ausgenutzt und das Wachstum des Kiefers positiv beeinflusst werden
- früher Behandlungsbeginn wirkt präventiv auf die Ausbildung schwerer Zahn- und Kieferfehlstellungen
- Bissanomalien (offene Bisse, Tiefbisse, Kreuzbisse, verfrühter Verlust von Milchzähnen…) lassen sich häufig frühzeitig mit einer losen Spange vorbehandeln
- in der Regel gilt: je früher Zahn- und Kieferanomalien erkannt werden, desto leichter lassen sie sich behandeln/therapieren
Reguläre Behandlung für Kinder und Jugendliche
Regulär beginnt man mit der Behandlung mit einer festen Zahnspange für Kinder abhängig von der individuellen Zahnstellung und -entwicklung in etwa ab dem 10. Lebensjahr. Laut den Richtlinien für kieferorthopädische Behandlungen (3), die für Zahnärzte gelten, sollte ein Behandlungsbeginn erst ab der zweiten Phase des Zahnwechsels erfolgen. Das bedeutet konkret: Der Patient hat ein Alter von 10 bis 13 Jahren und seine Milchmolaren und Milcheckzähne sind schon durch ihre Nachfolger ersetzt (4).
Das Kindes- und Jugendalter eignet sich ideal für kieferorthopädische Eingriffe, da sich die Ober- und Unterkieferknochen noch im Wachstum befinden. Kurzum: Die Kieferknochen von Kindern sind zellreich und faserarm, wodurch der Vorgang der Zahnbewegung beschleunigt wird. Bei zellarmen und faserreichen Knochen von Erwachsenen stattdessen ist mehr Zeit bis zum finalen Behandlungsergebnis einzuplanen. (2)
Feste Zahnspange für Erwachsene
Der Wunsch nach einer Zahnkorrektur im Erwachsenenalter ist nicht unüblich. Oftmals wurden Fehlstellungen an den Zähnen im Kindesalter nicht angemessen behoben. In anderen Fällen ist keine angemessene Nachbehandlung erfolgt, was zu erneuten Zahnverschiebungen führen kann. Grundsätzlich gilt: Die Behandlung mit einer festen Zahnspange ist auch für Erwachsene noch möglich und sinnvoll. Neben der Optimierung der Zahnästhetik, haben feste Zahnspangen auch positive Auswirkungen auf die Mundgesundheit:
- vereinfachte Zahnpflege bei geraden/gerichteten Zähnen
- reduziertes Risiko für Karies und Entzündungen wie Gingivitis oder Parodontitis
- Zahnbewegung festigt der Verankerung der Zähne im Kieferknochen
Eine feste Zahnspange kann insbesondere vor dem Einsatz von hochwertigem Zahnersatz sinnvoll sein. (2)
Bei Erwachsenen ist zu beachten, dass das Kieferwachstum abgeschlossen und die Gewebereaktion altersbedingt eingeschränkt ist. Das kann dazu führen, dass eine Behandlung länger dauert als bei Kindern.
Behandlung mit der festen Zahnspange
Feste Zahnspangen sind aus sogenannten Brackets, Drahtbögen und Gummis aufgebaut. Sie verbleiben für den gesamten Behandlungszeitraum im Mundraum des Patienten. Während der einzelnen Termine in der Praxis werden die Drähte je nach Bedarf ausgetauscht und die Einstellungen angepasst. So erzielt man schrittweise eine Optimierung der Position der Zähne im Mund.
Wichtig zu wissen: Zahnbewegungen im Sinne der Kieferorthopädie sind grundsätzlich erst möglich, weil Zähne nicht fest im Kiefer sitzen. Die Zahnwurzel wird von einem Faserbündel, den sogenannten Sharpey-Fasern, im Kiefer gehalten. Sie federn zum Beispiel Stöße effektiv ab, ohne dass sofort ein Zahnverlust droht. Die Sharpey-Fasern sind von winzigen Blutgefäßen und Nerven durchzogen. Druck auf die Zähne, der durch die feste Zahnspange ausgelöst wird, führt zur Entstehung von Druck- und Zugzonen im Fasergewebe.
- in der Druckzone wird der Kieferknochen, der den Zahn umgibt, abgebaut
- in den gegenüberliegenden Zugzone findet die Bildung neuer Knochenschichten statt
So gelingt eine schrittweise Verbesserung der Stellung der Zähne im Mund von bis zu einem Millimeter pro Monat (2).
Brackets: Die verschiedenen Arten
Brackets sind kleine Halterungen der festen Zahnspangen, die mit einem Spezialkleber auf die Zähne geklebt werden. Sie dienen dazu den Drahtbogen und die Bänder der Spange zu fixieren. Dazu befinden sich auf den Brackets Schlitze (sog. Slots), durch die der Bogen aus Draht gespannt wird. Grundsätzlich sind Brackets in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Patienten können in Absprache mit ihrem Kieferorthopäden die verschiedenen Möglichkeiten abwägen und eine Wahl bezüglich des Materials und der Größe treffen.
Metallbrackets
- konventionelle Brackets bestehen aus Metall
- Anbringung des Drahtbogens am Bracket durch Gummiringe oder Drahtligaturen
- in regulärer Größe und als Minibrackets erhältlich
- Minibrackets versprechen leichtere Mundhygiene und bedecken eine geringere Fläche der Zahnoberfläche
- Teil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen
Lingualbrackets
- Lingualbrackets bezeichnet man auch als innenliegende feste Zahnspangen
- Brackets werden auf den Zahnrückseiten befestigt
- der Draht verläuft ebenso an den Innenseiten der Zähne entlang durch die Brackets hindurch
- verhältnismäßig sehr flache Brackets
- individuell auf den Patienten angepasst
- durch ihre geringe Sichtbarkeit vor allem als Behandlungsmethode für Erwachsene attraktiv
Keramikbrackets
- Brackets aus Keramik entsprechen der Zahnfarbe und sind deutlich unscheinbarer als Metallbrackets
- vereinfachte Mundhygiene durch abgerundeten Kanten, die das Festsetzen von Bakterien erschweren
- für Patienten mit einer Allergie gegen Kobalt oder Nickel geeignet
- materialbedingt vor allem beim Verzehr härterer Nahrungsmittel anfälliger für Beschädigungen
- Bracket wird im Bruchfall gänzlich vom Zahn entfernt und mit neuem ersetzt
Selbstligierende Brackets
- selbstligierende Brackets (Halteplättchen) kommen im Vergleich zu anderen Bracketvarianten ohne Gummis oder Drähte (sog. Ligaturen) zur Befestigung aus
- eine Art Verschluss, in den der Drahtbogen „eingeklickt“ wird (5)
- Material: Keramik oder Metall
- Hygienefreundlichkeit aufgrund des Verzichts auf Gummis
- geringere Krafteinwirkung
- schonender für Zahnwurzeln und Kieferknochen
- gleichmäßige Kraftübertragung auf die Zähne
- oftmals kürzere Behandlungsdauer möglich
- Brackets sind kleiner und mit flexibleren Drahtbögen erhältlich als herkömmliche Modelle
Bögen: Die verschiedenen Varianten
Bögen verlaufen durch die Brackets und dienen als Verbindungs- und Führungselement einer festen Zahnspange. Abhängig von der Art der Brackets werden sie zusätzlich mit Gummis oder Drahtligaturen am Bracket fixiert. Der Bogen baut Druck auf, der auf die Zähne wirkt, um sie in ihre Endposition zu bewegen. Gummis zwischen den Brackets des Ober- und Unterkiefers (wie Gummizüge) können bei einer Kieferfehlstellung Anwendung finden, um auch ihn durch Druck und Zug in die gewünschte Position zu bringen. Im Laufe der Behandlungen in der Praxis werden die Bögen einer festen Zahnspange immer wieder nachgespannt, justiert und ausgewechselt.
Grundsätzlich gibt es drei Arten von Bögen:
- Titanbögen: zahnschonend, aufgrund ihrer Elastizität für die Anfangsphase der Behandlung geeignet
- Edelstahlbögen (starr und wenig flexibel): hohe Krafteinwirkung, kommen zur Mitte/am Ende der Behandlung zum Einsatz, wenn alle Zähne in einer Ebene stehen
- beschichtete Bögen (zur verbesserten Optik bei Brackets aus Keramik z.B. mit weißem Kunststoff)
Festsitzende Zahnspange: Die Vorteile auf einen Blick
Die feste Zahnspange verspricht in der Praxis der Kieferorthopädie folgende Vorteile:
- geeignet zur Korrektur nahezu aller Fehlstellungen (Kieferfehlstellung sowie Zahnfehlstellung)
- keine Beeinträchtigung beim Kauen oder Sprechen
- Behandlungserfolg ist nicht von der Mitwirkung des Patienten abhängig
- regelmäßige Kontrollen der Bögen und Gummibänder ermöglichen feines Nachjustieren
- kürzere Therapiezeit als bei losen Zahnspangen, da wesentlich mehr Druck und Zug auf den Zahn wirkt
- vielversprechendes Behandlungsergebnis
Welche Nachteile bringt eine feste Zahnspange mit sich?
- erhöhter Zahnhygieneaufwand
- Sichtbarkeit der Brackets von außen
Mögliche Nebenwirkungen (3):
- Schmerzen oder Druckstellen in der Anfangsphase oder nach dem Anbringen neuer Bögen
- Karies
- Zahnfleischentzündungen
- Schädigungen der Zahnwurzel (Wurzelresorption) bei unsachgemäßer Behandlung
Quellen
(1) Dr. Mindermann, G. (2009): Kieferorthopädie zwischen medizinischer Notwendigkeit, wünschenswerter Behandlung und ästhetischem Anspruch. In: Pädiatrix - Das Magazin für Kinderheilkunde 1 (2009). 26-27. URL: www.paediatrix.de/pdfs_articles/jahr2009_ausgabe01_231_e54eadbb3696f083277a275a18ed927b.pdf (aufgerufen am 17.02.2022)
(2) Brückmann, Barbara (2015): Kieferorthopädie – Zahnspange ja oder nein? Stiftung Warentest. URL: books.google.de/books?hl=de&lr=&id=ylZ3DwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PT2&dq=zahnspange+&ots=n5SqIlPc3H&sig=JpckcYdqnVEhJMwu_jHgfGWOWuE#v=onepage&q=zahnspange&f=false (aufgerufen am 17.02.2022)
(3) Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (2010): Optimaler Zeitpunkt für die Durchführung kieferorthopädischer Maßnahmen (unter besonderer Berücksichtigung der kieferorthopädischen Frühbehandlung). URL: www.dgkfo-vorstand.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/Stellungnahme_Behandlungsbeginn.pdf (aufgerufen am 18.02.2022)
(4) Verbraucherzentrale (2021): Wann zum Kieferorthopäden? URL: www.kostenfalle-zahn.de/projekt-kostenfalle-zahn/kieferorthopaedie/wann-zum-kieferorthopaeden-12809 (aufgerufen am 18.02.2022)
(5) Dr. Hölscher, I./Dr. Lindel, I. (2021): Selbstligierende Brackets. URL: www.kfo-am-dammtor.de/teens/feste-zahnspangen/selbstligierende-brackets#:~:text=Die%20Vorteile%20von%20selbstligierenden%20Bracketsystemen%3A%201%20Die%20Brackets,Behandlungsdraht%20ist%20wesentlich%20flexibler%20als%20die%20herk%C3%B6mmlichen%20B%C3%B6gen (aufgerufen am: 18.02.2022)