Unser Experte Zahnarzt Dr. Jens Gottschalk sagt: Eine Zahnfüllung ist immer dann notwendig, wenn, zum Beispiel durch Kariesbakterien, ein Defekt in deinem Zahn entstanden ist. Um zu verhindern, dass sich diese Bakterien immer weiter in deinem Zahn ausbreiten und ihn am Ende ganz zerstören, muss der Zahnarzt die betroffene Stelle komplett von ihnen befreien. Im Anschluss wird das dadurch entstandene Loch mit einem Füllmaterial wieder verschlossen. So eine Zahnfüllung übernimmt also im Grunde die Funktion der verlorenen Zahnhartsubstanz. Dafür stehen dem Zahnarzt oder der Zahnärztin, je nach der Größe des Loches, heute verschiedene Materialien zur Verfügung.
Einsatzzwecke der Amalgamfüllung
Eine Amalgamfüllung wird vor allem an kariösen Backenzähnen eingesetzt, denn diese Stellen sind schwerer zugänglich und benötigen ein gutformbares Material zum Verschließen des Lochs im Zahn. Außerdem ist eine Amalgamfüllung sehr widerstandsfähig und hält dem Druck der Backenzähne beim Kauen stand.
Im beim Reden und Lachen sichtbaren Schneidezahnbereich wird eine Amalgamfüllung deshalb nicht eingesetzt, da ihre Farbe silbrig glänzend und somit wenig ästhetisch ist.
Auch bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter 15 Jahren wird eine Amalgamfüllung seit Juli 2018 nicht mehr eingesetzt.
Ablauf der Behandlung
Ist ein Zahn kariös muss der Zahnarzt oder die Zahnärztin, die erkrankte Zahnsubstanz entfernen. Dies geschieht meist mit dem Bohrer und hinterlässt ein Loch im Zahn, was im Fachjargon Kavität genannt wird.
Die Kaviotät wird dann getrocknet und desinfiziert. Anschließend wird das freigelegte Zahnmark (Pulpa) mit einer Unterfüllung geschützt. Diese besteht zum Beispiel aus Glasionomerzement.
Für das Verschließen des Lochs hat der Zahnarzt oder die Zahnärztin verschiedene Materialien zur Auswahl.. Amalgam ist eines davon. Es lässt sich dabei besonders gut formen und härtet schnell aus. Mit etwas Druck verdichtet sich das Material im Zahn. Überstehendes wird am Ende ausgeschnitzt.
Ein Lack zum Versiegeln schützt die Amalgamfüllung in den ersten 24 Stunden. Am Ende wird die Zahnfüllung noch glattpoliert, sodass ein angenehmer Aufbiss gewährleistet ist.
Vorteile einer Amalgamfüllung
Die Vorteile einer Amalgamfüllung liegen klar auf der Hand:
- Kosten: Zahnfüllungen aus Amalgam sind günstig. Die Kosten für eine Füllung liegen bei etwa 30 bis 50 Euro pro Zahn.
- Erstattung durch die GKV: Amalgamfüllungen sind Teil der Versorgung der GKV. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten für Amalgamfüllungen komplett.
- Haltbarkeit & Widerstandskraft: Außerdem hält eine Zahnfüllung aus diesem Material sind mit etwa 15 Jahren sehr langlebig.
- Lässt sich gut verarbeiten: Amalgam ist relativ weich und lässt sich bei der Behandlung gut formen. Außerdem härtet das Material schnell aus und wirkt antibakeriell.
Nachteile einer Amalgamfüllung
- Ästhetik & Geschmack: Eine Amalgamfüllung glänzt metallisch und fällt dadurch beim Essen und Lachen stark auf. Wer eine zahnfarbene Füllung möchte, sollte auf ein anders Material wie Keramik zurückgreifen. Einige klagen auch über einen metallischen Geschmack im Mund.
- Verträglichkeit (Giftiges Quecksilber): Neben Silber, Kupfer und anderen unbedenklichen Materialien enthält eine Amalgamfüllung auch Quecksilber. Viele Patientinnen und Patienten fürchten das Risiko, das von diesem giftigen Stoff ausgeht. Sie fürchten, dass das Schwermetall nach und nach freigesetzt wird, in den Körper gelangt und so Nebenwirkungen und allergische Reaktionen hervorruft.
Häufigkeit von Amalgamfüllungen
Schätzungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (1) ist etwa jede dritte Zahnfüllung in Deutschland eine Amalgamfüllung. Die Zahlen sind rückläufig, da immer weniger Menschen Lust auf Amalgamfüllungen haben. Warum?
Nicht nur, weil sie keine metallisch glänzende Füllung im Zahn und in ihrem Mund wollen, sondern auch wegen gesundheitlicher Bedenken.
Zusammensetzung einer Amalgamfüllung
Etwa die Hälfte der Amalgamfüllungen besteht aus Quecksilber. Tatsächlich gilt Quecksilber als giftigstes nicht-radioaktives Element. Aber auch Silber, Kupfer und Zinn sind in einer Amalgamfüllung enthalten. Gold oder Platin können ebenfalls beigemischt sein.
Gewusst?
Damit das giftige Quecksilber nicht in die Umwelt gelangt, besagt die Abwasserverordnung für Zahnärzte, dass alle Abwässer von Zahnbehandlungen bei denen Amalgam anfällt, wie etwa das Entfernen von Amalgamfüllungen, müssen über Amalgamabscheider geleitet werden. Dies ist eine technische Vorrichtung, die die Belastung der Abwässer verringert und so verhindert, dass Amalgampartikel ins Abwasser gelangen.
Ist das enthaltene Quecksilber in Amalgamfüllungen wirklich so schädlich?
Amalgamfüllungen sind umstritten, denn sie enthalten das Schwermetall Quecksilber. Dieses ist in seiner Reinform giftig: Wenn Quecksilber freigesetzt wird und in den Körper des Patienten gelangt, kann es zu einer ganzen Reihe unspezifischer Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Nervosität kommen.
Wie so oft in der Medizin haben Experten und Expertinnen unterschiedliche Meinungen. Werfen wir also einen Blick auf die aktuelle Diskussion.
Meinung Bundeszahnärztekammer: Amalgam ist unbedenklich
Die Bundeszahnärztekammer spricht sich in ihrem Positionspapier (2) grundsätzlich für Amalgamfüllungen aus. Amalgam sei schon lange im Einsatz, gut zu bearbeiten und kostengünstig. Deshalb gilt die Amalgamfüllung bei gesetzlichen Krankenkassen als Material der Wahl, wenn Zähne im Seitenzahnbereich zu sanieren sind.
Weiter heißt es im Positionspapier, dass es trotz intensiver Forschung keine Studien gebe, die die schädliche Wirkung des Amalgams belegen.
Quecksilber ist zwar in hoher Dosierung gefährlich, aber in der Amalgamfüllung sei es so gut gebunden, dass nur geringe Mengen Quecksilber in den Körper gelangen. Die Quecksilberbelastung sei zu niedrig, um der Gesundheit zu schaden.
Meinung Robert Koch-Institut: Amalgam zurückhaltend verwenden
Die Umweltzahnmediziner des Robert Koch-Instituts sind schon etwas kritischer. Sie sehen durchaus Risiken in der Verwendung des Amalgams. In einer Stellungnahme (2) heißt es, dass Amalgamfüllungen neben Fisch die Hauptquellen für die Aufnahme von Quecksilber sind. Durch Abrieb könne das Amalgam in den Körper gelangen und dort verschiedene Organe negativ beeinflussen.
Außerdem gelangen Amalgamfüllungen in die Umwelt, wenn der Patient irgendwann stirbt. Deshalb sei es gut, die Verwendung als Füllungsmaterial einzuschränken.
Meinung Naturheilkundler: Amalgam besser vermeiden
Die große Heilpraktikerschule Paracelsus steht Amalgam sehr kritisch gegenüber und sieht entsprechende Füllungen als „außerordentlich schädlich“ an. Bei einer Top-Gesundheit und einem reibungslos funktionierenden Immunsystem bliebe das chemische Material zwar häufig unbemerkt. Bei einer schweren Krankheit oder anderen belastenden Faktoren wie Dauerstress könne sich das Blatt aber schnell wenden. Möglich sei eine chronische oder akute Amalgamvergiftung.
Symptome einer Amalgamvergiftung
Amalgamvergiftungen sind schwer nachzuweisen, weil viele unterschiedliche Symptome möglich sind, die auch andere Ursachen haben können.
Die wichtigsten Anzeichen einer Amalgamvergiftung:
- chronischer Schnupfen & häufige Erkältungen
- Gelenk- oder Kopfschmerzen
Bei einer chronischen Amalgamsilbervergiftung kann es sein, dass der Betroffene erst nichts bemerkt. Akute Vergiftungen fallen hingegen schneller auf.
Ist Amalgam krebserregend?
Laut Krebsinformationsdienst (3) gibt es aktuell keine Studien, die zeigen, dass Amalgam das Krebsrisiko erhöht. Deshalb sei es nicht notwendig, dass Krebspatienten bestehende Amalgamfüllungen entfernen lassen.
Sind Zahnfüllungen aus Amalgam noch erlaubt?
Die EU beobachtet die Diskussion kritisch und hat beschlossen, dass Amalgam ab Juli 2018 nur noch eingeschränkt verwendet werden soll. Ein vollständiges Verbot dieses Füllungsmaterials wird diskutiert.
Verboten sind Amalgamfüllungen seitdem zur Behandlung von:
- Milchzähnen
- Kindern unter 15 Jahren
- Schwangeren
- Stillenden
Umweltzahnmediziner raten auch in folgenden Fällen von Amalgamfüllungen ab:
- bei Niereninsuffizienz, da Amalgam die Nieren beeinträchtigen könnte
- bei bereits vorhandenen metallischen Füllungen, da sie gemeinsam wie eine Batterie Strom leiten könnten
- bei einer Amalgam-Allergie
- bei einer speziellen Entzündung (Oraler Lichen planus)
Seit Juli des Jahres 2018 sind die EU-Mitgliedsstaaten angehalten, den Gebrauch des Amalgams aufgrund der möglichen Nebenwirkungen immer weiter einzuschränken. Aktuell prüfen Behörden, ob es ab 2030 ganz verboten werden könnte.
In Schweden, Norwegen und Dänemark sind entsprechende Verordnungen bereits in Kraft getreten. Hier dürfen wegen des enthaltenen Quecksilbers keine Amalgamfüllungen mehr verwendet werden.
Was ist besser: Eine Amalgam- oder Kunststoff-Füllung?
Amalgam ist bei Zahnärzten deshalb so beliebt, weil diese Legierung so gut zu verarbeiten ist. Gesundheitliche Bedenken und wenig attraktive metallische Füllungen rufen bei manchen Patienten aber Skepsis hervor. Deshalb wird vor allem im Frontzahnbereich gerne zahnfarbener Kunststoff eingesetzt, der unauffälliger ist und kein Quecksilber enthält.
Die gesetzlichen Kassen kommen für Kunststoff-Füllungen an den Schneide- und Eckzähnen, aber nicht im Seitenzahnbereich auf. Wer als Kassenpatient eine Kunststoff-Füllung für seine Backenzähne möchte, muss selbst dafür aufkommen. Die zahnärztliche Behandlung ist deutlich aufwendiger als bei den Schneidezähnen.
Ist eine große Füllung notwendig, ist Kunststoff übrigens keine Alternative zu Amalgam, so die Zahnärztekammer Bremen. Das Material würde der Belastung durch den Kaudruck auf Dauer nicht standhalten.
Wer kein Quecksilber in seinen Backenzähnen möchte, muss auf deutlich teurere Gold-Füllungen ausweichen. Möglich sind auch spezielle Komposite aus Kunststoff und zerriebenem Glas, die in einem sehr aufwendigen Verfahren eingebracht werden.
Müssen Amalgamfüllungen entfernt werden?
Die meisten Naturheilkundler würden diese Frage wohl bejahen, weil sie Amalgam grundsätzlich kritisch gegenüberstehen. Viele Zahnärzte sehen allerdings keinen Grund zur Besorgnis.
Große Studien (4) aus den USA und Europa konnten zwar zeigen, dass Quecksilber in Blut und Urin von Patienten mit Amalgam-Füllungen nachweisbar ist. Aber diese Patienten wiesen keine Symptome auf, die auf eine Quecksilbervergiftung hindeuteten.
Forscher weisen allerdings auch daraufhin, dass die Folgen von Amalgam noch nicht schlussendlich geklärt sind.
Wer Bedenken hat, spricht am besten mit dem Zahnarzt. Man kann vorab auch bei einem Haus- oder Facharzt prüfen lassen, ob mögliche Beschwerden andere Ursachen haben.
Wie kann man Amalgam ausleiten?
Wer eine Amalgamvergiftung bei sich vermutet, kann ihren Zahnarzt oder seine Zahnärztin bitten, die Amalgamfüllungen zu entfernen.
So funktioniert die Amalgam-Sanierung:
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen löst der Zahnarzt die Amalgam-Füllungen aus dem Zahn.
Die entstehende Kavität wird dann mit Kunststoff, Keramik oder Gold gefüllt.
Ein Umweltmediziner oder Heilpraktiker nimmt eine Quecksilberausleitung vor. Eine chemische Verbindung sorgt dafür, dass das im Körper eingelagerte Quecksilber hinausgespült wird.
Fazit: Amalgam wird seit mehr als 100 Jahren verwendet, aber wohl genauso lange heiß diskutiert. Noch immer gibt es keine schlussendliche Bewertung der kritischen Legierungen. Jeder muss also für sich selbst entscheiden, welche Zahnfüllung er möchte.
Alternativen zur Amalgamfüllung
Zahnfüllungen sind geeignet, um Löcher in den Zähnen zu verschließen. Durch die Füllung wird die Funktionsfähigkeit des geschädigten Zahns erhalten. Als Füllungsmaterial findet zum Beispiel Amalgam, Keramik, Gold und Komposit Anwendung.
Je nachdem, wie groß das zu füllende Loch ist und in welchem Teil des Mundes es sich befindet, kommen unterschiedliche Materialien infrage. Darüber hinaus spielen auch andere Faktoren wie die Kosten und die Haltbarkeit eine Rolle.
Komposit als Alternative zu Amalgam
Wenn aus medizinischen Gründen kein Amalgam benutzt werden kann oder wenn der Patient keine Amalgamfüllung möchte, kann der Zahnarzt auf andere Füllungsmaterialien zurückgreifen. Als moderne Alternative zu Amalgam gelten Kunststoff- bzw. Kompositfüllungen. Sie bestehen heutzutage nur noch zu etwa 20 Prozent aus Kunststoff, die restlichen 80 Prozent machen fein zerriebene Glasteilchen aus.
Kompositfüllungen können an die natürliche Zahnfarbe angeglichen werden, weshalb sie bevorzugt bei Schäden im sichtbaren Bereich zur Anwendung kommen. In diesem Fall erstattet auch die gesetzliche Krankenkasse ist Kosten von etwa 50 bis 300 Euro pro Zahn. Soll eine Kompositfüllung im Seitenzahnbereich angebracht werden, müssen gesetzlich Versicherte den Differenzbetrag zur einfachen Amalgamfüllung selbst bezahlen.
Tipp: Eine private Zahnzusatzversicherung kann vor hohen Zahnarztkosten schützen. Man sollte sie allerdings frühzeitig abschließen und nicht erst, wenn ein Behandlungsbedarf vorliegt – denn bei vielen Anbietern gibt es Wartefristen, bis die Behandlungskosten übernommen werden.
Keramik und Gold als Alternativen zu Amalgam
Befindet sich das Loch im Seitenzahnbereich, kann ein Inlay aus Keramik oder Gold statt einer Amalgamfüllung eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Einlagefüllung, die außerhalb des Mundes passgenau hergestellt wird – in einem Dentallabor oder vor Ort in der Zahnarztpraxis.
Inlays sind gut verträglich und lange haltbar, aber auch teuer: Bis zu 700 Euro oder mehr kann eine Einlagefüllung kosten. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten hierfür nicht, sie zahlt lediglich einen kleinen Zuschuss.