Auf nächtlichen Irrwegen – Was tun bei Schlafwandeln?

Schlafwandler räumen die Möbel um, laufen durch die Wohnung oder sogar auf die Straße. Und das alles, obwohl sie tief schlafen. Erfahre, was hinter dem Schlafwandeln steckt und was du tun kannst, wenn dein Kind oder dein Partner nachtaktiv werden.

Inhalt des Ratgebers

In einer frostigen Winternacht läuft ein Mann nur mit Unterhose bekleidet über die Straße. Ein Autofahrer hält an und setzt den verwirrten Mann zum Aufwärmen auf den Beifahrersitz. Die herbeigerufene Polizei stellt nicht etwa eine Psychose oder Demenz fest. Nein, der Mann aus Überlingen ist Schlafwandler. Und er hatte gewaltiges Glück – denn die Geschichte hätte auch anders ausgehen können.

Wie gefährlich das Phänomen Schlafwandeln sein kann, zeigen eindrucksvoll die Beispiele des Tennisspielers Peter Polansky und des kanadischen Studenten Kenneth Parks. Ersterer stürzte schlafwandelnd aus dem Fenster, während letzterer im Schlaf gar seine Schwiegereltern umbrachte. Jedoch verläuft eine nächtliche Wanderung selten so extrem ab. Normalerweise wachen Schlafwandler am nächsten Tag wohlbehalten in ihrem Bett auf – und wundern sich über abgehängte Bilder und umgestellte Möbel. Insofern ist Schlafwandeln eine relativ harmlose Schlafstörung, die im Regelfall keine Behandlung erfordert. Wieso man schlafwandelt, ist allerdings noch nicht restlos geklärt.

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Top 5: was du über das Schlafwandeln wissen solltest

  • Schlafwandeln ist in den meisten Fällen eine harmlose Schlafstörung
  • Kinder schlafwandeln während der verschiedenen Entwicklungsstufen unterschiedlich stark
  • Schlafwandeln bei Erwachsenen ist selten und kann durch Reize wie Stress und Schlafmangel ausgelöst werden
  • Schlafwandler haben keine Kontrolle über ihre Handlungen; begleite sie und schütze sie vor Verletzungen
  • Wecke Schlafwandler nur im akuten Gefahrenfall auf

Das passiert bei einem Schlafwandler

Es geschieht in der Tiefschlafphase. Plötzliches Aufsetzen, unverständliches Gemurmel. Du wachst auf und fragst deinen Bettnachbarn, was los ist. Keine Reaktion. Seine Augen sind geöffnet, aber er scheint dich nicht zu sehen. Da schwingen seine Beine aus dem Bett. Mit schlafwandlerischer Sicherheit läuft er umher, kramt im Kleiderschrank, weicht dem Sessel aus und verschwindet durch die Tür. In schweren Fällen macht er sich vielleicht sogar an den Fensterriegeln zu schaffen und gelangt ins Freie. Für dich als Beobachter wirkt das surreal und etwas gruselig. Du fragst dich: Was geht hier vor? Und vor allem: Was soll ich jetzt tun?

Ein Schlafwandler befindet sich in einem veränderten Bewusstseinszustand, irgendwo zwischen Schlafen und Wachen. Manche Teile seines Gehirns sind aktiv, andere schlafen. Das Nervensystem sendet Impulse, die Muskeln arbeiten, ohne, dass der Schläfer es willentlich steuert. Der Körper ist im Autopilotenmodus und dabei durchaus in der Lage, komplexe Handlungen auszuführen. Diese müssen jedoch im Alltag gut eingeübt sein, denn die sprichwörtliche „schlafwandlerische Sicherheit“ gilt nur für statische Situation. Daher schweben Schlafwandler immer in latenter Gefahr. Betroffene reagieren nicht oder nur verzögert auf Außenreize. Keine guten Voraussetzungen, um zum Beispiel den Straßenverkehr unbeschadet zu überstehen.

Schlafwandeln bei Kindern: kein Grund zur Sorge

Schlafwandeln (medizinisch: Somnambulismus) kommt mehrheitlich bei Kindern und Jugendlichen vor. Ihr Gehirn entwickelt sich noch und ist daher anfälliger für „Störungen im Betriebsablauf“. Fast 30% der Kinder schlafwandelt vor der Einschulung. Je älter die Kinder werden, desto seltener werden die nächtlichen Ausflüge. Mit der Pubertät ist der Spuk größtenteils auch vorbei. Wenn dein Kind schlafwandelt, ist das in nahezu allen Fällen ein normales Phänomen seiner Entwicklung. Achte hier vor allem darauf, dass es sich dabei nicht verletzen kann. Folge dazu unseren Hinweisen zum Umgang mit Schlafwandlern.

Darum schlafwandeln Erwachsene

Erwachsene Schlafwandler sind selten. Die meisten von ihnen waren bereits als Kind in der Nacht aktiv und haben diese Neigung nie ganz abgelegt. Tritt die Störung das erste Mal im Erwachsenenalter auf, kann auch eine andere Erkrankung wie Epilepsie dahinter stecken. Es macht Sinn, in diesem Fall einen Arzt aufzusuchen. Warum man als Erwachsener schlafwandelt, konnten Forscher noch nicht genau herausfinden. Sicher ist, dass die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Schließlich tritt das Phänomen in manchen Familien gehäuft auf. Mediziner glauben, dass bestimmte Schlüsselreize das Schlafwandeln auslösen, dazu gehören:

Bitte nicht aufwecken – was tun mit Schlafwandlern?

Zurück in deinem Schlafzimmer. Du bist beruhigt, weiß du doch nun, dass die nächtliche Ruhestörung vermutlich harmlos ist. Aber wie sollst du dich jetzt verhalten? Am besten folgst du dem kleinen oder großen Schlafwandler über den Flur, damit ihm nichts geschieht. Räume herumliegende Gegenstände aus dem Weg, um Unfälle zu vermeiden. Das Schlafwandeln dauert selten länger als einige Minuten und die Betroffenen gehen überwiegend von selbst wieder in ihr Bett. Am nächsten Morgen kannst du dann eine gute Geschichte erzählen, denn dein Bettnachbar kann sich an seine nächtlichen Abenteuer nicht erinnern.

Aufwecken solltest du den Betroffenen nur in Notfallsituationen. Das klappt erst durch nachdrückliches Schütteln, da er sich weit weg in der Tiefschlafphase befindet. Besteht keine Gefahr, ist es auch unnötig den Schlafwandelnden aufzuwecken. Das würde nur verwirren und möglicherweise eine heftige Reaktion provozieren. Viel besser ist es, dein Kind oder deinen Partner mit ruhigen Worten, wie „leg dich wieder hin“ oder „komm mit ins Bett“, in das sichere Bett zu schicken.

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Kann man Schlafwandeln behandeln?

Obwohl sich Schlafwandelnde selten verletzen, machen vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen Sinn. Herumliegendes Spielzeug, gekippte Fenster und hohe Bettgestelle bergen ein gewisses Verletzungsrisiko. Lege die Matratze lieber auf den Boden. Sichere Türen, Treppen und Fenster und entferne Stolperfallen im Schlaf- und Kinderzimmer.

In schweren Fällen – vor allem, wenn eine Krankheit dahintersteckt – kann man das Phänomen Schlafwandeln mit Medikamenten behandeln. In der Regel ist es jedoch nicht erforderlich und auch nicht sinnvoll das Schlafwandeln medikamentös zu steuern. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Schlafwandelphase bei den Betroffenen von alleine vorüber geht.

Dir ist das viel zu vage? Du bist selbst Schlafwandler und willst das Schlafwandeln aktiv beeinflussen? Dann achte auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus. Vorbeugend wirken auch Entspannungsübungen, autogenes Training oder Meditation. Das lässt sich mit einer App unkompliziert in den Alltag integrieren.

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