Mentale Folgen von Corona: Wie du deine Psyche schützt

Die Pandemie ist nicht nur eine Bedrohung für unseren Körper, sondern auch für unsere Psyche. Dabei lassen sich die psychischen Folgen von Corona in ihrem ganzen Ausmaß noch schwer vorhersagen. Wir sehen uns an, wie Angst und Einsamkeit uns in der Krise beeinflussen und welche Hilfe es gibt.

Inhalt des Ratgebers

Nicht erst seit gestern ist klar, dass die Covid-19-Pandemie nicht nur eine Krise für unsere körperliche Gesundheit, unser Gesundheitssystem und unsere Wirtschaft ist – die Pandemie ist daneben auch eine große Belastung für unsere Psyche. Trotzdem findet das Thema nicht so viel Beachtung, wie es sollte. Zwar warnen Experten vor den psychischen Folgen von Corona, konkrete und vor allem umfangreiche Maßnahmen lassen aber bisher auf sich warten. Wir haben uns angesehen, was die Pandemie mit der Psyche macht und wie du dich schützen kannst.

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Psychische Auswirkungen: Corona und die Liebe


Fast nichts hat solch einen großen Einfluss auf unsere Psyche wie unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese leiden in der Krise zwar allgemein, am problematischsten gestaltet sich die Situationen jedoch in der Partnerschaft. Während eine Freundschaft eine längere Pause oft recht unbeschadet überstehen kann, sind Liebesbeziehungen in der Krise stärker gefährdet. Ein Grund dafür ist, dass sich dank des Corona Virus nicht mehr wie zuvor kontrollieren lässt, wie viel Zeit man miteinander verbringt – oder eben auch nicht. Paare wurden durch Kontaktbeschränkungen, durch einen Mangel an Freizeitbeschäftigungen, Home-Office und Reisebeschränkungen entweder getrennt oder einander aufgedrängt. Sie verlieren die Kontrolle über Nähe und Distanz, was Folgen für die psychische Gesundheit hat und ein Risiko für die Beziehung darstellt.

Abgesehen von dem erhöhten Risiko für die Liebe zeigen sich auch in anderen Bereichen der Beziehung potenzielle psychische Folgen von Corona. So ist in einigen Bundesländern die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt angestiegen. Besonders während der Quarantäne sind nicht nur Frauen, sondern auch Kinder in dieser Hinsicht stärker gefährdet, weil sie gezwungen sind, viel Zeit mit den Gefährdern zu verbringen – Da die Psyche langfristig beeinflussbar ist, muss hier auch mit Spätfolgen zu rechnen sein.

Allerdings gibt es auch gute Nachrichten für die Liebe: Die Pandemie könnte sich für einige Paare positiv auswirken, da diese gemeinsam eine Krise bewältigen. Eine Beziehung, die eine Krise übersteht, hat also gute Chancen, auch in der Zukunft erfolgreich zu sein – dieser Effekt ist in der psychologischen Forschung bereits bekannt.

Psychische Folgen von Corona und Einsamkeit


Weniger menschliche Kontakte und bloß nicht umarmen. Die psychischen Auswirkungen von Corona hängen in einigen Fällen eng mit der Einsamkeit zusammen. Wer bei der Bekämpfung von Corona alles richtig macht, der macht in seinem Sozialleben alles falsch – ein Teufelskreis. Besonders ängstliche und extravertierte Menschen, die beide auf soziale Kontakte angewiesen sind, leiden unter dem Social Distancing.

Wer über längere Zeit soziale Kontakte vermeidet, obwohl er diese wünscht, der läuft Gefahr, seine psychische Gesundheit zu gefährden. Studien zeigen, die Entstehung von Krankheiten wie beispielsweise Depressionen werden durch Einsamkeit begünstigt.

Vor allem extrovertierte Menschen trifft das Social Distancing hart. Denn selbst jetzt, da vieles wieder erlaubt ist, fehlt ihnen die gewohnte unbeschwerte soziale Interaktion und die Stimulation, die sie zum Beispiel durch Partys erleben. Doch auch Introvertierte belastet der Rückgang an sozialen Kontakten. Auch wenn diese unter Umständen froh sind, dass Veranstaltungen mit hoher Stimulation in der Form nicht mehr stattfinden, brauchen auch sie die Nähe zu ihren Freunden und der Familie. Langfristig gesehen leiden alle Menschen unter der Einschränkung des Soziallebens.

Ment Folgen Arzt

Welche Menschen sind am meisten gefährdet?


Psychische Folgen von Corona und den Eindämmungsmaßnahmen betreffen besonders Menschen, die bereits vor der Pandemie an psychischen Krankheiten litten. Es lässt sich beobachten, dass sich durch die Verschlechterung der Allgemeinsituation auch deren Symptome verschlechtern. Laut Experten sind daneben folgende Personengruppen während der Pandemie am meisten von einer negativen Beeinflussung der Psyche betroffen:

  • Medizinisches Personal
  • Kinder
  • Studierende
  • Menschen in belastenden Situationen (z.B. Arbeitssuchende)
  • Mensch ohne sozialen Rückhalt
  • Corona-Erkrankte

Eine Welt nach Corona – wie könnte das aussehen? 

Das sagen Zukunftsprognosen zum Verlauf der Pandemie


Diese Faktoren machen eine Beeinflussung laut einer aktuellen Studie weniger wahrscheinlich

  • Ein höheres Einkommen (über 3.500 € monatlich)
  • Ein hoher Bildungsgrad
  • Die Möglichkeit auf Home-Office
  • Eine Wohnungsgröße ab 120 m²
  • Geringer oder mäßiger Medienkonsum
  • Ein starkes soziales Netz

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Wir haben mit Betroffenen über ihre Erfahrungen gesprochen


Die Pandemie und die Angst


Neben den schweren Folgen für das soziale Leben steht hinsichtlich der psychologischen Folgen der Krise vor allem eines im Mittelpunkt: Die Angst. Interessant daran ist, dass diese Angst sich nicht nur auf einen Aspekt fokussiert, sondern dass gleich mehrere Faktoren in die allgemeine Verunsicherung hineinspielen. Zu den häufigsten zählen folgende:

Angst vor Ansteckung


Die Form der Angst, die während der Pandemie am offensichtlichsten auf der Hand liegt, ist die Angst vor der Ansteckung. Die Existenz eines Virus, mit dem sich theoretisch jeder anstecken und das jeden in Lebensgefahr bringen kann, hat starke Auswirkungen auf die Psyche. Hinzu kommt das wachsende Unverständnis für diese Vorsicht. Oft übt das soziale Umfeld Druck auf Personen aus, die sich wegen der Ansteckungsgefahr oder auch aus Rücksicht auf Andere riskanteren Situationen entziehen möchten. Dieses Gefühl, als hysterisch oder übervorsichtig zu gelten, trägt noch zu der psychischen Belastung bei.

Existenzängste


Selbst wer im Gegensatz zu Gastronomiebetrieben, Reiseveranstaltern oder vergleichbaren Branchen nicht direkt von den Einschränkungen der Krise betroffen ist, spürt ihre Auswirkungen deutlich. Die allgemeine wirtschaftliche Lage sorgt dafür, dass fast alle Branchen unter Druck geraten und vor allem Selbstständige kommen aufgrund von einer schwierigen Auftragslage oft in Bedrängnis und müssen im schlimmsten Fall Insolvenz anmelden. Diese Existenzängste haben natürlich grundlegende psychische Auswirkungen für die Betroffenen.

Die Angst vor der Unsicherheit


Bezeichnend für die aktuelle Situation ist die Unsicherheit, die sie begleitet. Dadurch, dass weder Politik noch Virologen und Ärzte sich einig sind über Wirksamkeit der Maßnahmen, den Verlauf der Pandemie und deren Auswirkungen, entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit. Dieses Gefühl ist für viele Menschen extrem belastend, selbst wenn sie von der Krise (noch) nicht direkt betroffen sind.

Wie gehen wir mit Unsicherheit um?


Wenn Menschen mit Unsicherheit und den damit einhergehenden Ängsten konfrontiert sind, haben sie sehr unterschiedliche Ansätze, damit umzugehen. Die drei häufigsten Mechanismen sind folgende:


Die Konfrontation

Viele Menschen reagieren offensiv auf die Krise, indem sie versuchen, die Kontrolle zu übernehmen. Beobachten konnte man das beispielsweise bei den Hamsterkäufen, die den Beginn der Pandemie begleiteten.


Der Rückzug

Gerade Menschen, die von Natur aus vorsichtig und in sich gekehrt sind, fühlen sich von der Krise überwältigt. Sie ziehen sich zurück und versuchen Kontakte mit der Außenwelt weitestgehend zu meiden.


Die Ignoranz

Die dritte Gruppe entscheidet sich, das Problem zu ignorieren und führt ihr Leben wie gewohnt fort. Diese Menschen finden sich zum Beispiel in den Maskenverweigerern oder den Verschwörungstheoretikern wieder, die die Krise als solche nicht akzeptieren möchten.

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Psychologische Folgen der Krise: Die langfristigen Auswirkungen


Selbst wenn wieder ein wenig Normalität eingekehrt ist, bedeutet dies nicht unbedingt, dass damit bei Betroffenen auch die mentale Gesundheit wieder vollends zurückkehrt. Zwar ist es für viele eine Erleichterung, dass Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden oder Kinder wieder in Schulen und Kitas gebracht werden können, doch viele andere Stressfaktoren werden erhalten bleiben. Eine schlechtere wirtschaftliche Lage lässt sich abzeichnen und auch die Angst vor dem Virus wird uns noch eine längere Zeit über begleiten.

Dazu kommt, dass die Psyche langfristig beeinflussbar ist und es zu psychosomatischen Effekten kommen kann. Das heißt, dass sich Probleme mentalen Ursprungs auf den Körper auswirken können. Wer langfristig unter Stress und negativen Emotionen leidet, der gefährdet damit auch seinen Körper und innere Organe, allen voran das Herz. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt Medizinsoziologe Nico Dragano, der die psychologischen Folgen der Krise 2008 beobachtet hat:

„Aus dieser Zeit gibt es Berichte, dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit mit einer substanziellen Zunahme von psychischen Krankheiten einhergeht. Das hat man beispielsweise in Griechenland gesehen, aber auch in zahlreichen anderen Ländern.“

Zahlreiche Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden seien ebenfalls vermehrt aufgetreten. Trotzdem sei es zu früh, um Vorhersagen für Deutschland zu machen. Dazu brauche es zunächst aussagekräftige Studien – und die bräuchten Zeit.

Als Lösung, um die schweren psychischen Folgen der Krise abzufedern, nennt Dragano vor allem die Stärkung des Sozialsystems. Mithilfe von Präventionsprogrammen sowie einer Konzentration auf Vorbelastete könne Schlimmeres verhindert werden. Andere Experten stimmen dem zu, betonen aber auch die Wichtigkeit der individuellen Vorsorge. Jeder Einzelne müsse auf sich und seine psychische Gesundheit achten, etwa indem er mehr Sport treibt, die sozialen Kontakte stärkt oder die eigene Resilienz.

Deine psychische Gesundheit ist dein wichtigstes Gut. Wie du sie schützen kannst, erfährst du hier

Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health, InsurTech und digitale Innovation, die das Leben besser machen.

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