Wer die Freiheit und die Natur liebt, möchte sich nicht einschränken. Doch nach einem Zeckenbiss wünscht man sich oft, man wäre zu Hause geblieben oder hätte sich besser geschützt. Wir zeigen dir, wie die Zeckenimpfung abläuft und was passiert, wenn du dich ungeschützt in Zecken-Risikogebieten aufhältst.
Inhalt des Ratgebers
Das Teambuilding-Event im Klettergarten hat sogar Stefan und Johannes Spaß gemacht – zwei, die seit der Ankündigung täglich darüber klagten, dass sie für so etwas keinen Kopf hätten. Schließlich läge ja noch ein Haufen Arbeit auf dem Tisch. Die musste allerdings noch länger warten: Stefan hat eine fiese Erkältung erwischt, trotz warmer Temperaturen. Die Geschichte kommt dir bekannt vor und du wirst sofort stutzig? Richtig, statt einer Erkältung musste Stefan nämlich mit der Krankheit FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis kämpfen, entstanden durch einen einfachen Zeckenbiss. Etwas, das du dir eigentlich ganz leicht ersparen kannst …
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Die Zecke gehört zu den Spinnentieren, genauer zu den Milben. Als Parasit ernährt sich die Zecke vom Blut anderer – klingt gemein, aber bedenkt man die Größe so einer Zecke, wird schnell klar: Der Blutverlust ist nicht dramatisch. Der Zeckenstich ist an sich harmlos und so etwas wie ein Zeckengift gibt es auch nicht. Gefährlich wird es für dich erst dann, wenn die Zecke mit Erregern infiziert ist und dadurch Krankheiten drohen. Dabei handelt es sich vor allem um Borrelien (Bakterien, die eine Borreliose verursachen) und FSME-Viren (Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis).
Über die Speicheldrüsen der Zecke werden die Erreger in den Körper des Blutwirts übertragen. Nicht erschrecken, aber das bist du! Was außerdem noch unangenehm ist? Die kleinen Vampire suchen sich geschützte Stellen an deinem Körper aus, an denen sie einen festen Halt haben. Und das sind beim Menschen vor allem Kopf, Achseln, Kniekehlen und Bauchnabel.
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Hautrötung, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit
Verlauf
Phase 1: grippeartig Phase 2: Entzündung des Nervensystems
Sehr unterschiedlich, häufig verläuft die Infektion sogar unbemerkt
Schutz-Impfung
möglich: mindestens 95% Schutz
nicht möglich
Behandlung
nicht möglich: nur Linderung der Symptome
möglich: mit Antibiotika
Was du über FSME wissen musst
Infektion erfolgt von März bis Oktober, besonders im Juni & Juli
Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit): 7-14 Tage
Das FSME-Virus wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen = nicht ansteckend
Die Zecken suchen sich gut durchblutete Stellen, hierzu gehören vor allem Arm- und Kniekehlen sowie der Schritt. Hier also nach dem Aufenthalt in der Natur besonders auf Zecken achten.
Ablauf & Symtptome der Erkrankung
Erste Phase: Unspezifische grippeähnliche Beschwerden
Dann: Erkrankung entweder überstanden oder symptomfreies Intervall (circa eine Woche)
Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Hirnentzündung): zusätzlich Sprachstörungen, Lähmungen, Wesensveränderungen, Krampfanfälle, Koma
Meningoenzephalomyelitis (Entzündung von Gehirn und Rückenmarkgewebe mit der insgesamt schlechtesten Prognose): zusätzlich Lähmung der Arme und Beine, Schluckstörungen, Atemlähmung
Problem bei FSME: Oft verläuft die Infektion aber asymptomatisch oder ohne zweite Phase
Meldepflicht! Dem Gesundheitsamt wird eine akute Infektion mit dem FSME-Virus namentlich gemeldet
Therapie: nur symptomatisch, eine spezifische antivirale Therapie ist nicht verfügbar
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Nachdem sich im amerikanischen Ort Lyme Gelenksentzündungen im Zusammenhang mit Zeckenstichen häuften, wurde 1975 erstmals das Krankheitsbild der Borreliose beschrieben.
Infektion erfolgt von März bis Oktober, besonders im Juni und Juli
Nicht ansteckend
Häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa
Nach einem Zeckenstich ist in Deutschland bei 1,5 bis 6 % der Betroffenen mit einer Infektion zu rechnen
Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit): Tage bis Wochen für Stadium 1, Wochen bis Monate Stadium 2, Monate bis Jahre Stadium 3
Stadium 1: Ausbreitende Rötung der Haut an Stichstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Lymphknotenschwellung, Bindehautentzündung
Stadium 2: Ausbreitung im Organismus = brennende Schmerzen, schlaffe Lähmungen, Lähmung eines Gesichtsnerves (Fazialisparese), Herzrhythmusstörungen
Stadium 3: Chronisch = Entzündung der Gelenke (Arthritis), Haut wird dünner und verfärbt sich, chronische Gehirn- und Rückenmarksentzündung
Therapie: Antibiotika, in der Frühphase am erfolgreichsten
Wissenswerte Informationen zur FSME-Impfung
Damit es gar nicht erst soweit kommt, gibt es zum Glück zwei Wege, wie du dich vor Krankheiten schützen kannst, die durch Zecken übertragen werden. Und keine Angst, du musst nicht gleich zum Stubenhocker werden oder in den Norden ziehen.
1. FSME-Zeckenimpfung & Auffrischung: Die sichere Variante
Die in Deutschland verfügbare Zeckenschutzimpfung ist eine Impfung gegen FSME-Viren. Es handelt sich also nicht um eine Impfung gegen Zecken, sondern gegen den Krankheitserreger. Es gibt zwar auch eine Borreliose-Impfung – diese schützt aber nur vor Borrelien, die es in den USA gibt. Weil in Europa verschiedene Arten davon vorkommen, sind hierzulande bisher noch keine Impfstoffe gegen Borreliose erhältlich. Und das, obwohl die Krankheit weitaus häufiger ist: Bundesweit erkranken im Jahr zwischen 60.000 bis 80.000 Menschen an Borreliose.
Wenn du in Risikogebieten wie Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen oder Thüringen lebst, kannst und solltest du dich allerdings vor den Erregern der FSME schützen, so empfiehlt es die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Es handelt sich dabei um eine aktive Impfung mit Totimpfstoff.
Die FSME-Impfung muss mehrmals durchgeführt werden
Dreimal musst du dich für die Grundimmunisierung in den seitlichen Oberarm piksen lassen und bekommst so einen Impfschutz für drei Jahre – ein ziemlich guter Deal, wie wir finden! Übrigens: Die zweite Dosis wird einen Monat nach der ersten und die dritte Dosis nach einem Jahr gegeben. Eine Auffrischung der FSME-Impfung erfolgt in der Regel nach drei Jahren.
Zeckenimpfungen und Auffrischungen der FSME-Grundimmunisierung bekommst du beim Haus- oder Kinderarzt und das grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt. Am besten startest du allerdings schon im Winter – da ist die Zeckengefahr am geringsten und du hast schon für die schönen sommerlichen Tage vorgesorgt. Es lohnt sich: Rund 97 % der 2017 gemeldeten Fälle, die an FSME erkrankt waren, waren nicht oder unzureichend geimpft.
Impfungen gegen Zecken bei Kindern
Bei Kindern ist die Gefahr, von einer Zecke gebissen zu werden, größer, da diese sich gerne und viel im Freien aufhalten. Auch hier bleibt die Impfung der einzige Schutz. Daher sind die Indikationen ähnlich wie bei Erwachsenen.
Kinder können ab dem ersten Tag nach der Geburt geimpft werden, dies sollte aber im Voraus mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden, da es bei Kindern unter 3 Jahren durch die FSME-Impfung zu Fieberreaktionen kommen kann.
Generell empfiehlt sich die Impfung im Kleinkind-Alter nur, wenn das Kind im entsprechenden Risikogebiet lebt. Die Kosten der Impfung werden von der Krankenkasse übernommen. Untersuche dein Kind nach jedem Spielen im Garten sowie Aufenthalten auf Kinderplätzen, Parks oder Wiesen. Ist dein Kind besonders müde, abgeschlagen, mit erhöhter Temperatur und Kopfweh liegt der Verdacht eines Zeckenbisses nahe. Nackensteifigkeit sowie Taubheitsgefühle sind weitere Indikatoren. Bei Kindern befinden sich die Zecken häufig am Kopf, im Nacken und am Haaransatz.
Indikation
Als Indikation bezeichnet man in der Medizin den Grund für den Einsatz einer bestimmten Maßnahme, die therapeutisch oder diagnostisch sein kann. So ist hier zum Beispiel das Leben in einem Risikogebiet ein Grund (Indikation) für die FSME-Impfung. Bei Arzneimitteln spricht man in diesem Zusammenhang auch vom Anwendungsgebiet.
FSME-Impfung: Kosten
Personen, die in FSME-Risikogebieten leben, bekommen die vollen Kosten der Impfung von ihrer gesetzlichen Krankenkasse erstattet. Unter Umständen kannst du auch einen Zuschuss im Fall einer Reiseimpfung erhalten, wenn du zum Beispiel in ein Risikogebiet reist. Die PKV richtet sich in der Regel nach den Empfehlungen der STiKO und erstattet die Kosten für die FSME-Impfung tarifabhängig.
Die Nebenwirkungen: FSME-Impfung
In der Regel ist der Zecken-Impfstoff gut verträglich. Doch so wie bei jeder anderen Impfung auch, können bei der Zeckenimpfung Nebenwirkungen auftreten. Meistens handelt es sich dabei um Reaktionen an der Impfstelle: Rötungen, Schwellungen oder leichte Schmerzen. Wenn du allergisch gegen Hühnereiweiß bist, kannst du unter Umständen auch gegen den Zecken-Impfstoff selbst allergisch reagieren.
2. Zeckenstich vermeiden – Die Notfallvariante, falls du nicht geimpft bist
Wer einen Ausflug plant und dabei Kontakt zu bodennahen Pflanzen hat (hohes Gras, Gebüsch und ähnliches), sollte abweisende Mittel auftragen und seine Körperoberfläche so gut wie möglich bedecken, um den Zecken keine Angriffsfläche zu bieten. Auch festes Schuhwerk zählt dazu. Nach dem Aufenthalt solltest du dir die Zeit nehmen, den Körper auf Zeckenbefall zu kontrollieren. Wirst du fündig, muss die Zecke sofort mit einer Pinzette entfernt werden. Tipp: Wer helle Kleidung trägt, erkennt die kleinen Tiere leichter.
FSME-Risikogebiete
Die Risikogebiete in Deutschland strecken sich über ganz Bayern sowie Baden-Württemberg. Hessen, Sachsen und Thüringen, das Saarland und Rheinland-Pfalz sind weitere Bundesländer in denen gebietsweise FSME vorkommt. 2020 sind neue Risikogebiete hinzugekommen: Stadtkreis Dresden und Landkreis Meißen sowie der Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts kannst du die jeweiligen Land- und Stadtkreise, die als FSME-Risikogebiet definiert wurden, detailliert einsehen.
App-Tipp: Zecke
Du suchst weitere Informationen rund um das Thema Zecken und Risikogebiete? Dann schau dir mal die folgende App an:
App: Zecke
Zeckenstich – was tun? Nutzen Sie Ratschläge zum Entfernen von Zecken.
Beantwortest du eine dieser Fragen mit einem "Ja", solltest du dir die FSME-Impfung auf jeden Fall einmal überlegen:
Lebst du in einem der folgenden Bundesländer? Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen
Bist du Forstarbeiter oder arbeitest in der Landwirtschaft?
Gehst du gerne in der Natur joggen, spazieren, Radfahren oder wandern?
Bist du ein leidenschaftlicher Camper?
Reist du während der Monate März bis Oktober in ein Risikogebiet?
Hast du engen Kontakt mit Tieren, die sich im Freien aufhalten?
Zeckenimpfung FAQ
Die Hirnhautentzündung FSME ist eine Viren-Erkrankung, für die es keine Medikamente gibt, jedoch einen Impfstoff. Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine Erkrankung über Bakterien, die mit Antibiotika behandelt wird. Dazu gibt keinen Impfstoff.
Die Impfung kann ab dem ersten Tag der Geburt erfolgen, sollte jedoch vorab mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden. Es bedarf mehrerer Impfungen mit regelmäßiger Auffrischung. Eine Empfehlung wird für Kinder ausgesprochen die in den Risikogebieten leben.
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.