Das Gelbe Vorsorgeheft – die Bibel der Kindervorsorgeuntersuchung
Das Kinderuntersuchungsheft, oft nur Gelbes Heft genannt, ist wie der Businessplan für den Gründer oder das BGB für den Juristen. Eltern bekommen das 72 Seiten starke Büchlein bei der Geburt des Kindes ausgehändigt. Bei den zehn Vorsorgeuntersuchungen sammelt der Arzt alle Beobachtungen an seinem kleinen Patienten: vermerkt werden Informationen über Gewicht, Wachstum, Motorik, Seh- und Hörvermögen, geistige und seelische Entwicklung. So kann er einschätzen, ob ein Kind dem Alter entsprechend heranwächst.
10 x U-Untersuchungen: Ablauf
U1-Untersuchung: Früherkennung direkt nach der Geburt
Direkt nach der Geburt wird das Baby auf alle wichtigen Körperfunktionen gecheckt. Atmet es richtig? Wie sieht es mit dem Herzschlag aus? Ärzte untersuchen die Farbe und Durchblutung der Haut, die Muskelspannung und die angeborenen Reflexe. Darüber hinaus kontrollieren sie das Kleine auf Fehlbildungen, Gelbsucht, Schwellungen und prüfen, ob es im Bauch der Mama voll ausgereift ist. Auch Körperlänge, Gewicht und Kopfumfang werden gemessen und notiert, um so erste Erkrankungen früh auszuschließen.
Zwischen dem zweiten und dritten Lebenstag werden Stoffwechseldefekte und endokrine Störungen untersucht. Außerdem steht ein Hörscreening an.
U2-Untersuchung: 3.-10. Lebenstag
Das Neugeborene wird jetzt ausführlich in Augenschein genommen. Der Arzt untersucht die Organe, Geschlechtsteile sowie Haut und Gelenke des Säuglings. Auch die Sinnesorgane und Reflexe werden nochmals genau unter die Lupe genommen.
U3-Untersuchung: 4.-5. Lebenswoche
Entwickelt sich das Baby gut? Schläft es, trinkt es? Wie sieht es mit der Verdauung aus? Neben diesen Fragen konzentrieren Ärzte sich auf die Entwicklung der Reflexe und Reaktionen des Säuglings, checken Motorik und Gewicht und untersuchen die Hüftgelenke auf Reifungsverzögerungen und Fehlstellungen.
U4-Untersuchung: 3.-4. Lebensmonat
Jetzt dreht sich alles um die Motorik und Beweglichkeit des Kleinen in den ersten Monaten. Kann es schon alleine den Kopf halten? Oder die Hände zusammenführen? Zudem wird das Wachstum kontrolliert, Organe, Geschlechtsteile und Sinnesorgane noch einmal gecheckt und die Größe der Knochenlücke am Kopf (Fontanelle) überprüft.
U5-Untersuchung: 6.-7. Lebensmonat
Jetzt dreht sich alles um die Motorik und Beweglichkeit des Kleinen. Kann es schon alleine den Kopf halten? Oder die Hände zusammenführen? Zudem wird das Wachstum kontrolliert, Organe, Geschlechtsteile und Sinnesorgane noch einmal gecheckt und die Größe der Knochenlücke am Kopf (Fontanelle) überprüft.
U6-Untersuchung: 10.-12. Lebensmonat
Mit Babys erstem Geburtstag steht ein Resümee an: Welche Fortschritte hat das Kind im ersten Lebensjahr gemacht? Wie sieht es mit der Koordinationsfähigkeit aus? Neben der Routinekontrolle von Organen und Sinnesorganen werden jetzt auch der Bewegungsapparat, die Motorik sowie die Sprache und Interaktion des Kindes inspiziert.
U7-Untersuchung: 21.-24. Lebensmonat
Die sprachliche und geistige Entwicklung steht in der U7 im Zentrum. Inzwischen sollte das Kleinkind „Mama“, „Papa“ und mindestens zehn andere Wörter sagen können. Zudem werden seine Feinmotorik, Körperbeherrschung und das Hör- und Sehvermögen geprüft.
U7a-Untersuchung: 34.-36. Lebensmonat
In der U7a wird ein Sehtest durchgeführt, der Arzt sieht sich die Zähne und die Entwicklung des Kiefers an und interessiert sich außerdem für die sprachliche Entwicklung des Sprösslings. Außerdem werden in der U7a die Eltern zum Thema Impfungen beraten. Auch die Themen Gewicht und Ernährung stehen bei dieser Untersuchung im Fokus.
U8-Untersuchung: 46.-48. Lebensmonat
Das Kind ist jetzt im Vorschulalter. Sprache, Aussprache und Verhalten des Vorschulkinds werden deshalb in der U8 genau unter die Lupe genommen, ebenso wie dessen Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit. Obendrein wirft der Arzt einen Blick auf die Milchzähne.
U9-Untersuchung: 60.-64. Lebensmonat
Die U9-Untersuchung ist die letzte Vorsorgeuntersuchung des Kindes, bevor es eingeschult wird. Der Fokus liegt nun auf der Sprachentwicklung, überdies werden die Motorik sowie das Hör- und Sehvermögen untersucht.
J1-Untersuchung: 13.-14. Lebensjahr
In der oft schwierigen Übergangsphase vom Kind zum Jugendlichen werden der Gesundheitszustand und das Wachstum des jungen Patienten gecheckt: Gewicht, Größe und Blutdruck werden gemessen, Organe, Skelett und eventuell Urin und Blut auf Krankheiten untersucht. Auch die seelische Entwicklung des Teenagers wird in diesem Zusammenhang beachtet. Mithilfe eines Fragebogens will der Arzt Sorgen und Problemen, schwachen schulischen Leistungen und gesundheitsgefährdendem Verhalten wie dem Genuss von Alkohol, Essstörungen oder Rauchen auf den Grund gehen. Ein wichtiger Bestandteil der J1-Untersuchung ist außerdem ein Beratungsgespräch mit Informationen über Themen wie Sexualität und Verhütung.
Übrigens übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten für die U-Untersuchungen nur, wenn diese in dem vorgegebenen Zeitraum stattfinden.
U10, U11, J2 – Unter Umständen sinnvoll, aber keine Pflicht
Die U10-Untersuchung (für Kinder, die zwischen sieben und acht Jahre alt sind), die U11-Untersuchung (neun und zehn Jahre alt) und die J2-Untersuchung (16 und 17 Jahre alt) sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Einige Krankenversicherungen erstatten die Kosten, allerdings muss das individuell erfragt werden. In der U10 und U11 geht es weniger um Krankheiten als primär um schulische Entwicklungsdefizite (etwa Lese-Rechtschreib- oder Rechenstörungen), Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS oder Bewegungsmangel und schlechte Ernährung. Zu den Schwerpunkten der J2 gehört die Untersuchung auf Pubertäts- und Sexualitätsprobleme, auf Haltungsschäden, ebenso wie die Diabetes-Vorsorge.
Das Thema Vorsorge interessiert dich?