Impfung noch frisch? Keuchhusten kann jeden treffen
Ausgewogene Ernährung und Sport sind löblich. Warum das für deine Gesundheit aber nicht ausreicht und wie du dich und andere in ein paar Sekunden vor ansteckenden Krankheiten wie Keuchhusten schützen kannst.
So ziemlich alles, was viel Papierkram bedeutet, wird digitalisiert. Praktisch! Kaum jemand druckt in der Arbeit noch aus, Tabellen werden gemeinsam bearbeitet – Google Drive und Co. ermöglichen es. Und auch bei der Menge an Daten, die für uns privat wichtig sind, darf nichts verloren gehen. Es scheint, als gebe es nur ein Überbleibsel der Vergangenheit, das sich hartnäckig hält: der Impfpass. Das gelbe Ding – mit kaum leserlichen Handschriften, oft nicht akkurat ausgefüllt, vergessen oder verloren. Wieso dir genau das zum Verhängnis werden kann, zeigt der Fall Keuchhusten.
Was ist Keuchhusten eigentlich?
Von Keuchhusten (Pertussis) hat jeder schon einmal gehört, nur wenige haben ihn jedoch durchgemacht. Und obwohl die Impfquoten bei jüngeren Kindern bei circa 95 % liegen, lässt sich immer mal wieder ein Anstieg der Erkrankung verzeichnen. Meistens sind dabei aber nicht die Kleinen betroffen, sondern du und deine Freunde. Bevor du jetzt in Panik verfällst, erklären wir zunächst, wie Keuchhusten eigentlich entsteht.
Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst, ist hochgradig ansteckend und eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege weltweit. Der Erreger bildet Giftstoffe, die die Schleimhäute der Luftwege angreifen. Übertragen werden die Keuchhusten-Erreger durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Bakterien, die du über Husten, Niesen und Sprechen ausschleuderst, können sich bis zu einem Meter in der Luft verbreiten und andere anstecken.
Wusstest du, dass du den Erreger auch dann weiterverbreiten kannst, wenn du geimpft und gesund bist? Zwar erkrankst du selbst nicht, wenn du von den Bakterien besiedelt wirst, gibst sie dafür aber unwissend an andere weiter.
Daten und Fakten
Erst 2013 wurde eine bundesweite Meldepflicht für Pertussis eingeführt, sodass Langzeit-Beobachtungen zur Krankheitslast in Deutschland erst in einigen Jahren zuverlässig vorliegen werden.
2006 bis 2008 wurde in den östlichen Bundesländern jedoch eine Erkrankungswelle beobachtet (hier gab es schon vorher eine Meldepflicht).
Nach einem anschließenden Rückgang stieg die Zahl der Erkrankungen von 2011 bis 2012 erneut an.
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Das Interessante dabei: es machte sich eine Altersverschiebung bemerkbar. Waren es zuvor vor allem die 5- bis 14-jährigen Kinder, die erkrankten, waren es später die 10- bis 19-Jährigen. Dies liegt unter anderem an der eingeführten Auffrischimpfung im Vorschulalter, die Impfquoten im Jugendalter hingegen waren in den letzten Jahren weiterhin unzureichend. Genauso wie die Quoten der Erwachsenen – auch hier wird die Empfehlung zur Auffrischimpfung nicht genügend umgesetzt.
Keuchhusten-Symptome: So verläuft die Erkrankung
Die ersten Anzeichen treten sieben bis zehn Tage nach Ansteckung auf. Deine Mitmenschen kannst du jedoch schon vor dem Erscheinen von Keuchhusten-Symptomen anstecken. Es gibt in der Regel drei Stadien:
Erkältungsstadium: dauert ein bis zwei Wochen, unspezifische Beschwerden, Husten und Schwächegefühl, Schnupfen, Halsschmerzen
Anfallsstadium: dauert vier bis sechs Wochen, krampfartige Hustenanfälle, juchzende Geräusche, Appetit- und Schlaflosigkeit. Ein Hustenanfall dauert minutenlang an und kann sich bis zu 50 Mal am Tag wiederholen. Viele Patienten würgen dabei zähen Schleim hoch und müssen anschließend erbrechen.
Erholungsstadium: dauert sechs bis zehn Wochen, Hustenanfälle werden schwächer, kalte Luft, Zigaretten und Anstrengung lösen Reizhusten aus
Um die Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken zu beeinflussen und die Ansteckungsgefahr zu verkürzen, eignet sich die Therapie mit Antibiotika. Diese muss allerdings möglichst früh erfolgen: vor Beginn des Hustens oder in den ersten ein bis zwei Wochen der Erkrankung. Die Hustenanfälle dauern übrigens so lange an, bis sich die Flimmerhärchen der Bronchien erholt haben und das Gift des Erregers abgebaut ist.
Ist Keuchhusten bei Erwachsenen genauso gefährlich wie bei Kindern?
Im Gegensatz zu dir sind Neugeborene besonders gefährdet: Besteht Verdacht auf Keuchhusten, muss mehr als die Hälfte von ihnen ins Krankenhaus – für die Kleinen kann Keuchhusten lebensbedrohlich sein. Sie haben keinen Nestschutz, so bezeichnet man die Immunität von Neugeborenen gegen Infektionskrankheiten, die durch mütterliche Antikörper vermittelt wird (durch die Plazenta oder Muttermilch). Direkt am Tag der Geburt können sich Babys bereits mit Keuchhusten anstecken, ein Schutz besteht erst nach der Grundimmunisierung durch die Impfung.
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Aber wie sieht es bei Erwachsenen aus? Da bei ihnen das für Kinder typische „Japsen nach Luft“ (Keuchhusten-Symptome) meistens fehlt, halten viele die erkältungsähnlichen Veränderungen für einen „normalen“ Husten. Kein Grund also, zum Arzt zu gehen. Das kann böse ausgehen, weil sich die Bakterien dann im Körper weiter ausbreiten und Komplikationen wie Lungenentzündung, Krampfanfälle oder Gehirnschäden möglich sind. Das heftige Husten kann im Extremfall sogar zu Rippen- oder Leistenbrüchen, sowie zu Blutungen in der Augenbindehaut führen.
Impfung: Keuchhusten nicht vergessen!
Die Ständige Impfkommision (STIKO) empfiehlt eine Keuchhusten-Impfung im Alter von zwei, drei, vier und 11 bis 14 Monaten. Dazu je eine Auffrischung mit fünf bis sechs und 9 bis 17 Jahren. Damit bist du noch nicht aus dem Schneider! Der Impfschutz hält circa 3,5 bis 12 Jahre an. Und auch nach einer durchgemachten Erkrankung kannst du dich wieder anstecken. Dann hält der Schutz 7 bis 20 Jahre. Erwachsene sollten also an ihre Auffrischung denken und die nächste fällige Diphtherie- und Tetanus-Impfung in Kombination mit einer Impfung gegen Keuchhusten erhalten. Denn ja, Keuchhusten trotz Impfung ist möglich!
Kombinationsimpfstoffe
Die Kombinationsimpfung richtet sich gleichzeitig gegen verschiedene Erreger. Ihr Vorteil: Es sind weniger Injektionen nötig, was gerade bei kleinen Kindern wichtig ist. Nicht verwechselt werden darf der Begriff mit der Simultanimpfung. Diese Impfung immunisiert gleichzeitig aktiv und passiv, kombiniert also Sofortschutz mit langhaltender Wirkung.
Klassische Beispiele sind der 6-fach-Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B, sowie der Kombinationsimpfstoff MMR (Mumps, Masern, Röteln).
Ohne die Kombinationsimpfstoffe wären für Kinder mehr als 30 Einzelimpfungen notwendig. Heute haben Kombi-Impfungen nicht mehr Nebenwirkungen als Einzelimpfungen und enthalten weniger Bestandteile des Erregers als ältere Präparate.
Wer sollte sich noch impfen lassen?
Weil die Erkrankung für Säuglinge so gefährlich ist, sollten sich enge Kontaktpersonen von Neugeborenen dann impfen lassen, wenn in den letzten zehn Jahren keine Keuchhusten-Impfung erfolgt ist. Im Idealfall passiert das spätestens vier Wochen vor der Geburt. Bist du werdende Mama oder spielst mit dem Gedanken, eine Familie zu gründen, erledigst du die Keuchhusten-Impfung am besten vor der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt.
Schutz gegen Keuchhusten ist nicht nur für dich wichtig, sondern auch für dein Umfeld. Vor allem, wenn du oder deine Freunde gerade dabei seid, eine Familie zu gründen.
HIER SCHREIBTMarie-Theres Rüttiger
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.