Der Super-Computer im Kopf: Aufbau und Funktion deines Gehirns
Wir denken nie über das Denken nach. Dabei ist es alles andere als selbstverständlich: Die Evolution brauchte 650 Millionen Jahre, um aus simplen Neuronenstrukturen unser Gehirn zu entwickeln. Tag für Tag leistet es Erstaunliches. Wir nehmen dich mit auf eine Reise in deinen Kopf und erklären dir Aufbau und Funktion des Gehirns.
Heidi Hankins ist vier Jahre alt. Ihre Eltern finden kaum noch Aufgaben, die das kleine Mädchen wirklich fordern. Denn Heidi hat einen IQ von knapp 160, was vermutlich dem Intelligenzquotienten Albert Einsteins entspricht. Mit einem Jahr brachte sie sich selbst das Lesen bei. In diesem Alter lernen Babys normalerweise, die ersten Schritte zu machen oder zwei Gegenstände in der Hand zu halten.
Heidi ist eine große Ausnahme. Aber auch Menschen mit ganz normalen Gehirnfunktionen haben einen Super-Computer im Kopf, der hochkomplexe Aufgaben löst und unser Leben erst möglich macht. Wir erklären dir Aufbau und Funktion des Gehirns.
Denken, fühlen, reagieren: Über die Funktionen des Gehirns
Dein Gehirn ist etwa so groß wie zwei geballte Fäuste und wiegt rund 1,5 kg. Hier liegen die Wurzeln deiner Intelligenz. Wie sieht es im Inneren aus?
In deinem Gehirn befinden sich etwa eine Billion Stützzellen, die das Gewebe stabilisieren, und rund 86 Milliarden Nervenzellen. Jede Nervenzelle ist mit maximal zwei Zwischenschritten mit jeder anderen verbunden. So entsteht ein komplexes Netzwerk, das Tag für Tag auf Hochtouren läuft. Bereits das Lesen dieses Textes ist eine komplexe Herausforderung: Das Gehirn schüttet Botenstoffe aus, leitet elektrische Impulse weiter und stellt Verbindungen zwischen Nervenzellen her, damit du alle Buchstaben sehen, Wörter entziffern und die Bedeutung der Sätze verstehen kannst. Wenn du dich auch noch Wochen später an diese Zeilen erinnerst, hat sich dein Gehirn langfristig verändert.
Jeden Moment verarbeitet unser Gehirn Sinneseindrücke, nimmt Statusmeldungen des Körpers auf und greift bei Bedarf regulierend ein. Pro Sekunde strömen rund eine Milliarde Bits an Informationen in das Gehirn. In unser Bewusstsein schaffen es aber nur 100 Bits. Schließlich müssen wir nicht wissen, ob die Schilddrüse mehr Hormone produzieren soll. Eine wichtige Funktion des Gehirns ist also auch Selektion.
1.000.000.000 Bits an Informationen prasseln pro Sekunde auf unser Gehirn ein. In unser Bewusstsein schaffen es aber nur 100 Bits.
Die vielen Gehirnzellen können eine unvorstellbare Anzahl verschiedener Muster bilden. Tatsächlich lässt sich die Zahl möglicher Verknüpfungen kaum in Worte fassen: Stell dir eine Eins mit 10,5 Mio. km getippten Nullen vor. Die Zahl möglicher Verbindungen im Gehirn ist größer als die Zahl der Atome im Universum.
Natürlich werden diese Möglichkeiten nicht vollständig ausgeschöpft. Aber tatsächlich verändert sich dein Gehirn ständig. Der grundlegende Aufbau des Gehirns bleibt zwar gleich. Aber wenn du mit einem Kollegen sprichst, nimmt die elektrische Aktivität in bestimmten Hirnregionen zu. Bei Menschen, die viel mit dem Smartphone hantieren, passt sich die Großhirnrinde laut einer Studie der Uni Zürich aus dem Jahr 2014 den wiederholten Fingerbewegungen an. Das ist eigentlich gar nicht erstaunlich: Schließlich ist es die Aufgabe des Gehirns, auf Reize zu reagieren.
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Das Gehirn lässt sich in verschiedene Abschnitte einteilen, die jeweils bestimmte Funktionen erfüllen.
Hier eine Übersicht über den Aufbau des Gehirns:
Großhirn (blau): Die rechte und die linke Gehirnhälfte bilden das Großhirn, das Bewegungen kontrolliert und Sinneseindrücke verarbeitet. Wenn du dich entscheidest, zu deinem Kollegen zu gehen und ihm eine Frage zu stellen, nimmt diese Aktion im Großhirn ihren Ausgang. Du kritzelst während des Gesprächs unbewusst auf ein Blatt Papier? Auch diese Handlung beginnt im Großhirn. Die linke Gehirnhälfte ist aktiv, wenn du nachdenkst und eine Antwort gibst. Die rechte dagegen, wenn du dich im Büro orientierst oder in Bildern denkst.
Zwischenhirn (pink): Dein neuestes Projekt ist richtig gut gelaufen? Die Freude darüber wird im Zwischenhirn verarbeitet. Es sorgt auch dafür, dass du morgens aufwachst und kurz vor der Deadline richtig Gas geben kannst.
Hirnstamm mit Mittelhirn, Brücke und verlängertem Mark (rot): Deinem Hirnstamm hast du die Tatsache zu verdanken, dass dein Herz schlägt und du atmest, auch wenn du gar nicht daran denkst. Neben wichtigen Lebensfunktionen steuert er zum Beispiel auch Reflexe wie den Lidschlag und die Traumphasen.
Kleinhirn (grün): Das Kleinhirn sorgt dafür, dass du das Gleichgewicht halten und deine Bewegungen kontrollieren kannst.
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Es hat Jahrmillionen gedauert, bis der Aufbau des Gehirns seine heutige Form erreichte. Wie empfindlich die einzelnen Teile des Gehirns sind, merken die meisten erst im Krankheitsfall. Bei einem Schlaganfall beispielswiese führt eine mangelhafte Sauerstoffversorgung zu Sprachstörungen und Lähmungen.
Gehirn trainieren: So geht’s
Da sich das Gehirn ein Leben lang verändert, lässt es sich gezielt trainieren. Laut Professor Neubauer von der Universität Graz ist ein Teil der Intelligenz angeboren, ein Teil entwickelt sich je nach Umweltbedingungen. Das bedeutet: Wer Bücher liest, mit Freunden über Gott und die Welt diskutiert oder einen anspruchsvollen Job hat, fördert sein Gehirn automatisch.
Gehirnjogging dagegen hilft eher, bestimmte mentale Fähigkeiten zu trainieren. Zum Beispiel die Merkfähigkeit.
3 Übungen für zuhause, um dein Gehirn zu trainieren:
Aufwärmen: Das Gehirn braucht fünf Minuten, bis es auf Hochtouren läuft. Um es aufzuwärmen, kannst du einfache Rechen- oder Wortübungen machen. Nimm ein beliebiges Wort, zum Beispiel „ottonova“, und bilde aus jedem der Buchstaben neue Wörter (beispielsweise „Orange“, „Technik“ etc.)
Telefonnummern merken: Wie war noch einmal die Durchwahl des Kollegen? Zahlen kannst du dir besser merken, wenn du jeder Ziffer ein Symbol zuordnest. Bei der Null kannst du dir einen Ballon vorstellen, bei der Vier ein vierblättriges Kleeblatt oder bei der Acht einen Schneemann. Trainieren kannst du diese Technik, indem du die Telefonnummern deiner wichtigsten Kollegen oder Freunde auswendig lernst.
Aufmerksamkeit steigern: Häufig vergessen wir Namen oder Zahlen, weil wir nicht aufmerksam genug sind. Deine Aufmerksamkeit kannst du zum Beispiel verbessern, in dem du dich ein paar Minuten auf eine Kerzenflamme konzentrierst. Versuche, so wenig wie möglich abzuschweifen.
Je häufiger du die Übungen des Gehirntrainings anwendest, desto größer die Effekte, so Professor Kuhlmann von der Uni Mannheim. Praktisch: Gedächtnistraining oder Übungen zur Konzentrationssteigerung kannst du überall machen, zum Beispiel im Taxi oder am Flughafen.
HIER SCHREIBTJeanette Stowasser
Jeannette ist Online-Redakteurin für Gesundheit und schreibt seit 2011 Artikel, E-Books und Whitepaper zu den verschiedensten medizinischen Themen.