Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen? Bluthochdruck betrifft auch junge Leute

Wer im Büro von morgens bis abends Kaffee trinkt, muss sich nicht wundern, wenn der Blutdruck steigt. Aber stimmt das überhaupt? Was steckt wirklich dahinter, wenn deine Werte in die Höhe schießen und was kannst du dagegen tun?

Inhalt des Ratgebers

Bluthochdruck - kurzer Überblick:

  • Bluthochdruck bleibt oft unentdeckt: Die Symptome sind unspezifisch und werden häufig anderen Ursachen wie Stress zugeschrieben, was die Erkennung erschwert.
     
  • Erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen: Bluthochdruck führt zu langfristigen Schäden an lebenswichtigen Organen und erhöht das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzschwäche.
     
  • Lebensstil als Ursache und Lösung: Bluthochdruck wird stark durch Faktoren wie Stress, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel beeinflusst, was zeigt, wie wichtig Prävention durch einen gesunden Lebensstil ist.

Bluthochdruck: Der lautlose Bösewicht mit gefährlichen Folgen

Wäre Bluthochdruck ein Comic-Bösewicht, hätte er echt beeindruckende Kräfte. Unbemerkt schleicht er sich an sein ahnungsloses Opfer an, das von der drohenden Gefahr lange Zeit überhaupt nichts mitbekommt. Und selbst wenn der Bluthochdruck seine Muskeln spielen lässt und mit Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen oder Müdigkeit auf sich aufmerksam macht, wird er von seinem „Gegner“ häufig unterschätzt – denn der schiebt die Symptome lieber auf äußere Umstände wie Stress im Büro oder das Wetter.  

So kann das Bluthochdruck-Monster lange im Verborgenen sein Unwesen treiben. In vielen Fällen wird es erst enttarnt, wenn es bereits großen Schaden angerichtet hat: Dauerhaft erhöhter Blutdruck kann nämlich lebensbedrohliche Folgen wie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt nach sich ziehen. Sehen wir uns die ninjamäßig stille Gefahr doch einmal näher an. 

Blutdruck: Was ist das?

Blutdruck beschreibt die Kraft, die das Blut auf die Wände der Arterien und Venen ausübt. Ohne diese Kraft wäre es nicht möglich, den Blutfluss aufrechtzuerhalten und die Versorgung der Organe bis in die kleinsten Zellen des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff sicherzustellen. Der Blutdruck wird von zwei Hauptfaktoren beeinflusst: der Stärke, mit der das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt, und der Flexibilität sowie dem Durchmesser der Blutgefäße. Gemessen wird der Blutdruck in „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg), wobei „Hg“ für das chemische Element Quecksilber steht.

Beim Blutdruck unterscheidet man zwei Werte: den systolischen und den diastolischen Wert. Der systolische Druck ist der Wert, der entsteht, wenn das Herz das Blut während der Kontraktion (Systole) in die Arterien pumpt. Der diastolische Druck hingegen misst den geringsten Druck in den Gefäßen, der in der Phase entsteht, wenn sich das Herz entspannt und mit Blut füllt (Diastole). Dieser Wert wird stark von der Elastizität und dem Widerstand der Gefäße beeinflusst. Die Regulation des Blutdrucks erfolgt durch eine komplexe Abstimmung verschiedener Körperprozesse:

Gefäßregulation: Wenn sich die Blutgefäße verengen, steigt der Blutdruck. Weiten sie sich, sinkt er. Dieser Prozess wird durch Rezeptoren in den Gefäßen gesteuert, die schnell auf Druckveränderungen reagieren und Informationen an das Gehirn weiterleiten. Das Gehirn passt daraufhin die Herzfrequenz und die Weite der Gefäße entsprechend an.

Hormonsystem: Der Körper produziert in den Nieren, Nebennieren und Nervenfasern Hormone, die den Blutdruck beeinflussen, darunter Angiotensin II, Aldosteron, Renin, Adrenalin und Noradrenalin. Diese Hormone sind Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), das auch eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Bluthochdruck spielt.

Vegetatives Nervensystem: Der Sympathikus erhöht die Herzfrequenz und -kraft, wodurch der Blutdruck steigt, während der Parasympathikus den Blutdruck senkt. Diese Steuerung des Blutdrucks geschieht automatisch, ohne bewusste Kontrolle.

Welche Blutdruckwerte sind normal? 

Bluthochdruck erreicht mehr Bundesbürger als der sonntägliche Tatort: 20 bis 30 Millionen Deutsche sind von diesem Gesundheitsrisiko betroffen, also beinahe jeder Dritte. Darunter sind natürlich viele ältere Menschen, drei von vier Menschen im Alter zwischen 70 und 79 haben Bluthochdruck. Dennoch ist dies kein reines Rentner-Phänomen: Eine Studie des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2014 ergab, dass immer mehr Männer von 18 bis 29 Jahren erhöhte Blutdruck-Werte zeigen. Für diese Untersuchung wurden die Daten von 7.100 Erwachsenen aus Deutschland des Jahres 1998 mit denen von 2008 bis 2011 verglichen.  

Um zu verstehen, warum Bluthochdruck so weit verbreitet ist, lohnt sich ein Blick in den menschlichen Körper: Bei jedem Herzschlag pumpt das Herz Blut in deine Gefäße. Das Blut übt dabei Druck auf deine inneren Gefäßwände aus – das ist der Blutdruck. Um ihn zu messen, gibt es spezielle Geräte, die mithilfe einer Manschette am Oberarm oder am Handgelenk angelegt werden. Sie liefern zwei Werte in der Einheit „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg): Der systolische Blutdruck gibt an, mit welchem Druck der Herzmuskel das Blut in die Organe und ins Gewebe pumpt, während er sich zusammenzieht. Der zweite Wert ist niedriger als der erste und wird diastolischer Blutdruck genannt: Er gibt Auskunft darüber, wie groß der Druck auf die Gefäße beim Erschlaffen des Herzmuskels ist.   

Warum ist Bluthochdruck gefährlich?

Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck setzt die Blutgefäße stark unter Druck und führt mit der Zeit zu Schäden an lebenswichtigen Organen wie dem Gehirn, Herz, den Nieren und den Augen. Bluthochdruck zählt zu den Hauptursachen für Schlaganfälle sowie Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Darüber hinaus wird Bluthochdruck als bedeutender Faktor für einen vorzeitigen Tod angesehen. Das Problem: Erhöhte Blutdruckwerte bleiben oft lange unentdeckt, da sie keine direkten Schmerzen verursachen. Die Symptome sind meist unspezifisch und werden häufig auf andere Faktoren wie Stress geschoben. Viele Menschen verbinden Schlafstörungen, Nervosität, Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen und reduzierte Leistungsfähigkeit mit äußeren Umständen. Daher ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren.

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Gut zu wissen!

Gemessen wird immer in Ruhe. Die Normalwerte eines gesunden Erwachsenen sollten unter 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch liegen. Ein optimaler Blutdruck beträgt laut Experten weniger als 120 mmHg systolisch und weniger als 80 mmHg diastolisch.

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Bluthochdruck: Was sind die Folgen?

Kritisch wird es, wenn diese Werte dauerhaft erhöht sind. Dann spricht man von Bluthochdruck beziehungsweise Hypertonie. Das Problem daran: Dass das Blut mit erhöhtem Druck durch die Adern schießt, spürst du nicht. Symptome wie Nervosität, Nasenbluten, Ohrensausen, Kurzatmigkeit und ein rotes Gesicht können aber darauf hindeuten, dass etwas mit deinem Blutdruck nicht stimmt. Dann solltest du zum Arzt gehen.  

Denn Bluthochdruck ist der Risikofaktor Nummer Eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und die wiederum sind für die meisten Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Neben Herzproblemen wie Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen kann Bluthochdruck weitere gefährliche Gesundheitsprobleme auslösen, darunter Demenz, Niereninsuffizienz und Netzhautschäden. Denn wenn das Blut permanent mit zu hohem Druck durch die Gefäße gepusht wird, leiden auf Dauer die Organe. 

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Eine unbequeme Wahrheit: Die Ursachen von Bluthochdruck

Aber woran liegt es, dass das Blut in Wallung gerät und mit zu hohem Druck durch die Gefäße jagt? Die unbequeme Antwort lautet: Das hat viel mit unseren Lebensumständen zu tun. Bluthochdruck gilt als typische Zivilisations- oder Wohlstandskrankheit, die durch Stress, Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum, Rauchen und eine ungesunde Ernährung begünstigt wird. Und das ist auch der Grund, warum immer mehr junge Menschen davon betroffen sind.  

Unser Alltag ist vollgepackt mit Meetings, Präsentationen und anderen Verpflichtungen, wir hetzen von einem Termin zum nächsten, essen zwischendrin einen Döner im Stehen und trinken abends zwei, drei, vier Feierabendbierchen, um runterzukommen – all das ist „Futter“ für den Bluthochdruck. Natürlich spielen auch die Gene eine Rolle: Wenn deine Eltern und Geschwister an Bluthochdruck leiden, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass du auch von Bluthochdruck betroffen bist.

Lange glaubte man, dass auch zu viel Kaffee oder schwarzer Tee negativen Einfluss auf den Blutdruck haben. Doch das stimmt so nicht, weiß der Herzspezialist Prof. Dr. med. Dieter Klaus vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Zwar lässt das enthaltene Koffein den Blutdruck kurzzeitig um 10 bis 20 mmHg ansteigen, doch schon 20 bis 30 Minuten später pendeln sich die Werte wieder ein. Bei Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, ist dieser Effekt aufgrund der Gewöhnung sogar noch geringer. 

Die gute Nachricht für alle Kaffee-Junkies lautet deshalb: Vier bis fünf Tassen pro Tag sind okay! Gut zu wissen: Nur in etwa 10 % der Fälle steckt eine Krankheit dahinter, wenn die Werte erhöht sind. So können beispielsweise ein chronisches Nierenleiden und eine Schilddrüsenüberfunktion den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen.

Vier bis fünf Tassen pro Tag sind okay!

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Hilfe, Bluthochdruck! Und jetzt? 

Du kannst zwar versuchen, die Werte mit verschiedenen Blutdruckmedikamenten wie ACE-Hemmern, Betablockern und Kalzium-Antagonisten zu senken, aber die haben oft unangenehme Nebenwirkungen. Viel wichtiger als Tabletten zu schlucken ist es deshalb, deinen persönlichen Lebensstil zu überprüfen und einige Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Wenn du zu Blutdockdruck neigst, gibt es Möglichkeiten, ihn mit alltagstauglichen Tipps zu senken.  

  • Wer sich einige Frust-Kilos angefuttert hat, sollte versuchen, langsam und nachhaltig abzunehmen. Treibe regelmäßig Sport, empfehlenswert sind dreimal 60 Minuten moderates Ausdauertraining pro Woche.  
  • Darüber hinaus solltest du deinen Speiseplan einem Update unterziehen: Frisches Obst und Gemüse, Trockenobst und Nüsse enthalten viel wertvolles Kalium und gehören zu einer gesunden Ernährung bei Bluthochdruck unbedingt dazu – schließlich gilt Kaliummangel als möglicher Auslöser für die erhöhten Werte.  
  • Das mit dem Rauchen und dem Alkohol solltest du am besten ganz sein lassen. Wenn’s schwerfällt, bitte deinen Arzt um Rat. Er kann dich bei deinem Vorhaben unterstützen, zum Beispiel mit Akupunktur oder geeigneten Medikamenten.  
  • Hast du viel Stress in der Arbeit, kannst du versuchen, mit sanften Entspannungsmethoden wie Yoga, autogenem Training oder progressiver Muskelentspannung einen Ausgleich vom hektischen Büro-Alltag zu schaffen.  

Bluthochdruck kommt selten allein ... 

Genau wie Comic-Schurken tritt auch Bluthochdruck gern im Team an. Die sogenannte primäre Hypertonie, also diejenige Form von Bluthochdruck, die nicht durch eine bestehende Grunderkrankung verursacht wird, geht überdurchschnittlich oft mit anderen Gesundheitsproblemen einher. Treten Bluthochdruck, starkes Übergewicht, erhöhte Blutzucker- und erhöhte Blutfettwerte gemeinsam auf, spricht man vom Metabolischen Syndrom.  

Diese Sammelbezeichnung fasst verschiedene Krankheitsbilder zusammen, die die Gefäße schädigen und das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen. Da diese in Deutschland jedes Jahr viele Opfer fordern, trägt das Metabolische Syndrom auch den makabren Spitznamen „Tödliches Quartett“. Wenn das mal kein guter Grund ist, dem Bluthochdruck und seinen gefährlichen Kumpanen den Kampf anzusagen. 

Natalie Decker
HIER SCHREIBT Natalie Decker

Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.

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