Fructoseintoleranz: Allergisch gegen Obst?

Naschkatzen aufgepasst – versteckter Fruchtzucker kann für einige Menschen zum Verhängnis werden. Fructose klingt zwar harmlos, kann aber für ordentlich Krach (im Bauch) sorgen. Und das sogar häufiger, als erwartet.

Inhalt des Ratgebers

Fructoseintoleranz - Alles Wichtige auf einem Blick:

  • Jeder dritte Erwachsene in Deutschland ist von Fructoseintoleranz betroffen.
  • Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen sind typische Symptome der Fructoseintoleranz.
  • Es gibt 2 verschiedene Formen: Intestinale Fructoseintoleranz und Hereditäre Fructoseintoleranz.
  • Fructose befindet sich nicht nur in Obst, sondern auch in Haushaltszucker und vielen anderen Lebensmitteln.
  • Fructosearme Lebensmittel: Himbeeren, Erdbeeren, Avocados, Gurken, Nudeln, Reis, Fleisch, Fisch, Eier.
  • Bei regelmäßigen Beschwerden nach zuckerreichen Lebensmitteln sollte ein Arzt aufgesucht werden.
  • Folgen einer Fructoseintoleranz: Gastrointestinale Beschwerden, Mangelernährung, Leberprobleme, Darmerkrankungen.

Fructoseintoleranz: Symptome & Diagnose

Wer an einer Fructoseintoleranz leidet, kann Fruchtzucker nicht richtig verdauen. In Deutschland sei jeder dritte Erwachsene davon betroffen. Grundsätzlich verträgt jeder Mensch nur ein bestimmtes Maß an Fruchtzucker. Der Grund dafür liegt im Darm: Hier befinden sich Transporteiweiße, die Nährstoffe von hier aus in das Blut befördern.

Wie bei einem Lkw ist die Menge an Ladung, die diese Transporter befördern können, begrenzt. Sind die winzigen Transporter defekt, kann weniger Fruktose verarbeitet werden als normal. Bei der Fructoseintoleranz handelt es sich also um eine eingeschränkte Fruchtzuckeraufnahme und nicht um eine Fructose-Allergie, Ananas-Allergie oder Bananen-Allergie.

Symtome Fructoseintoleranz

Fructoseintoleranz: Was sind die Symptome?

Das können erste Anzeichen sein – diese Symptome kommen so gut wie bei allen Nahrungsmittelunverträglichkeiten vor. So auch bei der Fructoseintoleranz. Sie werden durch den Fruchtzucker selbst ausgelöst. Im Dickdarm wird er nämlich von Bakterien zerlegt, Gase und stinkende Fettsäuren werden frei.

Unterscheidung: 2 Formen von Fructoseintoleranz Ursachen

Form 1: Die intestinale Fructoseintoleranz

Sie kommt am häufigsten vor und nennt sich auch Fructosemalabsorption, beziehungsweise Frucht­zucker­­-Unverträglichkeit, wenn man weniger als 25g Fructose ohne deutliche Beschwerden zu sich nehmen kann. Sie beruht auf dem defekten Transportsystem im Dünndarm und ist leichter zu behandeln als die erbliche Variante. Der Körper reagiert hier jedoch noch nicht allergisch auf Fruchtzucker. Menschen mit einer Fructosemalabsorption vertragen ja immer noch eine gewisse Menge an Fructose. Trotzdem sollte auf die Ernährung geachtet werden um Blähungen oder Durchfall zu vermeiden.

Form 2: Die hereditäre Fructoseintoleranz

Hierbei handelt es sich um eine sehr seltene erbliche Störung des Fructose-Stoffwechsels, die von Geburt an auftritt. Dem Körper fehlt ein spezielles Enzym, weswegen Fruktose nicht abgebaut werden kann. Nicht nur in der Darmwand, auch in der Leber und den Nieren reichert sich der Zucker dann an. Deswegen ist die hereditäre Fructoseintoleranz auch gefährlich, wenn sie unerkannt bleibt.

Worin ist Fructose enthalten?

Viele denken, Fructose sei nur in Obst enthalten. Das stimmt so nicht. Sie ist ebenso Bestandteil von Haushaltszucker (Saccharose) und findet Verwendung in Süßwaren und Getränken (Achtung, Zuckerfalle).

Aber klar, Fruchtzucker ist in fast allen Früchten, Gemüsesorten und Getreideprodukten enthalten. Der Gehalt ist abhängig von Reifegrad, Sorte und Herkunft dieser Lebensmittel. Besonders fructosereich sind zum Beispiel Äpfel. Es ist also ziemlich schwierig, sich komplett fructosefrei zu ernähren und Lebensmittel ohne Fructose zu finden. Es klingt ja auch noch alles so gesund.

Fructosearme Lebensmittel & Liste

Oft genügt es aber bereits, sich einfach fructosearm zu ernähren. Fructosearme Lebensmittel sind zum Beispiel Himbeeren, Erdbeeren, Avocados, Gurken, Nudeln, Reis, reine Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier. Sie sind gut verträglich – und wie du siehst, gibt es auch fructosearmes Obst.

Eine Fructoseintoleranz-Liste kann dir dabei helfen, den Fructose-Gehalt verschiedener Lebensmittel zu vergleichen.

Übrigens:
Der gleichzeitige Verzehr von Proteinen und Fetten verbessert die Verträglichkeit von Fructose.

Fructoseintoleranz: Wann und zu welchem Arzt sollte man gehen?

Personen, die regelmäßig unter den genannten Symptomen wie Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen leiden und wiederholt über diese klagen, nachdem sie zuckerreiche Lebensmittel konsumiert haben, sollten nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen.

Die Diagnose und Behandlung von Fructoseintoleranz erfolgt oft durch verschiedene Spezialisten im Gesundheitswesen. Hier sind die Haupttypen von Ärzten, die in der Regel an der Feststellung von Fructoseintoleranz beteiligt sind:

Gastroenterologe:

Ein Gastroenterologe ist ein Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen und kann bei der Diagnose und Behandlung von Fructoseintoleranz behilflich sein. Dieser Arzt kann spezifische Tests wie Atemtests und Blutuntersuchungen durchführen, um das Vorhandensein von Fructoseintoleranz zu bestätigen.

Allgemeinarzt / Internist:

Ein Allgemeinarzt oder Internist kann die erste Anlaufstelle für Patienten sein, die Symptome einer Fructoseintoleranz zeigen. Sie können eine Anamnese durchführen, die Symptome bewerten und den Patienten gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen.

Ernährungsberater oder Ernährungswissenschaftler:

Ein Ernährungsberater oder Ernährungswissenschaftler kann eine entscheidende Rolle bei der Festlegung einer geeigneten Ernährungsstrategie spielen, um die Symptome der Fructoseintoleranz zu lindern. Sie können individuelle Ernährungspläne erstellen und den Patienten bei der Auswahl von fructosearmen Lebensmitteln unterstützen.

Gynäkologe (im Falle genetisch bedingter Formen):

Bei genetisch bedingten Formen der Fructoseintoleranz kann auch ein Gynäkologe hinzugezogen werden, insbesondere wenn die Patientin schwanger ist oder eine Schwangerschaft plant. Dies liegt daran, dass genetisch bedingte Formen möglicherweise eine spezielle Betreuung während der Schwangerschaft erfordern.

Es ist wichtig zu betonen, dass die genaue Vorgehensweise zur Diagnose und Behandlung von Fructoseintoleranz von der klinischen Situation und den spezifischen Symptomen des Patienten abhängt. Ein Arzt kann eine umfassende Beurteilung vornehmen und die notwendigen Schritte empfehlen.

Es ist wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen, da eine langfristig unentdeckte Fructoseintoleranz ernsthafte Auswirkungen und schwerwiegende Darmerkrankungen haben kann, wie zuvor beschrieben. Im Fall genetisch vererbter Formen der Fructoseintoleranz ist es außerdem ratsam, bereits vor einer Schwangerschaft und währenddessen einen Gynäkologen zu konsultieren, insbesondere wenn bekannt ist, dass ein Familienmitglied an einem genetischen Mangel an Leberenzymen leidet.

Bist du fructoseintolerant?

Jahrelanges Suchen, der Kampf mit den Beschwerden und etliche Arztbesuche – bis die Diagnose Fructoseintoleranz gestellt werden kann, vergeht oft einige Zeit. Die Beschwerden sind wie so oft zu unspezifisch. Steht die Vermutung im Raum, dass Fruchtzucker der Auslöser deiner Probleme ist, wird ein Atemtest durchgeführt. Dafür trinkst du eine Fructoselösung und pustest anschließend in ein Gerät. Dieses misst den Wasserstoffgehalt in deiner Atemluft. Ist dieser erhöht, ist das Anzeichen einer Fructose-Unverträglichkeit.

Denn wenn Fruktose im Darm nur eingeschränkt oder gar nicht aufgenommen werden kann, wird sie im Dickdarm von Bakterien aufgespalten. Bei diesem Vorgang entsteht Wasserstoff. Um eine hereditäre Fructose-Unverträglichkeit zu erkennen, wird eine Blutentnahme durchgeführt. Bei der körperlichen Untersuchung können mit Stethoskop und Abtasten des Bauches Darmgeräusche und vermehrte Luft entdeckt werden.

Wie wird Fructoseintoleranz diagnostiziert?

Die Diagnose von Fructoseintoleranz erfolgt in der Regel mithilfe verschiedener diagnostischer Verfahren. Folgende sind die gängigsten Methoden:

1. Atemtest:
Ein häufig verwendetes Verfahren ist der Atemtest. Der Patient trinkt eine Lösung, die Fructose enthält, und anschließend wird der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen. Bei einer Fructoseintoleranz kommt es zu einer unzureichenden Aufnahme von Fructose im Darm, was zu einer erhöhten Produktion von Wasserstoff durch Darmbakterien führt. Ein erhöhter Wasserstoffgehalt im Atem kann auf eine Fructoseintoleranz hinweisen.

2. Bluttest:
Bei Verdacht auf eine erbliche Form der Fructoseintoleranz kann eine Blutentnahme durchgeführt werden. Dies ermöglicht die Messung bestimmter Enzymwerte, um festzustellen, ob ein genetischer Defekt vorliegt.

3. Eliminationsdiät:
Diese Methode besteht darin, verdächtige Lebensmittel, die Fructose enthalten, für eine bestimmte Zeit aus der Ernährung zu eliminieren. Wenn sich die Symptome verbessern, kann dies auf eine Fructoseintoleranz hinweisen. Nach dieser Phase werden einzelne Lebensmittel schrittweise wieder eingeführt, um zu überprüfen, welche Nahrungsmittel die Symptome auslösen.

4. Körperliche Untersuchung und Anamnese:
Der Arzt kann auch eine körperliche Untersuchung durchführen und die Krankengeschichte des Patienten erheben, um mögliche Symptome und Risikofaktoren zu identifizieren.

Die Wahl der Diagnosemethode hängt von der klinischen Situation und den spezifischen Symptomen des Patienten ab. Wichtig ist, dass die Diagnose von einem qualifizierten Gesundheitsdienstleister gestellt wird, um andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen und eine geeignete Behandlung zu ermöglichen.

Behandlung & Ernährung bei Fructoseintoleranz

Bei der erblichen Variante muss komplett auf Fruchtzucker verzichtet werden. Bei der erworbenen Fructose-Malabsorption sollte Fruchtzucker „nur“ reduziert werden. Komplette Abstinenz würde zwar am Anfang die Beschwerden lindern, nach längerer Zeit könnte sich allerdings die Anzahl der Transporter im Darm verringern. Schon kleinere Mengen an Fruchtzucker würden dann später ausreichen, um Symptome auszulösen. In jedem Fall ist der Gang zum Ernährungsexperten ratsam, der einen individuellen Plan abhängig von den Essgewohnheiten zusammenstellen kann.

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Dos & Don‘ts bei Fructoseintoleranz

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Lebensmittel dir bei einer Fructoseintoleranz gefährlich werden könnten, haben wir dir hier eine kompakte Übersicht für dich zusammengestellt.

  • Obst mit wenig Fruchtzucker: Bananen, Aprikosen und Beerenfrüchte 
  • Glukose in Form von Traubenzucker 
  • Obst mit Milchprodukten mischen
  • Äpfel, Birnen, Mangos, Trauben, Trockenfrüchte, Honig, Birnendicksaft, Apfelkraut, Frucht- und Gemüsesäfte, Haushaltszucker, Süßungsmittel 
  • Obst pur als Snack zwischendurch essen 
  • Zuckeraustauschstoffe wie Xylit, Sorbit, Mannit

Warum darf man keine Haferflocken mit Fructoseintoleranz verzehren?

Haferflocken enthalten Fructose, aber sie sind auch eine Quelle für Fruktane, eine Form von Oligosacchariden. Fruktane sind kurzkettige Kohlenhydrate, die bei einigen Menschen mit Fructoseintoleranz oder auch mit dem Reizdarmsyndrom Verdauungsbeschwerden verursachen können. Menschen mit Fructoseintoleranz reagieren möglicherweise empfindlich auf verschiedene Arten von Kohlenhydraten, einschließlich Fruktane.

Wichtig zu beachten ist, dass die Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel bei Menschen mit Fructoseintoleranz unterschiedlich sein können. Manche Menschen können möglicherweise Haferflocken ohne Probleme konsumieren, während andere darauf empfindlich reagieren. Wenn Haferflocken Beschwerden verursachen, könnten alternative fructosearme Getreideprodukte in Betracht gezogen werden.

Es wird empfohlen, dass Menschen mit Fructoseintoleranz ihre individuellen Toleranzen beobachten und möglicherweise eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um eine ausgewogene und gut verträgliche Ernährung zu gewährleisten. Es ist auch wichtig, bei Unsicherheiten oder anhaltenden Beschwerden einen Arzt oder Ernährungsexperten zu konsultieren.

Was sind die Folgen einer Fructoseintoleranz:

Eine unbehandelte Fructoseintoleranz kann zu verschiedenen Symptomen und potenziell schwerwiegenderen Folgen führen. Hier sind einige mögliche Auswirkungen:

Gastrointestinale Beschwerden:

Zu den häufigsten Symptomen gehören Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Völlegefühl und Bauchschmerzen. Diese Beschwerden treten aufgrund der unzureichenden Verdauung von Fructose im Darm auf.

Mangelernährung:

Die begrenzte Verwertung von Fructose kann zu einer unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen führen, da Fructose eine bedeutende Energiequelle darstellt. Dies könnte zu Mangelerscheinungen und einer allgemein beeinträchtigten Ernährung führen.

Leberprobleme:

Bei der hereditären Form der Fructoseintoleranz kann der unverarbeitete Fruchtzucker in der Leber und anderen Organen akkumulieren, was zu Leberproblemen führen kann.

Entwicklung von Darmerkrankungen:

Langfristig unbehandelt könnte eine Fructoseintoleranz zu schweren Darmerkrankungen wie entzündlichen Darmerkrankungen oder anderen gastrointestinalen Problemen führen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Schwere der Symptome und die möglichen Folgen von Fall zu Fall unterschiedlich sein können. Bei rechtzeitiger Diagnose und angemessener Behandlung, die oft eine Anpassung der Ernährung beinhaltet, können die Symptome gelindert werden, und schwerwiegende Folgen können vermieden werden. Menschen mit Verdacht auf Fructoseintoleranz sollten jedoch ärztlichen Rat einholen, um eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten.

Wenn du tatsächlich eine diagnostizierte Fructose-Unverträglichkeit hast, dann unterstützen dich Apps dabei, welche Lebensmittel du essen oder meiden solltest – wie beispielsweise die App Cara:

App: Cara - Coach für deine Bauchgesundheit

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Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.

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