Wir haben gefragt: Nutzt du Gesundheits-Apps? Fast zwei Drittel nutzen Gesundheits-Apps in verschiedenen Bereichen, Dreiviertel davon vor allem kostenlose Angebote. Eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung von kostenpflichtigen Angeboten wünschen sich aber über 60 % der Befragten, aber nur 27 % nutzen bisher digitale Angebote ihrer Krankenversicherung. Doch wie bekannt sind digitale Gesundheitsanwendungen überhaupt und werden sie oft verschrieben?
Inhalt des Ratgebers
In einer Umfrage wurde die Nutzung unterschiedlicher Gesundheits-Apps, die im Alltag oder bei der Gesundwerdung unterstützen, untersucht. Wir haben dazu über 700 Menschen im Alter von 18 bis 65 zu ihrem Nutzungsverhalten befragt.
Was sind Gesundheits-Apps?
Zu den Gesundheits-Apps gehören Apps aus den Bereichen Lifestyle (z.B. Fitnesstracker, Schlaf-Apps, etc.), Service-Apps (z.B. zur Erinnerung der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten, Vorsorgeplaner, Migräne-Tagebuch, etc.) und medizinische Apps, die als Medizinprodukt zugelassen und zertifiziert sind.
Nutzt du Gesundheits-Apps? Zwei von drei sagen: ja
Bei den Befragten teilen sich die beiden größten Felder in Poweruser und die Nicht-Nutzer. Über ein Drittel (34,9 %) nutzen Gesundheits-Apps täglich, ein anderes Drittel (32,7 %) nutzt gar keine. 22,2 % nutzen Gesundheitsapps zumindest wöchentlich, 10,2 % einmal im Monat.
Vor allem der Bereich Fitness sticht mit 75,1 % der Nutzer und Nutzerinnen besonders heraus. Aber auch im Bereich Schlaf (48,0 %) nutzen viele Gesundheits-Apps zur Unterstützung. Ernährungs-Apps (z.B. Abnehm-Apps) wurden von 45,5 % angegeben. Entspannungsapps (32,3, %) und medizinische Apps (32,1 %) sind in etwa gleichauf. Sonstige Bereiche der Nutzung umfassen vor allem den Menstruationszyklus.
Als Gründe für die Nicht-Nutzung stechen vor allem fehlendes Interesse oder kein Bedarf heraus. Auch fehlende Kenntnis ist ein weiterer Grund dafür, keine Gesundheits-Apps zu nutzen.
Kostenlose Health Apps sind deutlich beliebter
Wenig überraschend werden kostenlose Angebote am häufigsten genutzt. 75,5 % der Health App User nutzen kostenlose Gesundheits-Apps. Nur 8,9 % nutzen kostenpflichtige Angebote, 15,6 % beides.
Smartphone-Hersteller stellen etwa kostenlose Health Apps bereit (z.B. Apple Health, Huawei Health, Google Fit oder Samsung Health), die auch Schrittzähler umfassen. Gerade auch die Apps der Krankenkassen oder kostenlose Fitnessapps, die etwa Laufstrecken und -zeiten erfassen, wurden angegeben, sowie auch Ernährungsapps wie lifesum oder yazio waren unter den Nennungen.
Bei den kostenpflichtigen Angeboten wurden vor allem Fitness-Apps wie fitbit oder Entspannungsapps wie calm genannt.
Über 60 % wünschen sich Kostenübernahme von Gesundheits-Apps durch die Krankenversicherung
62,7 % der Befragten gaben an, dass sie kostenpflichtige Apps (häufiger) nutzen würden, wenn ihre Krankenversicherung die Kosten tragen würde.
21,8 % würden auch bei Kostenübernahme durch die Krankenversicherung keine (kostenpflichtigen) Gesundheits-Apps nutzen, 16,5 % antworteten mit „weiß ich nicht“. Dies könnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass das Wissen über Gesundheits-Apps und digitale Gesundheitsangebote nicht besonders groß ist.
Fast 40 % der Befragten gaben an, dass ihre Krankenversicherung keine digitalen Gesundheitsangebote hätte. Den Arzt-Video-Call kannten 23,2 %, digitale Gesundheitskurse 45,1 % der Umfrage-Teilnehmenden.
Nur knapp 27 % nutzen überhaupt digitale Angebote ihrer Krankenversicherung. Dies kann sich vor allem auf Unwissen über die Angebote zurückführen lassen.
Immerhin 66,6 % möchten aber gerne mehr über digitale Gesundheitsangebote wissen, nur 20,3 % verneinten diese Frage.
72,8 % der Teilnehmenden wussten beispielsweise nicht, was eine DIGA ist. 21,5 % wussten es, haben aber noch keine genutzt. Nur 5,7 % der Befragten wurde bereits eine verschrieben. Warum ist dieser Anteil so niedrig?
Was ist eine DIGA?
Eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist ein CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt, das durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Datenschutz und -sicherheit geprüft wurde.
Die DiGA unterstützt die Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten oder die Erkennung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen.
Aktuell werden 48 verordnungsfähige DiGA für ganz unterschiedliche Anwendungsbereiche gelistet. Der Einsatz von DiGA geschieht bislang vor allem im psychischen Bereich. Ärzt:innen befürworten digitale Therapiemöglichkeiten vor allem im somatischen Bereich, beispielsweise in Form von Tagebuchanwendungen oder Apps, die Vitalparameter aufzeichnen.
Doch wie bekannt sind DiGA überhaupt und was halten Ärzte und Ärztinnen von den digitalen Anwendungen?
Wie oft werden DiGA auf Rezept verschrieben?
Eine Studie der Stiftung Gesundheit aus dem Jahr 2022 zeigt, die Bekanntheit der digitalen Gesundheitsanwendungen steigt.
Der Anteil der Ärzt:innen, die bereits praktische Erfahrungen mit DiGA gemacht haben, lag bei 36,9 % (mehr als doppelt so hoch wie in 2021). Der Anteil, welche das Angebot noch nicht kannten, sank von 18,9 auf 14,5 %.
33,6 Prozent gaben an, bereits eine App auf Rezept verschrieben zu haben. Im Vorjahr waren es nur 14,3 Prozent der Ärzte und Ärztinnen. Aber nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil an Ärztinnen und Ärzte setzt DiGA wirklich häufig ein:
6,3 Prozent der Teilnehmenden gab an, dass sie schon mehr als 15 Verordnungen ausgestellt hätten. 34,7 % kannten die Anwendungen zwar, wollten sie aber nicht nutzen und werden sie auch zukünftig nicht einsetzen.
Doch wo liegen die Hemmnisse für den Einsatz von DiGA?
Datenschutz, Wirksamkeit und Kosten: Was sind die Bedenken der Ärzte?
Die größte Hürde stellen datenschutzrechtliche Bedenken dar (61 %). Auf Rang zwei folgen knapp dahinter Zweifel an der Wirksamkeit (58,8 %). Mehr als die Hälfte der Befragten halten DiGA für zu teuer und zweifeln an der Motivation der Patienten und Patientinnen.
Als weitere Gründe werden mangelnde Testmöglichkeiten, ein hoher Aufwand bei der Verschreibung, ein zu bürokratischer Aktivierungsprozess, unzureichende Informationsmaterialine oder technische Probleme genannt. 9,1 % gaben außerdem häufige Ablehnungen durch Krankenkassen als Grund an.
Was sind die Vor- und Nachteile von Gesundheits-Apps?
Neben vielen Vorteilen, die Gesundheits-Apps besitzen, sollten aber auch die Bedenken zu Gesundheits-Apps nicht aus dem Blickfeld geraten. Doch was sind die Vor- und Nachteile von Health Apps?
Vorteile
Nachteile
Gesundheits-Apps wirken sich positiv auf die sportliche Aktivität, die Ernährung und die Gewichtskontrolle der User aus
Einige Gesundheits-Apps halten datenschutzrechtliche Anforderungen nicht ein
Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands: Das Verhalten der User in Hinblick auf Gesundheit und Bewegung kann festgehalten werden
Viele Apps sind nicht wissenschaftlich geprüft
Das Wohlbefinden selbst in die Hand nehmen: Motivieren und unterstützen das Erreichen persönlicher Gesundheitsziele
Oft zu wenig Transparenz in Bezug auf Datenschutz
Unterstützung bei der Behandlung bestimmter Krankheiten
Nur für eingeschränkte Krankheiten nutzbar
Gesundheits-Apps helfen Nutzern/Nutzerinnen auch ihre Krankheiten besser zu verstehen
Gesundheits-Apps ersetzen nicht den medizinischen Rat. Sie können lediglich eine Ergänzung sein. Wer starke gesundheitliche Probleme hat, sollte immer zuerst einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen
Einfachere Kommunikation und Abstimmung mit dem Arzt/der Ärztin: kann den Verlauf einer Krankheit besser beurteilen und gegebenenfalls die Behandlung optimieren
Daten können falsch interpretiert werden. Messdaten sollten deshalb regelmäßig von einem/einer Arzt/Ärztin überprüft werden
Können Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen oder Adipositas vorbeugen
Unseriöse Apps, in denen etwa Laien Ratschläge zur Behandlung geben, können im Zweifelsfalls mehr schaden als nutzen
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie recherchiert und schreibt vor allem über Krankenversicherung, (E-)Health und digitale Innovation, die das Leben besser machen.