Psychologische Hilfe Online - Psychotherapie und psychologische Beratung

Die mentale Gesundheit gewinnt in unserer Gesellschaft glücklicherweise immer mehr an Bedeutung. Die Anforderungen des modernen Lebens, Stress und soziale Isolation sind nur einige Faktoren, die zu psychischen Belastungen führen können. Doch was, wenn man dringend professionelle Hilfe benötigt, aber keine Möglichkeit hat, persönlich einen Therapeuten aufzusuchen? Hier kommt die Online Psychotherapie ins Spiel. Wir haben darüber mit Psychologin Sophie Schürmann von peers. gesprochen und die verschiedenen Aspekte der Online Psychotherapie in Deutschland beleuchtet.

Medizinisch geprüft - Siegel

Inhalt des Ratgebers

Kann man online eine Psychotherapie machen?

Online-Psychotherapie zeige vergleichbare Wirksamkeit wie die klassische persönliche Therapie. Es gibt sehr viele Studien, die gerade auch in den Corona Zeiten durchgeführt wurden, die ganz klar aufweisen, dass Online-Therapie eine ähnliche Effektstärke Effektstärke hat wie eine Therapie Face to Face, sagt Psychologin Sophie Schürmann von peers..

Während der Coronapandemie war Online-Therapie umfassend erlaubt. "Traurigerweise wurde das ganze wieder rückgängig gemacht, sodass man, wenn die Therapie über die gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, nur 30 Prozent online durchgeführt werden darf", kritisiert Sophie Schürmann.

Online habe man die Möglichkeit an eine größere Zielgruppe heranzutreten und das ist ihrer Meinung nach der größte Vorteil.

Die Vorteile der Online-Therapie liegen also klar auf der Hand. Vor allem auch im Hinblick auf ländliche Gebiete, deren Therapiemöglichkeiten in Praxen stark limitiert sind. Betroffene haben oft sehr lange Wartezeiten. Die Überbrückung des Raumes, der eine Therapie ohne persönlichen Kontakt ermöglicht, ist der größte Vorteil der Videotherapie – praktisch vom eigenen Sofa aus.

Die tariflichen Bestimmungen der meisten PKV-Verträge haben keinerlei Einschränkungen bei der Behandlung von Patienten via Videotherapie. In der PKV sind Videosprechstunden seit der Lockerung des Fernbehandlungsverbotes im Jahr 2018 nach Maßgabe der medizinischen Notwendigkeit ohne Beschränkungen möglich, wenn der Erstkontakt persönlich erfolgte.

Neben der Online-Psychotherapie gibt es aber weitere Online-Angebote für die mentale Gesundheit, die auf Prävention und Therapiebegleitung abzielen.

Hinweis:

peers. ist keine klassische Psychotherapie. "Wir sind eine Psychosoziale Beratung und das muss man natürlich auch ganz klar voneinander trennen", sagt die Co-Gründerin.

Welche Therapieangebote gibt es online für mentale Gesundheit?

Es gibt eine breite Palette von Online-Angeboten zur Förderung der mentalen Gesundheit. Diese Angebote reichen von informativen Websites über Selbsthilfe-Apps bis hin zu Online-Therapiediensten. Hier sind einige der gängigen Online-Angebote für mentale Gesundheit:

  1. Informationsportale: Es gibt viele Websites und Online-Plattformen, die umfassende Informationen über verschiedene psychische Gesundheitsprobleme, deren Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bieten. Diese Portale helfen den Menschen, ihre eigenen mentalen Gesundheitsfragen besser zu verstehen und bieten Ressourcen zur Selbsthilfe.
  2. Selbsthilfe-Apps: Es gibt eine Vielzahl von Apps, die auf die Förderung der mentalen Gesundheit abzielen. Diese Apps bieten oft Werkzeuge und Übungen, um Stress abzubauen, Achtsamkeit zu fördern, Schlaf zu verbessern und die allgemeine psychische Gesundheit zu stärken.
  3. Online-Foren und Support-Communities: Viele Online-Foren und Community-Plattformen bieten einen Raum für den Austausch von Erfahrungen, die Diskussion von Problemen und die Unterstützung durch Gleichgesinnte. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn Menschen sich isoliert fühlen oder auf der Suche nach Verständnis und Unterstützung sind.
  4. Beratung und Krisenintervention: Telefonische Hotlines und Online-Chats stehen rund um die Uhr zur Verfügung, um Menschen in Krisensituationen Unterstützung zu bieten. Diese Dienste sind oft anonym und bieten eine schnelle und vertrauliche Hilfe.
  5. Online-Psychotherapie: In Deutschland ist Online-Psychotherapie eine Option, bei der Menschen eine therapeutische Behandlung über Video- oder Text-Chat von lizenzierten Therapeuten erhalten können. Dies ist besonders nützlich für Menschen, die keinen Zugang zu persönlichen Therapieeinrichtungen haben oder Schwierigkeiten haben, diese aufzusuchen.
  6. Achtsamkeits- und Entspannungsübungen: Zahlreiche Websites und Apps bieten Anleitungen und Übungen zur Förderung von Achtsamkeit und Entspannung. Diese Übungen können helfen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
  7. Digitale Tagebücher und Stimmungstracker: Apps und Online-Tools zur Führung von Tagebüchern und zum Tracking der eigenen Stimmung sind nützlich, um Muster und Trends im eigenen mentalen Wohlbefinden zu erkennen.
  8. Online-Coaching und Selbsthilfekurse: Einige Online-Plattformen bieten professionelle Coaching-Dienste und Selbsthilfekurse an, um Menschen bei der Bewältigung spezifischer mentaler Gesundheitsprobleme zu unterstützen.
     

Bei schwerwiegenden mentalen Gesundheitsproblemen ist es empfehlenswert, sich an einen qualifizierten psychologischen Psychotherapeuten oder eine Psychiaterin zu wenden, die eine angemessene Diagnose und Behandlung bieten können.

Wann können digitale Angebote für mentale Gesundheit helfen?

Digitale Angebote für mentale Gesundheit können in verschiedenen Situationen und Bedürfnissen unterstützend wirken. Hier sind einige Beispiele, wann digitale Angebote hilfreich sein können:

Prävention:

Digitale Angebote sind wertvoll, um Stress zu bewältigen, Achtsamkeit zu fördern und die psychische Gesundheit zu stärken. Sie können dazu beitragen, psychische Gesundheitsprobleme im Vorfeld zu verhindern, insbesondere bei Menschen, die anfällig für Stress oder psychische Belastungen sind.

Frühzeitige Intervention:

Bei beginnenden mentalen Gesundheitsproblemen, wie milden Depressionen oder Angststörungen, können digitale Angebote eine erste Anlaufstelle für Unterstützung sein. Sie bieten praktische Techniken und Strategien, um mit den Symptomen umzugehen.

Unterstützung beim Warten auf einen Therapieplatz:

In Deutschland sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz oft lang. Digitale Angebote können als Zwischenlösung dienen, um Menschen, die dringend Hilfe benötigen, in der Übergangszeit zu unterstützen.

Symptome können sich in der Wartezeit auf einen Therapieplatz nachgewiesermaßen chronifzieren und Therapieergebnisse schlechter werden je länger die Wartezeit ist, sagt Sophie Schürmann. Digitale Angebote können also eine sehr sinnvolle Möglichkeit diese langen Wartezeiten zu überbrücken.

Nachsorge nach Klinikaufenthalt oder ambulanter Therapie:

Nach einem Klinikaufenthalt für psychische Gesundheitsprobleme oder einer ambulanten Therapie können digitale Angebote als Ergänzung in der Nachsorge dienen, um Therapieergebnisse aufrecht zu erhalten. Sie bieten Ressourcen und Übungen, um den Übergang zurück in den Alltag zu erleichtern und die langfristige Genesung zu fördern.

92 Prozent der Patienten und Patientinnen erhalten keine leitliniengerechte Versorgung nach einem Klinikaufenthalt und sind somit häufig wieder komplett auf sich alleine gestellt sind, kritisiert Psychologin Sophie Schürmann. Besonders dort ist es wichtig einen Übergang zu schaffen, so dass die hohen Rehospitalisieurngsraten, also der erneute Klinikaufenthalt, von 50 Prozent gesenkt werden können.

Flexibilität und Zugänglichkeit:

Digitale Angebote sind besonders hilfreich für Menschen, die aufgrund von geografischer Entfernung, Mobilitätsproblemen oder Zeitbeschränkungen keine persönliche Therapie wahrnehmen können. Sie bieten die Möglichkeit, Unterstützung von jedem Ort und zu jeder Zeit zu erhalten.

Selbstmanagement und -monitoring:

Digitale Angebote bieten Werkzeuge zur Selbstüberwachung und zum Management der eigenen mentalen Gesundheit. Dies ermöglicht den Menschen, ihre Fortschritte zu verfolgen und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ihres Wohlbefindens zu ergreifen.

Wann sind digitale psychologische Angebote nicht geeignet?

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass digitale Angebote nicht für alle Situationen geeignet sind. Bei schwerwiegenden mentalen Gesundheitsproblemen, akuten Krisen oder dringendem Behandlungsbedarf ist es ratsam, professionelle Hilfe von einem/einer qualifizierten Diplom Psychologen/Psychologin, einem/r psychologischen Psychotherapeut/in oder einem/r Psychiater/in in Anspruch zu nehmen.

Digitale Angebote sollten in solchen Fällen als Ergänzung zur persönlichen Betreuung betrachtet werden. Die Auswahl und Nutzung digitaler Angebote sollte stets mit Bedacht erfolgen und in Absprache mit einer Fachperson getroffen werden.

Wie viel kostet psychologische Beratung?

Allgemein können die Kosten für psychologische Beratung stark variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Standort und der Art der Therapie bzw. Beratung. Im Durchschnitt kann man mit Kosten von 50 bis 150 Euro pro Stunde rechnen.

Welche Krankenversicherung übernimmt Online-Angebote für die mentale Gesundheit?

Die Übernahme der Kosten für psychologische Angebote variiert von Krankenversicherung zu Krankenversicherung. In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen und private Krankenversicherungen die Kosten für eine Psychotherapie, wenn sie medizinisch notwendig ist und verordnet wurde. Private Krankenversicherungen bieten dabei oft mehr Flexibilität in Bezug auf die Wahl des Therapeuten oder der Therapeutin.

Online-Angebote werden aber in der Regel nicht übernommen, wenn keine ärztliche Verordnung vorliegt. Hier setzt die Kooperation zwischen peers. und ottonova an.

peers. x ottonova

"Alle von uns gehen durch psychisch herausfordernde Lebenssituationen", sagt peers. Co-Gründerin Sophie Schürmann. Der Ansatz von peers. beruht darauf, Menschen mit Menschen digital in Verbindung zu bringen, die sich über ihre Erfahrungen austauschen und sich so gegenseitig helfen können. "Wir sehen in dem Gruppenansatz die Stärke darin, dieses Gefühl zu fördern: Ich bin nicht allein", sagt die Psychologin weiter im Interview.

peers. setzt als Psychosoziale Online Beratung dort an, wo es eine Diskontinuität in der psychologischen Versorgung gebe. Das heißt das Angebot füllt eine Leerstelle in der psychologischen Versorgung:

  • als Präventionsmaßnahme gegen Stress Ängste und depressive Stimmungen
  • in der Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz bzw. als Ergänzung zur Therapie
  • als Nachsorge nach einem Klinikaufenthalt

peers. ist eine psychosoziale (Online)-Beratung und bietet sofortige Unterstützung u.a. bei Stress, Ängsten und depressiven Stimmungen. Menschen in ganz ähnlichen Lebenssituationen und mit ähnlichen Belastungen werden in Form von wöchentlichen Videositzungen von erfahrenen Psycholog:innen betreut. Der Austausch mit Gleichgesinnten in Kombination mit der (An-)Leitung durch Psycholog:innen stärkt die psychische Gesundheit, indem Wissen vermittelt wird, Austausch gefördert wird und Lösungsstrategien erarbeitet werden, mit dem Ziel, Symptome zu reduzieren und wieder mehr Leichtigkeit, Resilienz und innere Zufriedenheit aufzubauen. Inhalte und exklusive Lernmaterialien, die zur Verfügung gestellt werden, basieren auf der kognitiven Verhaltenstherapie und wurden von medizinischem und psychotherapeutischem Fachpersonal entwickelt.

Wer ist Sophie Schürmann?

Sophie ist Psychologin und Digital Health Enthusiastin. Nach ihrem Master in Business Psychology und verschiedenen Stationen in der Forschung und in der freien Wirtschaft, gründete sie gemeinsam mit Julia Maria Rüttgers und Maximilian Kirschning das Health Start-ups peers. Eine digitale Plattform, die Menschen den Zugang zu professioneller psychologischer Unterstützung vereinfachen möchte.

ottonova Magazin Bild

"Wir alle sind Gruppenwesen, wir entwickeln unser Selbstbild immer in Beziehungen zu anderen Menschen."

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Wie funktioniert der gruppentherapeutische Ansatz?

Die Gruppentherapie ist eine Form der Psychotherapie, bei der eine kleine Gruppe von Menschen unter der Leitung eines Therapeuten zusammenkommt, um ihre mentalen Gesundheitsprobleme zu besprechen und zu bewältigen. In der Gruppentherapie können verschiedene Techniken und Ansätze verwendet werden, je nach den Bedürfnissen der Teilnehmer. Es gibt sowohl offene Gruppen, in die neue Mitglieder aufgenommen werden, als auch geschlossene Gruppen, in die keine neuen Teilnehmer aufgenommen werden, sobald die Gruppe gestartet ist.

"Eine Gruppe gibt dir das Gefühl, dass du nicht alleine bist und dieser Austausch mit Leuten die ähnliche Leidensdrücke und ähnliche Herausforderungen haben, die verstehen, was man gerade durchmacht, ist einer der größten Heilungsfaktoren", sagt die Psychologin Sophie Schürmann.

Für wen eignet sich Gruppensitzungen?

Gruppentherapie kann für eine Vielzahl von Menschen geeignet sein, die sich mit anderen menschen in der gleichen Lebenssituation oder mit ähnlichen psychischen Herausforderungen wie zum Beispiel Ängsten oder depressiven Stimmungen oder Stress austauschen wollen.

Gruppensitzungen richten sich an alle, die die soziale Unterstützung suchen: Sie können zum Beispiel einsamen Menschen die Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen und Unterstützung zu finden.

Gruppen bieten dabei eine Gelegenheit zur Schulung der sozialen Kompetenz. Sie sind ein soziales Laboratorium, in dem man Verhaltensweisen ausprobieren kann ohne bewertet zu werden, sagt Psychologin Sophie Schürmann.


Wann ist die Gruppensitzung nicht sinnvoll?

Gruppentherapie ist nicht für jeden geeignet. In einigen Fällen kann sie sogar kontraproduktiv sein. Gruppentherapie ist möglicherweise nicht sinnvoll, wenn:

  1. Die individuellen Probleme so komplex sind, dass eine Einzeltherapie erforderlich ist.
  2. Es eine unüberwindliche soziale Angst gibt, die die Teilnahme an Gruppensitzungen erschwert.
  3. Die Betroffenen nicht bereit oder in der Lage sind, ihre Probleme vor anderen Menschen zu besprechen.
  4. Personen, die suizidal sind.
Digitale Psychotherapie

Was tun, wenn man dringend psychologische Betreuung braucht?

Wenn Sie dringend psychologische Hilfe benötigen, sollten Sie keine Zeit verlieren. In akuten Notfällen können Sie sich an eine psychiatrische Klinik oder den ärztlichen Notdienst wenden. Es gibt auch Telefonseelsorge- und Krisentelefonnummern, bei denen Sie Hilfe und Unterstützung erhalten können. Für langfristige Betreuung und Therapie ist es ratsam, sich an einen Hausarzt oder einen Psychotherapeuten zu wenden, der Sie weitervermitteln kann.

Die mentale Gesundheit ist ein kostbares Gut, und es ist wichtig, die bestmögliche Unterstützung zu erhalten. In Deutschland stehen heute verschiedene Optionen zur Verfügung, darunter Online-Psychotherapie, Gruppentherapie und individuelle Therapie, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Es ist entscheidend, die richtige Form der Unterstützung zu finden, um die psychische Gesundheit zu fördern und zu erhalten.

Weitere Beratungsangebote

Wenn du dich psychisch belastet fühlst, können dir vielleicht auch folgende Hilfsangebote helfen:

  1. Die Telefonberatung der BZgA: 0800 2322783 (Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So: 10-18 Uhr)
  2. Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (24/7)
  3. Nummer gegen Kummer – für Kinder und Jugendliche: 116 111 (Mo-Sa 14-20 Uhr), für Eltern: 0800 111 0550 (Mo-Fr: 9-11 Uhr, Di + Do 17-19 Uhr)
  4. Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen: 0800 777 22 44 (8-20 Uhr)
  5. HelloBetter-Hotline: 0800 00095 54 (9-18 Uhr)
Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über E-Health, InsurTech und digitale Innovation, die das Leben besser machen.

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