Umfrage: KI in der Medizin – Wie hoch ist das Vertrauen in Künstliche Intelligenz in der Medizin?
Im medizinischen Bereich wird KI bereits in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Sie unterstützt Ärzte und Ärztinnen bei der Diagnosestellung, indem sie zum Beispiel heute schon Bildaufnahmen wie Röntgenbilder analysiert, Krankheitsverläufe prognostiziert oder in der Früherkennung von Krankheiten und der Entwicklung von Medikamenten eingesetzt werden kann. Wir haben gefragt, wie KI in der Medizin wahrgenommen wird und welche Chancen und Herausforderungen aus Sicht der Befragten damit verbunden sind.
Inhalt des Ratgebers
Was ist Künstliche Intelligenz (KI)?
Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet Technologien, die es Maschinen ermöglichen, Aufgaben zu übernehmen, für die normalerweise menschliche Intelligenz erforderlich ist – wie etwa das Erkennen von Mustern, das Treffen von Entscheidungen oder das Lösen von Problemen.
Wie sehr wird der KI in Sachen Gesundheit vertraut?
In der national repräsentativen Umfrage zum Vertrauen in neue Technologien wie KI in der Medizin gaben 42 Prozent der 750 Teilnehmenden in den Altersgruppen von 18 bis 91 an, dass sie diesen Technologien mit Ausnahmen vertrauen. Dies stellt die größte Gruppe dar. 13 Prozent der Befragten gab an, der KI voll und ganz zu vertrauen
32 Prozent der Befragten sind unentschieden. Eine Minderheit von 14 Prozent der Teilnehmenden misstraut KI in der Medizin, wobei 5 Prozent gar kein Vertrauen und 9 Prozent selten Vertrauen haben.
Männer vertrauen der KI in der Medizin häufiger als Frauen
Mehr als die Hälfte der Befragten istKI in der Medizin grundsätzlich positiv eingestellt. Tendenziell lässt sich eine positive Haltung mit gewissen Vorbehalten in allen Altersgruppen finden. Bei Männern überwiegt das Vertrauen in KI leicht das der Frauen.
Über zwei Drittel der Befragten (70,5 Prozent) glaubt daran, dass KI dazu beitragen wird, die medizinische Versorgung zu verbessern. Rund zwei Prozent sieht allerdings eine Verschlechterung im Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssystem. Eine Sichtweise, die interessanterweise ebenso oft in der jüngsten, wie in der ältesten Altersgruppe vorherrscht.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
51 Prozent der Befragten vertrauen einer KI-gestützten Diagnose weniger als der eines menschlichen Arztes oder einer Ärztin, was im Umkehrschluss bedeutet. Knapp die Hälfte der Befragten (49%) vertraut einer KI-Diagnose genauso viel wie einer ärztlichen.
Nur 16 Prozent würden sich eher auf eine KI-Diagnose verlassen. Ein bedeutender Anteil von 33 Prozent konnte keine definitive Antwort geben und steht der Frage unentschieden gegenüber.
Dies zeigt, dass trotz des Fortschritts in der KI-Technologie, eine Mehrheit der Befragten immer noch mehr Vertrauen in menschliche Ärzte und Ärztinnen als in KI-gestützte Diagnosemethoden setzt.
53 Prozent der Befragten halten es für 'sehr wichtig', dass Ärzte und Ärztinnen die letzte Entscheidung treffen. Zusammen mit den 34 Prozent, die es 'wichtig' finden, ergibt sich, dass 87 Prozent der Teilnehmenden ärztliche Entscheidungen gegenüber KI-Empfehlungen bevorzugen, was auf eine hohe Wertschätzung für die ärztliche Kompetenz hindeutet.
Nur 2 Prozent der Befragten sehen die ärztliche Entscheidungsgewalt als 'unwichtig' oder 'nicht zwingend wichtig' an.
Welche Bedenken bestehen beim Einsatz von KI in der Gesundheitsversorgung?
55 Prozent der Befragten äußerten Bedenken, dass durch den Einsatz von KI in der Gesundheitsversorgung die menschliche Kontrolle verloren geht. Dies ist die am häufigsten genannte Sorge.
Datenschutz und Sicherheit (41 Prozent) sowie Verantwortung und Haftung (42 Prozent) folgen dicht dahinter. Ebenfalls relevante Bedenken waren:
Fehlende oder unzureichende Regulierungen (28 Prozent)
Verfolgung kommerzieller Interessen (30 Prozent)
Mangelnde Transparenz und Nachvollziehbarkeit (30 Prozent)
Nur eine kleine Minderheit von 6 Prozent hat keine Bedenken beim Einsatz von KI in der Gesundheitsversorgung. Die Möglichkeit zur menschlichen Überprüfung aber würde das Vertrauen in die KI in der Medizin generell erhöhen.
Ärztliche Überprüfung ist höchster Vertrauensfaktor
Die Möglichkeit durch menschliche Überprüfung war mit 54 Prozent der wichtigste Faktor für das Vertrauen in KI in der Gesundheitsversorgung.
Verbesserung der Genauigkeit von Ergebnissen (48 Prozent), Empfehlungen von Ärzten und Ärztinnen (45 Prozent) sowie Erfolgsgeschichten (42 Prozent) wurden ebenfalls als bedeutende Faktoren genannt, um das Vertrauen in KI zu stärken.
Ebenfalls als vertrauensfördernd wurden Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Algorithmen (34 Prozent), wissenschaftliche Validierung und Einhaltung ethischer Standards (jeweils 33 Prozent) sowie robuste Sicherheitssysteme und Einhaltung von Datenschutzbestimmungen (jeweils 31 Prozent) angesehen.
Zertifizierungen sind für 27 Prozent der Befragten wichtig. Weniger Gewicht haben einfache Bedienung (20 Prozent) und kontinuierliche Verbesserung (30 Prozent). Nur 8 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass keine Faktoren ihr Vertrauen in KI erhöhen würden.
Vor allem im Bereich Ernährung besteht Interesse an der Nutzung von KI
Doch in welchen medizinischen Bereichen würden die Befragten am ehestens auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vertrauen?
Die Analyse zeigt, dass der Bereich Ernährung am häufigsten als Anwendungsfeld für personalisierte Gesundheitstipps von einer KI genannt wurde. Neben Ernährungstipps wurden auch die Entwicklung von Sportprogrammen und die Unterstützung bei medizinischen Maßnahmen wie Blutanalysen und Diagnosen erwähnt.
Einige Teilnehmende äußerten jedoch Skepsis oder Ablehnung gegenüber der Nutzung von KI in der Gesundheitsberatung, insbesondere in lebensverändernden oder ernsthaften medizinischen Situationen.
Andere Bereiche, die genannt wurden, umfassen die Vorsorge, die Unterstützung bei der Medikation und die allgemeine Gesundheitspflege. Es gab auch eine bemerkenswerte Anzahl von Umfrage-Teilnehmenden, die angaben, KI-basierte Gesundheitstipps nicht nutzen zu wollen oder sich unsicher waren, in welchen Bereichen sie solche Tipps anwenden würden.
OP von der KI geplant?
39 Prozent stehen sogar einer von KI mitgeplanten Operation positiv gegenüber. 32 Prozent der Teilnehmenden lehnen eine solche Operation ab, während sich 30 Prozent unsicher sind. Die Zustimmung überwiegt somit leicht gegenüber der Ablehnung, jedoch zeigt der hohe Anteil der Unentschlossenen, dass eine beträchtliche Unsicherheit bezüglich des Einsatzes von KI in der Operationsplanung besteht.
Dies spiegelt sich auch darin wider, dass mehr Menschen der KI-Anwendung bei konservativen Behandlungsmethoden als bei operativen Verfahren zustimmen würden.
51 Prozent würden den Handlungsempfehlungen einer KI bei konservativen Behandlungen wie Physiotherapie oder Ergotherapie folgen, was den höchsten Zustimmungswert darstellt. Die Bereitschaft, KI-Empfehlungen bei der Medikamenteneinnahme und -dosierung zu folgen, liegt bei 43 Prozent. Operative Behandlungen, wie Chirurgie, würden hingegen nur 34 Prozent der Teilnehmenden auf Basis von KI-Empfehlungen in Betracht ziehen.
Eine klare Ablehnung gegenüber KI-Empfehlungen in jeglicher Form äußerten 14 Prozent, während 16 Prozent keine definitive Antwort gaben.
Datennutzung – wie hoch ist die Bereitschaft Gesundheitsdaten zu teilen?
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist ohne die Bereitstellung von Daten, auf deren Grundlage die KI lernen kann, nicht denkbar. Doch wie offen sind die Befragten gegenüber der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten zu diesem Zweck?
60 Prozent der Befragten wären tatsächlich bereit, ihre persönlichen Gesundheitsdaten einer KI zur Verfügung zu stellen, um die Entwicklung neuer Behandlungen zu unterstützen. 20 Prozent der Teilnehmenden lehnen dies ab, während weitere 20 Prozent unsicher sind, ob sie ihre Daten zur Nutzung freigeben würden.
Die Mehrheit zeigt sich also offen für den Einsatz ihrer Daten in der medizinischen Forschung, jedoch besteht bei einem beachtlichen Teil der Befragten noch Unsicherheit oder sogar Ablehnung gegenüber dieser Idee.
Die Umfrageergebnisse machen deutlich: Die Bevölkerung sieht in der Künstlichen Intelligenz durchaus Potenzial für die Medizin. KI könnte in Zukunft Routineaufgaben übernehmen, Diagnosen präzisieren, Behandlungspläne individualisieren und neue Therapieansätze entwickeln. Besonders vielversprechend sind Anwendungen in der Bildgebung, der Genomik und der personalisierten Medizin. Die Kombination von menschlicher Expertise und künstlicher Intelligenz verspricht eine neue Ära in der Gesundheitsversorgung, die sowohl für Patienten und Patientinnen als auch für medizinisches Personal von großem Nutzen sein wird.
Doch es gilt auch Herausforderungen zu meistern. Fragen der Datenqualität, des Datenschutzes und der Algorithmen-Transparenz müssen dringend angegangen werden. Zudem bedarf es einer sorgfältigen ethischen Bewertung, um sicherzustellen, dass KI zum Wohle der Patienten und Patientinnen eingesetzt wird. Dennoch überwiegt die Hoffnung, dass KI die Medizin revolutionieren und zu einer besseren Gesundheitsversorgung für alle beitragen kann.
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie recherchiert und schreibt vor allem über Krankenversicherung, (E-)Health und digitale Innovation, die das Leben besser machen.